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Glutnester

Glutnester

Titel: Glutnester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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den nächsten, würde ich mal sagen. Ich jedenfalls mag Whitneys Lovesongs.«
    »Am Ende sind sie nicht zusammengekommen.«
    »Aber sie hatten eine fantastische Zeit miteinander.« Degenwald hält Elsa die Tür auf, summt dabei »I will always love you« und schaut sie an. Elsa tut ihm den Gefallen und ergänzt eine Strophe des Textes zu seiner Melodie. Dann streifen sowohl sie als auch er Latexhandschuhe über und rufen nach ihrem Kollegen. Ben taucht hinter der nächsten Tür auf. Mit strubbeliger Frisur und Hunger in den Augen. Hunger auf Elsa.
    »Servus. Ich war in Marquartstein. Bei meiner Oma. Deshalb bin ich so schnell hier.«
    »Du hast eine Oma in Marquartstein?«, wundert sich Elsa.
    »Ich hab eine Menge Verwandte«, entgegnet Ben kurz angebunden, während er rasch mit Pinsel und weiteren Utensilien weiterarbeitet.
    »Mir fällt gerade etwas ein«, fängt Elsa von etwas ganz anderem an. »Macht’s euch was aus, wenn ich euch kurz allein lasse?«
    Ben und Degenwald schauen sich an. »Um was zu tun?«, fragt Degenwald nach.
    »Wäre geschickt, wenn ich noch mal mit Frau
Dr. Kamps’ Sprechstundenhilfe plaudere. Die sitzt jetzt vermutlich mit hochgelagerten Beinen und ihrer Katze auf dem Schoß vorm Fernseher. Ein paar Schnittchen vor sich auf dem Tisch. Vielleicht war vor Kurzem Hubert Kratzer in der Ordination. Da niemand in die Praxis eingebrochen ist, das hätte sie mir schließlich gesagt, muss er sich das Mittel ›ganz legal‹ besorgt haben. Während der Sprechstunde.«
    Ben und Degenwald schauen sich erneut an. Schlussendlich nickt Ben. »Geh nur. Wir kommen schon klar.«
    »Ja, tun wir!«, bestätigt Degenwald, wenig begeistert. Man sieht ihm an, dass er sich den Satz abringt. Elsa lächelt und verlässt, während sie erneut einen von Whitneys Hits aus ›Bodyguard‹ zu summen beginnt, den Raum.
     
    Gerd Speckbacher brütet über seinem PC. Versucht, einen reißerischen Artikel zu schreiben. Über einen Schlüssel, den ihm jemand geschickt hat. Einen Schlüssel, der – für ihn zumindest – die Schnitzeljagd zu einem Mord eröffnet. Doch wie er es auch dreht und wendet, welchen Anfang er auch nimmt, ihm entgleitet jedes vernünftige Wort. Und so tippt er blanken Unsinn in den Computer, rauft sich die Haare dabei und flucht gegen die Wände. Dabei hat er Schreibtalent. Hat es sich oft genug bewiesen. Nur die Welt muss noch davon erfahren.
    Vermutlich liegt sie jetzt im Krankenhaus, denkt er. Beschreibt ihn, wie sie ihn in Erinnerung hat. Im schlechtesten Fall hatte sie sogar Hautfetzen von ihm unter den Nägeln. Er könnte behaupten, sie sei freiwillig mitgegangen. Er hat ihr doch nichts Richtiges getan. Hat sie nur am Baum festgebunden. Und ihren Slip an sich genommen und daran gerochen. Wie an so vielen Slips zuvor auch. Dann hat er an sich rumgemacht. Er wollte nur, dass sie ihn mal anfasst. Ihm vielleicht die Hand auf den Penis legt. Oder ein bisschen mehr.
    Speckbacher schlägt sein Notebook mit einem Ruck zu und gießt sich einen Bourbon ein. Er hasst seine Vergangenheit. Und er liebt sie zugleich. Sie ist seine einzige Identität. Gibt ihm eine Geschichte. Manchmal nimmt er sich seine Vorstellung von Liebe übel. Liebe, die ihm nicht entgleiten kann. Liebe, die ihn einen kurzen Moment wärmt. Die ist schwer zu fassen. Macht ihm so viel Mühe.
    Er hat den Slip in die Rechtsmedizin geschickt. Und den zweiten vor die Tür dieser unfreundlichen Person gelegt. Dieser Zicke von Ermittlerin. Ein gehöriger Schreck konnte der nicht schaden. Und die Untersuchungen im Fall Gasteiger/Kratzer hat er so auch angetrieben. Schließlich hatte diese verdammte Sippe seine Mutter auf dem Gewissen. Eine Mutter, die ihn weggegeben hatte. Ein kaltes Weib. Junge Frauen taten so was nicht. Die waren ehrlich. Die konnten noch lieben. Er will, dass diese heuchlerische Familie ihre Strafe bekommt. Auslöschen wäre das Beste. Alle zusammen. Doch der Tod war zu wenig. In ihrem eigenen Saft sollten sie schmoren. Und einsehen, was sie ihm angetan hatten. Das kann die Veronika jetzt nicht mehr. Etwas einsehen. Und ihn um Verzeihung bitten. Für sie ist alles vorbei.
    Mit dem ›Luise‹ auf dem Slip hatte er diesen Stümpern klargemacht, dass man im Umfeld der Familie Gasteiger suchen musste. Bei Roland. Der tatsächlich sein Vater war. Den musste er noch aufsuchen. Mit dem hat er noch nicht gesprochen.
    Doch jetzt hat er ein anderes Problem. Dieses Mädchen. Wenn sie ihn beschreibt, ist er fällig. Seine Statur. Seine

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