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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sah sich kurz, aber vielsagend In dem mit Unrat und Trümmern vollgestopftem Zimmer um. Er schwieg.
    »Aber es wird ohnehin Zelt für uns«, sagte Andrej, wieder an Fred gewandt. »Ich danke euch noch einmal für alles, aber jetzt muss Ich gehen.«
    Fred sagte auch dazu nichts, aber er wirkte unentschlossen, und sein Blick Irrte noch einmal zu Abu Duns Gesicht hinauf. Andrej fragte sich, ob die Situation nicht ein völlig anderes E n de genommen hätte, wäre Abu Dun nicht aufgetaucht oder hätte er weniger beeindruckend ausgesehen. Aber eigentlich wollte er die Antwort gar nicht wissen.
    Er schlüpfte In seine Jacke und stellte ohne Überraschung fest, dass sie leichter geworden war. Seine Geldbörse war ve r schwunden.
    »Wer sagt euch denn, dass wir euch so einfach gehen la s sen?«, fragte Fred. Er klang angespannt.
    Von allen Antworten, die Fred möglicherweise erwartet ha t te, wählte Andrej die, die Ihn am meisten erstaunte, als er sich nun an Abu Dun wandte. »Wie viel Geld hast du bei dir?«
    Der Nubier sah beinahe so überrascht aus wie Fred, griff aber achselzuckend unter den Mantel und zog einen schmalen Gel d beutel hervor.
    »Gib es Ihm«, sagte Andrej, noch bevor Abu Dun Gelege n heit fand, Ihn zu öffnen und hineinzusehen. Als Abu Dun mit verständnislosem Blick zögerte, nahm Andrej Ihm den Beutel ku r zerhand weg und gab i hn Fred, ohne das Geld gezählt zu haben. Auch der Junge machte sich diese Mühe nicht, sondern ließ Ihn so schnell wie möglich In der Hosentasche verschwi n den. »Hast du Angst, wir würden euch sonst nicht gehen la s sen?«, fragte er In leicht beleidigtem Ton und ungeachtet der Tatsache, dass er gerade eine entsprechende Andeutung g e macht hatte.
    »Ihr habt mir geholfen«, antwortete Andrej ruhig. »Ich stehe nicht gerne In jemandes Schuld.«
    »Dann Ist dir dein Leben nicht mehr wert als die paar Mü n zen?«, fragte Fred. Andrej wollte antworten, aber diesmal kam Ihm Abu Dun zuvor.
    »Es gibt In dieser Stadt Straßen, In denen ein Menschenleben weniger wert Ist, habe Ich gehört«, sagte er.
    »Durchaus«, fauchte Fred. »Und es gibt...«
    »... auch das genaue Gegenteil«, fiel Ihm Andrej rasch Ins Wort. »Nämlich solche, In denen man sich vollkommen sicher fühlen kann.« Er warf Abu Dun einen warnenden Blick zu. »Und jetzt sollten wir wirklich gehen. Du hast recht. Wir haben dringende Verabredungen.«
    Andrej wandte sich schon beinahe hastig zur Tür und für e i ne endlos lange Sekunde war er nicht sicher ob die Situation nicht doch noch kippen würde, denn keiner der Jungen machte A n stalten, den Weg freizugeben. Dafür schlössen sich etliche Hände fester um ihre kümmerlichen Waffen. Dann konnte er hören, wie Fred hinter ihnen ein weiteres Zeichen gab, und die Mauer aus kleinwüchsigen Gestalten teilte sich. Andrej atmete im Stillen auf. Diese Kinder stellten weder für Abu Dun noch ihn eine Gefahr dar aber trotzdem ... war da noch etwas. Etwas, das ihn beunruhigte.
    Andrej schüttelte den Gedanken ab. Vielleicht war es nur diese bedrückende Umgebung. Er war schon an schlimmeren Orten gewesen, aber dieser hier war dennoch etwas Besonderes. Kinder sollten nicht an einem Ort wie diesem aufwachsen. Ni r gendwo und zu keiner Zeit.
    Abu Dun und er verließen den Raum ohne ein weiteres Wort. Niemand versuchte sie aufzuhalten, und abgesehen von Fred selbst folgte ihnen auch niemand, als sie über eine ausgetretene Treppe, die unter Abu Duns Gewicht ächzte, nach unten gingen. Draußen angekommen, blieb Andrej noch einmal stehen und drehte sich herum. Fred und ein zweiten deutlich jüngerer, aber trotzdem größerer Junge waren ihnen gefolgt, doch darüber hinaus lag das heruntergekommene Gebäude wie ausgestorben da. Es war ein gutes Versteck, wie er zugeben musste. Niemand wäre auf die Idee gekommen, ein gutes Dutzend Kinder in di e ser Ruine zu vermuten.
    »Macht euch keine Sorgen«, sagte er zum Abschied. »Ich werde niemandem von eurem Versteck erzählen.«
    »Würde dir auch nicht viel nützen«, gab Fred zurück. Er klang immer noch ein wenig feindselig. »Wir sind dann nicht mehr hier.«
    »Und wie finde ich euch?«
    »Uns finden?« Nun war der Argwohn in der Stimme des dunkelhaarigen Junge nicht zu überhören. »Warum?«
    »Vielleicht aus dem gleichen Grund wie vergangene Nacht?«, antwortete Andrej. »Um mit euch zu reden. Mehr über die Stadt und ihre Menschen zu erfahren.«
    Fred lachte leise. »Und ich hätte gewettet, dass du nach ge s tern Nacht

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