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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erst einmal genug davon hast. Komm einfach her Wir finden dich schon, keine Sorge.« Sein Grinsen wurde a n züglich, während er sich an Abu Dun wandte. »Pass g ut auf deinen Freund auf, Großer. Vor allem, wenn Frauen in der N ä he sind. Wir sind vielleicht nicht immer da, um ihn zu beschü t zen.«

Kapitel 3
     
    Z u Andrejs nicht geringer Überraschung wartete nur eine Straße entfernt eine zweispännige Droschke auf sie, mit der Abu Dun offenbar auch gekommen war, wie ihm der ebenso ung e duldige wie missmutige Blick sagte, mit dem der Fahrer auf dem off e nen Kutschbock sie bedachte. Abu Dun machte sich auch nicht die Mühe, ihm ein Fahrziel zu nennen, sondern stieg schnell und so wuchtig ein, dass das grazile Gefährt b e drohlich schwankte und eines der Pferde nervös auf der Stelle tänzelte, bis der Fahrer es mit einem ungeduldigen Peitsche n knallen zur Räson brachte. Andrej eilte mit raschen Schritten um den Zweispänner herum, und die Kutsche setzte sich mit einem Ruck in Bewegung, noch bevor er ganz eingestiegen war und die Tür hinter sich zugezogen hatte, sodass er ungeschickt auf die harte Bank hinabfiel. Abu Dun grinste, aber es war nur ein flüchtiges Verziehen der Lippen ohne jede Wärme.
    »Als mein Leibdiener wäre es deine Aufgabe gewesen, mir die Tür aufzuhalten und zu warten, bis ich sicher eingestiegen bin«, sagte Andrej finster.
    Abu Duns Grinsen wurde noch ein wenig kühlen »Ich spiele nur deinen Sklaven, oh großer weißer Sahib«, sagte er - vo r sichtshalber auf Arabisch, obwohl das Hämmern der beschl a genen Pferdehufe und das Rollen der metallenen Räder so gut wie jeden anderen Laut übertönten. Selbst hier drinnen mussten sie die Stimmen heben, um sich zu verständigen.
    »In der Öffentlichkeit, ja«, antwortete Andrej in derselben Sprache. »Und wir sind hier in der Öffentlichkeit. Wenn man eine Rolle schlecht spielt, dann ist es besser, man spielt sie gar nicht.«
    Abu Duns Grimasse hatte jetzt gar keine Ähnlichkeit mehr mit einem Lächeln. Er wirkte verstimmt, aber wie so oft, wenn er sich über etwas ärgerte oder ihm etwas nicht passte, schwieg er. Oft, aber nicht immer Wenn nicht, konnte er buchstäblich u n unterbrochen und stundenlang reden und einen erstaunlichen Erfindungsreichtum dabei an den Tag legen, seinen Unmut in Worte zu fassen (und das in einem Dutzend Sprachen), sodass Andrej es gewöhnlich vorzog, wenn er sich in beleidigtes Schweigen hüllte.
    Heute nicht. Andrej setzte gerade an, etwas zu sagen, hatte dann aber plötzlich das intensive Gefühl, beobachtet zu werden, und drehte sich noch einmal auf der schmalen Bank um, um die Straße hinter ihnen in Augenschein zu nehmen. Sie befanden sich in der Nähe des Hafens und seinem geschäftigen Treiben, und es war später Vormittag, sodass die Straße alles andere als leer war, aber niemand sah in ihre Richtung - nicht einmal z u fällig. Ein wenig irritiert drehte er sich wieder um und erntete einen fragenden Blick des Nubiers.
    »Meinst du nicht, dass du mir eine Erklärung schuldig bist, Sahib?«, fragte Abu Dun. »Wer waren diese ... Kinder, und was hast du bei ihnen gewollt? Und was hat der Junge damit g e meint, als er sagte, du sollst dich vor Frauen in Acht nehmen?«
    »Später«, antwortete Andrej unwillig. »Sag du mir erst ei n mal, wie du mich gefunden hast.«
    »Nein«, beharrte Abu Dun. »Zuerst du, Hexenmeister. Das gebietet schon die Höflichkeit. Wo kommen wir hin, wenn die Sklaven neuerdings vor ihren Herren reden?«
    Andrej schluckte die scharfe Antwort herunter, die ihm auf der Zunge lag. Möglicherweise hatte Abu Dun ja recht, und es war klüger; wenn er zuerst von seinem sonderbaren Erlebnis aus der vergangenen Nacht berichtete. Und ohnehin war es so, dass Abu Dun, hatte er einmal Nein gesagt, auch dabei blieb. Er z ö gerte kurz (schon weil Fred mit seiner eigentlich harmlosen Stichelei mehr ins Schwarze getroffen hatte, als er zugeben mochte: Es war ihm peinlich zuzugeben, von einer Frau besiegt worden zu sein), berichtete dann aber Abu Dun ebenso knapp wie um Sachlichkeit bemüht, was in der letzten Nacht gesch e hen war. Abu Dun hörte schweigend zu und war auch klug g e nug, keinerlei spöttische Bemerkung zu machen - auch wenn seine Mundwinkel nicht nur einmal verräterisch zuckten. Als Andrej mit seinem Bericht zum Ende gekommen war, wirkte er jedoch sehr ernst.
    »Eine Nubierin, sagst du?«, vergewisserte er sich. »Eine Frau aus meinem Volk?«
    »Das habe ich nicht gesagt«,

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