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Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)

Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)

Titel: Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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gestikulierend den Männern zu, die an etwas zogen, von dem Acadia vermutete, dass es sich um das Seil handelte, an dem Gideon befestigt war.
    Neben ihr murmelte Reith leise: »Scheiße«. Oh, Zak. Acadia versetzte es einen Stich ins Herz. So nah dran gewesen zu sein und seinen Bruder trotzdem verloren zu haben musste furchtbar sein.
    »Hier kommt er!«, rief Reith und beantwortete das erneute Feuer, indem er sich hinter die Innenwand duckte. Eine Kugel flog durch die eine offene Tür hinein und geradewegs zur anderen wieder heraus. »Get ready to Rock and Ro… Oh, verdammt!«
    »Was?« Acadia stemmte sich gegen die Gurte, die sie festhielten. »Ist Zak – Was ist los?«
    »Nein!«, schrie Spincher zu Zak hinunter. »Kletter weiter, du Arschloch! Kletter verdammt noch mal weiter!« Er drehte sich wieder um und wandte sich an Reith, obwohl sie ihn alle über Kopfhörer hören konnten. »Die Leine des Bruders ist getroffen und abgetrennt worden, die Leiche liegt wieder am Boden. Hilf mir, Stark hochzuziehen, und zwar schnell .« Die Männer mühten sich ab und zerrten Hand in Hand die Leine hinauf. » Zieht. Zieht. Zieht.«
    In ihrer Mitte hievten sie Zak an Bord. Er raste vor Wut.
    Der Helikopter stieg mit einer Schwindel erregenden Geschwindigkeit, sodass Acadia das Herz bis zum Hals schlug. Sie war festgeschnallt und konnte nicht zu Zak, der auf dem Boden ausgestreckt liegen blieb, während sie an Höhe gewannen. Den Lärm der Schüsse ließen sie hinter sich, und es verblieben nur noch der Nachhall in ihren Ohren und die lauten Schläge der rotierenden Blätter über ihren Köpfen.
    »Sind alle in einem Stück?«, fragte Reith über die Kopfhörer.
    Jeder bejahte die Frage. Außer Zak, dessen Augen mit einem solchen Schmerz erfüllt waren, dass Acadia ihn bis in ihre Seele mitfühlte. Ihr Herz schwoll so an, dass es zu groß für ihre Brust wurde, als sie den Schmerz spürte, den er stoßweise ausstrahlte.
    Sie wollte zu ihm kriechen und seinen Kopf an ihre Brust drücken. Wollte ihn wiegen oder küssen oder ihm den Rücken streicheln. Sie wollte ihm etwas von seinem Schmerz abnehmen und mit ihm teilen, um ihm seine Last zu erleichtern.
    Alles, was sie tun konnte, war, dazusitzen wie eine Salzsäule und zuzusehen, wie er verzweifelt versuchte, mit dem Verlust seines Bruders fertigzuwerden. Die Tränen ließen alles vor den Augen verschwimmen, und sie musste sich das Gesicht an ihrer Schulter abwischen.
    Der Helikopter riss nach rechts aus, und alles kam ins Rutschen, bis der Pilot wieder beigelenkt hatte. Die Bewegung weckte Zak aus seinem Dämmerzustand, er drehte sich um und setzte sich auf. Er saß da und ließ die Hände zwischen seine gebeugten Knie hängen. Seine Haut schien zu eng über seine Gesichtszüge gespannt zu sein, und seine Augen waren dunkle, tiefe Gewässer, als er ins Leere starrte.
    Nach mehreren Minuten hob und senkte sich seine Brust, als er einen unsteten Atemzug machte. »Piñero?«, fragte er mit heiserer Stimme.
    »Tot«, sagte Spincher mild.
    »Fliegen Sie über den Wasserfall«, bestimmte Zak mit belegter Stimme.
    Der Pilot blickte zurück und nickte grimmig.
    Wenige Minuten später schwebte der Helikopter über dem Salto Ángel. Acadia musste zugeben, dass es wunderschön war. Das Wasser fiel über den Rand des oben abgeflachten Auyan-Tepui hinunter, um dann fast tausend Meter in die Tiefe in das Tal darunter zu stürzen. Bis das Wasser den Kerep-Fluss erreichte, würde das meiste davon verdampft sein. Eine Wolke feinen Dunstes ließ die Scheiben beschlagen und sammelte sich in kleinen Rinnsalen, die wie Tränen das Plexiglas hinabliefen.
    Anstatt ihren dreißigsten Geburtstag damit zu verbringen, vom Fluss unten zu seiner Majestät und Mächtigkeit hinaufzublicken, sah sie nun, in schwindelnder Höhe darüberschwebend, darauf hinab, und es schien ein ganzes Leben dazwischenzuliegen.
    Bitte, Gott, betete Acadia und fingerte verstohlen an der Schnalle ihres Gurtzeugs herum, lass Zak nicht springen. Was sie tun sollte, wenn er es versuchte – sie hatte keine Ahnung. Der Wind warf den Hubschrauber hin und her, Zak hielt sich an der offenen Tür fest und schwebte für ein paar Sekunden, in denen Acadia vor Angst fast das Herz stehen blieb, quasi über dem Sprühnebel.
    Zak flüsterte etwas, dann zog er seine Hand zurück und warf die Uhr seines Bruders in den Dunst.
    Mit einem endgültig klingenden Knall schlug er die Tür zu. »Fliegen wir.« Eindeutig nicht an einem Gespräch

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