Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glutnester

Glutnester

Titel: Glutnester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
Vom Netzwerk:
skeptisch.
    »Natürlich hab’ ich mal was bezüglich Veronikas Tod erwähnt«, gibt Elsa zu.
    »Aber warum sollte Hubert Kratzer, oder wer auch immer dieses Buch gelesen hat, es im Stall deponieren?«, grübelt Degenwald laut vor sich hin.
    »Da fällt mir nur ein Grund ein. Wenn ich nicht möchte, dass es jemand mitbekommt«, bringt Elsa ihre Überlegungen auf einen Punkt. »Nachdem Herr Kratzer die Luise Gasteiger eliminiert hatte, musste er sich nur noch um die Veronika kümmern. Und wie’s geht, hat er aus diesem Buch hier. Durch den ehemaligen Job seiner Frau ist er relativ leicht an das Narkosemittel herangekommen. Sie wissen noch nicht, dass das Mischgerät für Frau Dr. Kamps Narkosemittel defekt war. Frau Dr. Kamps hat neben dem Veterinär ihre Praxis, bei dem Helga Kratzer ab und zu immer noch aushilft. Ergebnis einer meiner Recherchen. Die Helga kann’s übrigens nicht gewesen sein. Die hätte von Haus aus gewusst, wie man so was angeht. Aber er, er hat nachschlagen müssen.«
    Degenwald kommt kaum mit Zuhören nach. »Jetzt mal langsam. Was haben Sie recherchiert? Und warum weiß ich nichts davon? Und wieso haben wir das Mischgerät nicht konfisziert?«
    »Das ist längst repariert. Da finden wir nichts mehr. Für Hubs Kratzer stand fest, dass sein Schwiegervater nach dem Tod seiner Frau und dem von der Veronika vermutlich bereit gewesen wäre, den Hof zu verkaufen. Ab dem Zeitpunkt hätte er freie Bahn und könnte alles an den Meistbietenden verscherbeln. Denn ich wette drauf, dass der Besitz bereits auf die Helga überschrieben ist und die Eltern, also Roland und Luise, nur noch ein eingetragenes Wohnrecht haben.«
    »Das werden wir gleich morgen früh überprüfen. Davon abgesehen, haben wir, bis auf dieses Buch, von dem wir noch nicht mal etwas wissen dürften, nichts in der Hand. Es besteht lediglich ein Verdacht gegen Hubert oder Helga. Der Roland wird’s ja wohl kaum gewesen sein. Obwohl, wenn die Veronika ihm vielleicht die Liebe hätte kündigen wollen …?«
    »Dann hätte er im Affekt gehandelt. Nicht überlegt.«
    »Vermutlich«, stimmt Degenwald zu.
    »Helgas Mann ist für den Tod von der Veronika verantwortlich. Vielleicht sogar für den seiner Schwiegermutter. Der klassische Fall. Mord aus Habgier.« Elsa strotzt geradezu vor Euphorie.
    »Vernünftig und nachvollziehbar klingt es allemal. Vor allem nach meinem Essen mit dem Fritz Haberstock unlängst. Aber wie heißt es so schön: Im Zweifel für den Angeklagten. Und in unserem Fall gibt es noch nicht einmal das. Einen Angeklagten. Lediglich einen Verdächtigen.« Degenwald, der ebenfalls Handschuhe angelegt hatte, legt das Buch zurück an die Stelle, wo Elsa es gefunden hat, und wirft einen betrübten Blick auf das aufgebrochene Schloss.
    »Ich warte keinesfalls bis morgen«, stellt Elsa klar. »Wir holen uns den Hubert gleich heute. Irgendwann muss er nach Hause kommen. Und dann sind wir da.«
    »Wir warten im Auto auf ihn«, seufzt Degenwald nachgiebig. Zu irgendeinem Ergebnis müssen sie kommen. Schon wegen ihrer unerlaubten Vorgehensweise.
    »Einverstanden«, grinst Elsa, als sei sie gerade zu einer grandiosen Theatervorstellung und anschließendem Candlelight-Dinner eingeladen worden und nicht zu einem zermürbenden Verhör.

20. Kapitel
    Nadine wacht auf. Ihr Körper fühlt sich wie in Watte gepackt an. Fast so, als habe sie keinen mehr. Keine Arme. Keine Hände. Keine Beine. Keine Organe. Nichts. Sie versucht, an sich hinunterzuschauen. Doch sie schafft es nur, nach oben zu starren. Über ihr ist gleißendes Licht. Und ein seltsames Surren. Wahrscheinlich von den Lampen.
    »Wir haben dein Bein operiert. Ein komplizierter Bruch. Außerdem hast du Prellungen erlitten und einige sehr tiefe Schnittwunden, die wir nähen mussten. Ansonsten ist alles in Ordnung. Kannst du uns sagen, wie du heißt und was passiert ist? Du hattest keine Papiere, absolut nichts dabei«, sagt eine Schwester oder Ärztin zu ihr.
    »Na…dine«, presst Nadine heraus. Mit einer Stimme, dünn wie ein Rinnsal Wasser. »Po…lizei!«, verlangt sie dann. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Sie weint still vor sich hin. Doch da ist auch ein dumpfer Trotz in ihr. Ein unbändiger Wille, es allen zu zeigen. Vor allem diesem abartigen Kerl.
    »Du bist vor ein Auto gelaufen, Nadine«, erklärt ihr die Frau im weißen Kittel. »Der Fahrer des Wagens hat dafür gesorgt, dass du hierhergebracht wurdest.«
    Glaubt die, das wüsste ich nicht? Dass ich vor ein Auto

Weitere Kostenlose Bücher