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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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sich mit jemandem auszutauschen, der sein Leben noch weniger im Griff hatte als er.
    »Okay«, sagte er, »gut zu wissen.«
    Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, schob sie sanft beiseite und öffnete die Haustür.
    »Was glauben Sie, wann es passiert? In The Hollows gibt es ja nur ein einziges Gewässer.« Der Black River war ein murmelnder Bach, der friedlich durch eine Klamm floss. Nach heftigen Regenfällen konnte er anschwellen, war aber seit Jahren nicht mehr über die Ufer getreten. Und bis jetzt war der Herbst sehr trocken gewesen.
    Eloise lächelte nachsichtig.
    »Ich glaube nichts, Mr. Cooper. Ich sehe und spreche mit den Betroffenen, damit sie die richtigen Entscheidungen treffen. Oder wenigstens die annähernd richtigen. Mehr kann ich nicht tun. Früher habe ich mir ständig das Hirn zermartert, um herauszubekommen, was wann wo passiert. Ich wollte die Menschen retten und ihre Probleme für sie lösen, und ich stürzte in ein tiefes Loch, wann immer es mir nicht gelang. Inzwischen sage ich nur noch, was ich gesehen habe. Ich mache mich nicht mehr davon abhängig, welche Wendung eine Sache nimmt, ob die Leute mich respektvoll oder schlecht behandeln, ob sie mir zuhören oder nicht.«
    »Dann treffen Ihre Visionen haargenau ein?«, fragte er. Er machte sich keine Mühe, seine Skepsis zu verbergen. »Sie sehen etwas, und dann kommt es genau so? Es ist unabänderlich?«
    »Nein, meine Visionen sind nicht immer so genau«, sagte sie.
    »Aber manchmal?«
    »Manchmal.« Sie nickte zögerlich. »Übrigens ist nichts im Leben unabänderlich, Mr. Cooper.«
    »Nichts, außer der Tod.«
    »Tja …«, sagte sie. Aber sie sprach nicht weiter. Hielt sie sich für etwas Besseres? Für eine überlegene Lehrerin, die sich keine Mühe machte, dem Schüler zu erklären, was er ohnehin nie verstehen würde?
    Sie ging hinaus und ließ die Fliegentür hinter sich zufallen. Jones wusste nichts mehr zu sagen, deswegen schwieg er und schaute zu, wie sie unbeholfen die Treppe hinunterstieg. Sie drehte sich noch einmal zu ihm um, so als wollte sie ihm etwas sagen. Aber dann ging sie weiter. Ihr Gang wirkte unbeschwerter als vorher, so als wäre sie eine Last losgeworden. Sie wirkte nicht mehr so krank und schwach. Sie stieg in ihr Auto und fuhr langsam davon.

ZWEI
    S ie schrieb langsam und drückte bei jedem Buchstaben fest auf das Papier, bis der Füller es zerkratzte. In Großbuchstaben prangte der Satz auf ihrem Englischheft: THE HOLLOWS IST ZUM KOTZEN . Genau. Es war wirklich das Letzte. Sie hasste es, hier zu leben. Darunter setzte sie in geschwungener Schreibschrift: Was soll ich hier? Was?
    » Willow? Miss Willow Graves? Hören Sie zu?«
    Erschreckt setzte Willow sich auf. Manchmal verlor sie sich in ihren Tagträumen, und dann versank die Welt ringsum in einem weißen Rauschen. Wenn sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde, war es immer unsanft und manchmal peinlich. Alle starrten sie an. Diese Kretins.
    Sie hob den Blick und entdeckte Mr. Vance, ihren Englischlehrer. Er sah sie erwartungsvoll an.
    »Wie war nochmal die Frage?« Sie spürte die Hitze in ihren Wangen. Jemand in der letzten Reihe kicherte.
    »Ich habe gefragt«, sagte Mr. Vance, »worin der Unterschied zwischen einer Metapher und einem Vergleich besteht.«
    Sie wollte nicht die Augen verdrehen, aber manchmal führten sie scheinbar ein Eigenleben. Mr. Vance verschränkte die Arme vor der Brust und straffte die Schultern. Er forderte sie heraus.
    »Ein Vergleich ist eine rhetorische Figur, die zwei Dinge vergleicht und dazu die Partikel wie oder als benutzt. So wie zum Beispiel in dem Satz: ›Seine Augen waren so blau und verlockend wie der tiefe, weite Ozean.‹ Eine Metapher ist ein Stilmittel, das zwei ungleiche Dinge in Bezug zueinander setzt, wie zum Beispiel in: ›Ihre Liebe zu ihm war eine rote, rote Rose.‹«
    Um nicht das Gesicht zu verlieren, spielte sie den verführerischen Vamp. Aber es kam nicht an. Die Zombies kicherten noch lauter. Was für eine Idiotin. Die Worte stiegen aus dem hinteren Teil des Klassenzimmers auf wie eine Rauchwolke. Mr. Vance lief dunkelrot an – aus Wut, aus Scham, vielleicht war es auch eine Mischung aus beidem.
    Als Willow klein war, hatte ihre Mutter immer gesagt : Dein loses Mundwerk wird dir noch viel Ärger einbringen, junge Dame. Später dann: Halt den Mund, Willow. Achte auf deine Wortwahl! In letzter Zeit tadelte ihre Mutter sie so oft, dass sie sich auf Wortwahl! beschränkte.
    Mr. Vance hatte

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