Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)

interessiert, nahm er seinen Kopfhörer ab, lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen.
    Zwei Stunden später saß Acadia, dank des mysteriösen Marc Savin, allein in einem Firmenflugzeug auf dem Weg nach Hause nach Junction City.

20
    Cambridge, Massachusetts
    Drei Monate später
    Zak vermisste Acadia mit einer Intensität, die in den Monaten, seit er sie zuletzt gesehen hatte, nur noch stärker geworden war. In der wilden Zeit, die sie miteinander erlebt hatten, war sie zu einem untrennbaren Teil seiner Seele geworden. Ihre Abreise hatte Zaks dünnen Faden zu ihr zerrissen und ihn erkennen lassen, was für ein Schatz sie war. Als er auf dem Rollfeld gestanden und dem Flugzeug so lange hinterhergesehen hatte, bis es nur noch ein Punkt am Himmel war, hatte sich in ihm etwas aufgelöst.
    Er wollte nicht mehr nachts aufwachen und nach ihr greifen, nur um festzustellen, dass er allein war.
    Er hatte Abenteuer gesucht, als er nach Venezuela gegangen war.
    Er hatte sie gefunden.
    Hatte die Liebe gefunden.
    Er war nach Boston gekommen, um sie sich zurückzuholen.
    Zak hatte ZAG Search verkauft, trotz der beschissenen Wirtschaftslage. Aber es hatte Monate gedauert, das Riesendurcheinander zu entwirren, das der Tod von seinem Bruder und Buck hinterlassen hatte.
    Einen Großteil des Erlöses durch den Verkauf von ZAG hatte er vorgesehen, um in Gideons Namen im ganzen Land Abenteuercamps für unterprivilegierte Kinder zu finanzieren. Der erste Spatenstich würde demnächst in Seattle stattfinden. Und er befand sich in Gesprächen für den Bau eines Base-Jumping-Camps in der Nähe des Salto Ángel, ebenfalls in Gids Namen.
    Der Salto Ángel und Gideon würden in seinem Kopf für immer unauslöschlich miteinander verknüpft sein. Niemand würde Gid je so kennen, wie er ihn gekannt hatte, aber die Camps würden den Abenteuergeist seines Bruders für Hunderte von Kindern eine sehr lange Zeit lebendig erhalten. Gid würde das gefallen. Aber es konnte niemals genug sein.
    Gott, er vermisste ihn. Der Verlust war ein nagender Schmerz in Zaks Eingeweiden. Er war sich nicht sicher, ob er die Schuldgefühle je überwinden würde, dass Gid noch am Leben wäre, wären seine gescheiterte Ehe und Jennifers Hass auf ihn nicht gewesen. Toll, eine neue Schuld, die die alte ersetzte. Er versuchte, sich dieses Mal eine bessere, produktivere Methode auszudenken, um damit umzugehen.
    Es war ihm fast, als könne er Gideons Stimme hören, während aus Wochen Monate wurden: Finde sie. Bring sie nach Hause. Ja, dachte Zak mit einem geistigen Salut an seinen Bruder. Ich bin dabei.
    Cambridge hatte sich nicht verändert. Alles sah noch genauso aus wie zu der Zeit, als er, Gideon und Buck hier am MIT studiert hatten. Himmel, sie waren junge Idealisten gewesen, voll verrückter Ideen und großer Träume. Als unaufhaltsames Trio hatten sie sich gegenseitig motiviert, während sie nach und nach alles erreichten, was sie sich vorgenommen hatten. Und noch mehr. Sie hatten eine verrückte Idee in ein bahnbrechendes Unternehmen verwandelt und Millionen gemacht, nicht nur, indem sie die größte und mächtigste Suchmaschine im Internet aufgebaut hatten, sondern auch, indem sie einen kühlen Kopf bewahrt und schlaue Geschäfte gemacht hatten. Sie hatten ihr Leben in vollen Zügen gelebt und nichts bereut, was sie für die Firma aufgeben mussten.
    Die unglaublichen Geldmengen, die sie gescheffelt hatten, waren nur ein unterhaltsamer Weg gewesen, den Spielstand zu notieren. Aber nichts davon hatte jetzt noch Bedeutung, nicht ohne Gideon und Buck.
    Er brauchte Zeit, um sich an den Verlust der beiden wichtigsten Männer in seinem Leben zu gewöhnen. Aber als er erst einmal die Entscheidung getroffen hatte, wieder zu leben, hatte er sich mit zielgerichteter Entschlossenheit bewegt. Er hatte jede Sekunde der letzten neunzig Tage genutzt, um in aller Eile die Dinge zu einem Abschluss zu bringen, bevor er Acadia besuchen kam. Nicht, dass er nicht mehr trauerte. Das Loch in seinem Herzen würde sich nie mehr ganz schließen. Er stellte nur sicher, dass er akzeptierte, dass sich das Leben ab sofort änderte. Normal war jetzt anders.
    Eine neue Herausforderung. Eine mit blonden Haaren und grauen Augen, die, sowohl was die Schwierigkeit als auch die Erreichbarkeit betraf, einer Besteigung des Mount Everest gleichkam. Nur viel aufregender.
    Zak fuhr mit dem Mietwagen vor Acadias modernem Hochhaus an die Seite und berührte die Stelle unter seinem Hemd, wo ihr Medaillon des