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Glutroter Mond

Glutroter Mond

Titel: Glutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
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herum. Cade steht unter dem Sturz. Ich weiß nicht weshalb, aber in diesem Moment bin ich dankbar, ihn zu sehen, obwohl er genauso fremd und unfreundlich zu mir gewesen ist. Aber er hat mich immerhin nicht geschlagen.
    »Was soll das hier?« Seine Stimme ist tief und nüchtern. Sein Blick fällt auf mich. »Layton, was hast du mit ihr gemacht? Bist du irre? Willst du noch mehr Leichen verbrennen müssen?«
    »Es hat nicht funktioniert«, versucht der Kahlkopf sich zu verteidigen. »Der Apparat ist kaputt. Ich habe dir gleich gesagt, diese Scheiße taugt nichts! Wir sollten wieder auf die althergebrachte Art und Weise Nahrung aufnehmen, wie wir es seit Generationen machen. Ich war von Anfang an gegen diesen Unsinn.«
    »Und jedes Mal einen Menschen dabei töten? Layton, in den Staaten leben kaum noch freie Menschen, die wir dafür benutzen können, und ich bin mir nicht sicher, wie lange der Weg nach New York noch frei ist. Wir müssen mit unseren Ressourcen sorgfältiger haushalten. Meine Erfindung war genial. Der Apparat funktioniert einwandfrei, vielleicht kannst du bloß nicht damit umgehen.«
    Cade kommt auf mich zu, beugt sich zu mir hinab und löst die Gurte um meine Handgelenke. Er entfernt die Pflaster mit einem schnellen Ruck. Dann geht er zum Wandschrank, öffnet ihn und nimmt ein Handtuch heraus. Ich greife mir ins Gesicht. Ich glaube, meine Nase ist nicht gebrochen. Das Blut vermischt sich mit meinen Tränen. Ich weiß nicht, ob es Tränen des Schmerzes oder der Verzweiflung sind.
    Cade wirft mir das Handtuch in den Schoß. »Wisch dich sauber. Fürs erste muss das reichen.«
    Ich fahre mir mit dem weißen geruchlosen Tuch über das Gesicht. Binnen kurzer Zeit verfärbt es sich rot.
    »Ich kann sehr wohl mit dem Teil umgehen«, greift Layton das Thema wieder auf. »Mit der Kleinen stimmt etwas nicht. Ich empfange keinerlei Impulse von ihr, als hätte sie gar keine Emotionen. Wie ein Roboter. Da kann ich die Kabel auch direkt an den SUV anschließen. Hätte denselben Effekt gehabt.«
    Mein Kopf schwirrt. Wovon redet er überhaupt? Was hatte er mit mir vorgehabt? Nahrung aufnehmen? Impulse? Emotionen? Ich verstehe absolut nichts.
    »Wir werden es später wieder probieren.« Cade macht den Eindruck, als wolle er mit Layton nicht weiter darüber diskutieren. Vielleicht, weil ich noch im Raum bin. Ohnehin sehen die beiden aus, als könnten sie sich nicht leiden.
    Er wendet sich wieder an mich. »Steh auf und komm mit. Wir müssen dich erneut waschen. Für heute ist es genug.«
    Ich rutsche aus dem Untersuchungsstuhl heraus. Dabei fällt beinahe die goldene Platte aus der Maschine vom Stuhl, die zwischen meinen Beinen gelandet ist. Kurzerhand nehme ich sie an mich und stecke sie in meine Hosentasche. Nicht, weil ich stehlen will, sondern weil ich mich schlichtweg nicht traue zu sagen, dass ich sie noch habe. Ich möchte der Situation so schnell wie möglich entfliehen und folge Cade zur Tür, ohne Layton noch einmal anzusehen.
    Wieder gehe ich den langen Flur zurück zur Eingangstür, wieder durch den Hohlraum, in dem das Auto steht, wieder um die Biegung herum und wieder in die Nische mit der Wanne. Nur diesmal ist es Cade, der dabei meinen Oberarm festhält.
    »Mach dein Gesicht sauber. Es scheint, als hätte es aufgehört zu bluten.«
    Ich erwidere nichts darauf. Ich halte noch immer das Handtuch in meiner Hand. Ich versenke es im Wasser und wringe es aus. Das Wasser nimmt eine rötliche Färbung an.
    Nachdem ich mich erneut gewaschen habe und allmählich auch wieder Luft durch die Nase bekomme, macht Cade sich mit mir auf den Rückweg. Aber er hält meinen Arm diesmal nicht fest, ich gehe frei neben ihm. Ein Impuls, der sich nicht unterdrücken lässt, überkommt mich. Es ist der nackte Überlebensinstinkt. Ich hätte es schon viel eher tun sollen, aber das Erlebnis im Labor hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Meine Beine weigern sich, wieder in den Hohlraum einzutauchen und das Sonnenlicht erneut zu verlassen. Ich kann gar nichts dagegen tun. Ich mache auf dem Absatz kehrt und renne auf die Straße zurück, von wo aus wir hergekommen sind. Die Überraschung war auf meiner Seite, denn Cade hat einen Moment zu lange gebraucht, um nach mir zu greifen. Seine Hand geht ins Leere.
    Obwohl es mich schmerzt, Neal zurückzulassen, muss ich an mein eigenes Leben denken. Nur weg von hier. Wenn einer von uns überlebt, kann er dem anderen helfen. Anders geht es nicht. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass

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