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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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machte einen weiteren Schritt in den Raum hinein, wobei er den Jungen, der noch i m mer sein Bein umklammert hielt, so mühelos mit sich zog, als wäre er gar nicht vorhanden. Der Knabe fauchte vor Wut wie eine zo r nige Katze, gab sein sinnloses Einhämmern auf Abu Duns W a de endlich auf und zerrte ein Messer unter der Jacke hervor.
    »Das solltest du besser bleiben lassen, mein Junge«, sagte Abu Dun, ohne auch nur zu ihm hinabzusehen. »Die Stiefel sind neu, und sie waren ziemlich teuer. Ich wäre nicht erfreut, wenn du sie mutwillig kaputt machtest.«
    Der Junge hielt tatsächlich mitten in der Bewegung, in der er mit dem Messer auf Abu Duns Wade hatte einstechen wollen, inne, rappelte sich hastig auf und zog sich noch hastiger zwei, drei Schritte weit zurück. Hinter ihm erschienen weitere klei n wüchsige Gestalten, ein gutes halbes Dutzend allein auf dem Teil des Ganges, den Andrej einsehen konnte, und wahrschei n lich noch weit mehr im Rest des Flures. Sie waren ausnahmslos bewaffnet, und Andrej sah auch jetzt keine große Furcht in i h ren Gesichtern, wohl aber eine gehörige Portion Respekt... was bei Abu Duns imponierender Erscheinung ja auch nicht e r staunlich war Selbst Andrej, mit weit über sechs Fuß alles a n dere als klein, machte sich neben dem Nubier wie ein Zwerg aus. Abu Dun war nicht nur groß, sondern auch massig gebaut. Nahezu jeder, der ihn zum ersten Mal sah, erlag dem Irrtum, diese gewaltige Körpermasse für die Spuren der Völlerei eines allzu ausschweifenden Lebenswandels zu halten. Völlerei und Ausschweifungen jeglicher Art gehörten tatsäc h lich zu Abu Duns Lieblingsbeschäftigungen (wenn er nicht g e rade dabei war, Schädel einzuschlagen oder Krieg zu führen), aber an se i nem Körper war nur sehr wenig Fett. Schon so ma n cher hatte diesen Irrtum mit dem Leben bezahlt.
    »Hör mit dem Unsinn auf, Pirat«, sagte Andrej. »Lass sie runter« Gleichzeitig setzte er Fred vorsichtig ab und wich ein kle i nes Stück vor ihm zurück. Spätestens Freds letzte Worte hatten ihm bewiesen, dass der Junge ihn nicht für einen har m losen Dummkopf hielt, den er ausrauben konnte (oder ihm auch die Kehle durchschneiden konnte, wenn er lebensmüde genug war, Widerstand zu leisten). Aber der Junge brodelte innerlich vor Zorn, und er hatte ihn gedemütigt, was ganz bestimmt nicht klug gewesen war.
    »Wir sind nicht eure Feinde, Fred«, sagte er rasch. »Ihr braucht keine Angst zu haben. Abu Dun ist ein guter Freund.«
    »Danke, dass du das alt diesmal weggelassen hast«, sagte Abu Dun. Vorsichtig stellte er die beiden Jungen vor sich auf die Füße und zog die linke Augenbraue hoch, als einer von i h nen einen Dolch hervorzog, der andere ein schartiges Schlachterbeil. »Deine neuen Freunde?«, fragte er spöttisch.
    »Sie haben mir gestern das Leben gerettet«, antwortete A n drej. »Ja, ich glaube, das könnte man durchaus als Grundlage für eine Freundschaft bezeichnen.« Er versuchte, Fred anzul ä cheln, aber er spürte selbst, dass es misslang. Freds Augen schienen Funken in seine Richtung zu sprühen.
    »Wo kommt der her?«, fauchte er »Hast du ihn zu unserem Versteck geführt?«
    »Ich war die ganze Nacht über bewusstlos«, erinnerte ihn Andrej.
    Fred funkelte ihn nur noch zorniger an, wandte sich dann aber mit einem Ruck zu Abu Dun um. Er musste zwar den Kopf weit in den Nacken legen, um ins Gesicht des Nubiers zu bl i cken, doch das hinderte ihn nicht daran, ihn anzuherrschen: »Wie kommst du hierher? Wie hast du uns gefunden?«
    »Das sind gleich zwei Fragen auf einmal, Kleiner«, antwo r tete Abu Dun lächelnd. »Sagen wir: Ich habe meine Mittel und Wege. Und ich war in Sorge um Andrej.«
    »Weil er nicht pünktlich nach Hause gekommen ist?«, fragte Fred spöttisch. Andrej registrierte eine winzige Bewegung se i ner linken Hand, woraufhin die beiden Jungen vor Abu Dun Ihre kümmerlichen Waffen sinken ließen und sich en t spannten - wenn auch nicht sehr.
    »Ich war tatsächlich ein bisschen In Sorge um dich, Hexe n meister«, fuhr er, an Andrej gewandt, fort. »Wir waren vera b redet. Was hat dich aufgehalten?«
    »Dies und das«, antwortete Andrej, wobei er Ihm -genau wie der Junge gerade - fast unmerklich ein Zeichen mit den Fingern der linken Hand gab. Sie würden später über dieses Thema r e den. »Du weißt, wie das Ist, wenn man neue Freunde kenne n lernt. Man kommt Ins Reden, und die Zeit vergeht wie Im Fl u ge.«
    Abu Dun zog zur Abwechslung die andere Augenbraue hoch und

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