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Glutroter Mond

Glutroter Mond

Titel: Glutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
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Boden sinken lässt, schlägt Sienna ihn heftig mit dem Hinterkopf gegen die Metallwand. Mir entfährt ein entsetztes Aufkeuchen. Das dumpfe Geräusch ist mir durch Mark und Bein gefahren.
    »Sei bloß still, du dummes Stück!«, keift sie in meine Richtung. »Sonst breche ich dir den Arm. Und jetzt kommt. Ich möchte keinen Widerstand mehr erleben.«
    Ich zweifle keine Sekunde an ihren Worten und lasse mich von ihr weiter durch den Gang führen. Vor einer der Türen bleibt sie stehen. Sie öffnet sie mit einem Druck ihrer Handfläche gegen das Metall. Sie schwingt auf, und nur eine Sekunde später stößt sie Neal ins Innere. Mit einem lauten Krachen schlägt sie die Tür heftiger als nötig hinter ihm zu. Mir rutscht das Herz in die Hose. Neal! Lass mich nicht allein! Ich schlage mit der Faust gegen die Tür, aber sie öffnet sich nicht erneut.
    »Hör auf, so ein Theater zu machen!« Sienna greift in meine Haare und reißt meinen Kopf unsanft zurück. Der Schmerz in meiner Kopfhaut lässt mich Winseln.
    Schon packt sie mich wieder am Arm und zerrt mich weiter. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs öffnet sie eine andere Tür und stößt mich hindurch. Als sie sich hinter mir schließt, umfängt mich Dunkelheit.

Kapitel neun
    Holly
     

    Zunächst von Angst gelähmt, kauere ich minutenlang reglos auf dem kalten Boden, ehe ich bemerke, dass es um mich herum nicht so dunkel ist wie befürchtet. Meine Augen benötigen eine Weile, um sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Unter der Tür zwängt sich ein heller Schein hindurch, jenes weiße ungemütliche Licht der Neonröhren auf dem Gang. Schon bald schälen sich Konturen aus meiner Umgebung, aber ich bewege mich noch immer nicht. Ich belasse es dabei, meinen Blick umherwandern zu lassen. Viel zu sehen gibt es ohnehin nicht. Die Zelle, in die mich Sienna gestoßen hat, misst kaum mehr als drei Yards an jeder Wand. Möbel gibt es nicht, nur einen Eimer in der Ecke. Ich traue mich nicht nachzusehen, ob er leer ist. Ich habe eine böse Vorahnung, wozu er gedacht ist und versuche, meine Gedanken daran zu verdrängen. Ich habe ohnehin seit Ewigkeiten nichts mehr getrunken. Vermutlich werde ich ihn nicht benötigen.
    Meine Hände tasten neben mir über den Boden. Er ist gefliest und kalt. Es gibt kein Fenster, nur glatte Metallwände, die den Schein des schwachen Lichts zurückwerfen. Die Luft ist warm und stickig. Wie lange muss ich hier bleiben? Ich habe das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Wo ist Neal? Die Angst um ihn schüttelt mich. Ich rufe immer wieder seinen Namen, doch es scheint, als dringe kein Laut durch die dicken Wände. Sie werfen nicht einmal ein Echo, meine Stimme klingt dumpf.
    Hunger und Durst rauben mir den Verstand. Irgendwann ändere ich meine Sitzposition und strecke die Beine gerade von mir. Ich weiß nicht, womit ich mich ablenken soll. Es gibt keine Beschäftigung für mich, meine Gedanken fliegen. Mir fällt die Karte ein, die noch immer hinter dem Reißverschluss meiner Brusttasche steckt. Mein Herz schlägt schneller, als ich sie hervorziehe. Ich krieche näher an die Tür heran, näher ans Licht, damit ich das Bild betrachten kann, von dem ich jeden Zoll auswendig kenne.
Hollywood.
Ich küsse die Karte und stecke sie zurück in meine Tasche. Ob Carl und Candice uns vermissen? Vielleicht haben sie es bereits den Obersten gemeldet. Ich glaube fest daran, dass man nach uns sucht, obwohl ich mir sicher bin, dass niemand dabei bis in diese Einöde vordringen wird, von der ich bis vor zwei Tagen nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gibt.
    Die Zeit verstreicht. Wie viele Stunden? Ich weiß es nicht. Ich beginne zu zählen, flüstere die Worte in die Stille hinein, wie ich es früher manchmal getan habe, wenn ich nicht einschlafen konnte. Ich komme nicht über dreihundertzweiunddreißig hinaus. Meine Gedanken verlieren bedenklich an Kontur. Schlafe ich bereits?
    Ein lautes Krachen und Rumpeln, das in der Stille meiner Zelle wie ein Donnerschlag anmutet, lässt mich hochfahren. Augenblicklich bin ich hellwach, mein Herz rast. Der grelle Schein der Neonröhren schmerzt in meinen Augen, ich wende den Kopf ab. Gerne hätte ich gesehen, wer die Tür geöffnet hat, aber ich kann die Augenlider einfach nicht heben. Tränen rinnen meine Wangen hinab.
    Jemand greift in meine Haare und zerrt mich auf die Beine. Ich stoße einen Schrei aus, zumindest versuche ich es, doch aus meiner Kehle dringt nur ein heiseres Krächzen.
    Ich werde in den

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