Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glutroter Mond

Glutroter Mond

Titel: Glutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
Vom Netzwerk:
bebildert.
    Layton macht einen Schritt auf mich zu. Seine Miene entspannt sich dabei nicht. Ich habe das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, obwohl ich mich seit meiner Ankunft nicht gerührt habe. Ich möchte nicht zurückweichen und zwinge mich, stehen zu bleiben. Auch unterdrücke ich den Impuls, die Arme zu heben, um mein Gesicht zu schützen. Doch Layton will mich gar nicht schlagen. Er greift lediglich nach meinem Handgelenk und zerrt mich zu einem der Stühle herüber. Er gibt mir unmissverständlich zu verstehen, dass ich mich hinsetzen soll. Ich gehorche. Meine Muskeln zittern heftig, weil mein Anzug noch immer nass und kalt auf meiner Haut klebt. Layton schenkt mir kaum Beachtung. Stattdessen wendet er seine Aufmerksamkeit dem Apparat zu, wickelt die Kabel ab, drückt Knöpfe. Das Teil gibt ein Summen von sich. Ich möchte unbedingt wissen, was das ist, traue mich aber nicht zu fragen.
    Layton kommt mit drei Kabeln zu mir zurück. Ohne mir dabei in die Augen zu sehen, klebt er runde Pflaster an beide meiner Schläfen und eines unterhalb des Loches zwischen meinen Schlüsselbeinen. Er befestigt die Kabel daran, denn auf den Pflastern ist ein zylindrisches Metallteil, in das die Kabelenden genau hineinpassen. Layton zieht drei Gurte von unterhalb des Stuhles hervor, die zuvor nicht sichtbar gewesen waren. Er fixiert meine Handgelenke auf den Stuhllehnen. Meine Hände sind schweißnass.
    Layton verfährt mit sich selbst genauso, bis auf die Gurte. Auch an ihm hängen nun drei Kabel, er setzt sich auf den anderen Stuhl, neben dem der Apparat steht. Bevor er einen Hebel umlegt, hält er inne und knurrt mich an.
    »Meine Güte, hör auf mit dem Scheiß!«, fährt er mich an.
    Ich weiß nicht, was er meint und sehe ihn nur fragend an.
    »Du stirbst hier nicht, also halte deine Todesangst im Zaum! Es tut nicht einmal weh. Aber Angst verursacht ein hässliches Störfeld im Emotionsspektrum. Die Maschine kann dann nicht richtig arbeiten, also reiß dich gefälligst zusammen!« Er schreit mich regelrecht an. Ich frage mich, wie ich mich unter diesen Umständen beruhigen soll. Seine Worte verwirren mich. Was hat die Maschine mit meiner Angst zu tun, die unter der Oberfläche meiner nach außen zur Schau getragenen Ruhe wabert? Und woher weiß Layton, wie es wirklich in mir aussieht?
    »Lehn` dich zurück.«
    Ich wage es nicht einmal, zu widersprechen. Ich presse meinen Rücken in den glatten weißen Stoff des Untersuchungsstuhls. Layton macht es sich bequem, er sieht kein bisschen nervös aus. Er betätigt einen Kippschalter, den roten genau in der Mitte des Apparats.
    Aus irgendeinem Grund erwarte ich einen Schmerz, aber ich spüre absolut gar nichts. Sekunden verstreichen, ehe Layton einen missmutigen Laut ausstößt und den Schalter noch mehrere Male in beide Richtungen kippt.
    »Verdammt, was ist das für ein Mist?!«, poltert er. Er fährt sich über den kahl geschorenen Kopf und schlägt mit der Faust oben auf den Apparat, sodass ein lautes
Klong
ertönt. Dann reißt er an der Maschine herum, öffnet eine Klappe an der Seite und zieht etwas daraus hervor. Es ist eine dünne Platte, etwa so groß wie meine Hand. Sie ist goldfarben und von vielen feinen Linien und Drähten durchzogen. Im Jähzorn wirft er sie hinter sich, sie landet auf meinem Schoß und rutscht zwischen meine Oberschenkel.
    Ich möchte aufspringen, aber ich kann nicht, weil meine Hände festgebunden sind. Es hätte ohnehin nichts gebracht. Ich hätte nirgendwohin flüchten können. Mir wird abwechselnd heiß und kalt.
    Layton fährt ruckartig herum. Seine orangebraunen Augen sprühen vor Zorn. Ich halte den Atem an.
    »Ist das Mistding kaputt oder liegt es an dir?« Er bleckt die Zähne. Ich rutsche ein wenig tiefer in meinen Stuhl.
    Mit einer übermenschlich schnellen Bewegung reißt Layton sich die Kabel von Stirn und Brust, springt auf mich zu und noch ehe ich begreifen kann, was er tut, schüttelt mich ein scharfer Schmerz. Er ist so stark, dass mir kurzzeitig schwarz vor Augen wird. Mir ist übel. Dann spüre ich, wie mir etwas Warmes das Gesicht und den Hals hinab rinnt, hinein in den Ausschnitt meines Anzuges. Layton hat mir ins Gesicht geschlagen. Ich reiße an meinen Fesseln, will mich mit den Armen vor einem weiteren Angriff schützen, aber es gelingt mir nicht, die Gurte zu lösen. Ich bekomme keine Luft mehr durch die Nase und ein metallischer Geschmack breitet sich auf meiner Zunge aus.
    Dann springt die Tür auf, Layton fährt

Weitere Kostenlose Bücher