Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
heiligen Christophorus ruhte. Vermutlich hatte sie es ihm in die Tasche geschmuggelt, als er Savins Unterschlupf verlassen hatte. Zuerst hatte sein Herz einen Satz gemacht, als sich ihr Flugzeug über Caracas erhoben hatte und er die vertrauten vorüberziehenden Zahlen über den Himmel eingeblendet sah. Sein erster Gedanke war gewesen: Gideon. Aber Gideon war wirklich und wahrhaftig tot. Und dann wusste er es …
Acadia.
Ihr Medaillon war seine Verbindung zu ihr. Solange er es trug, hatte Zak von dem Moment an, als sie sicher in Junction City gelandet war, immer genau gewusst, wo sie war. Er hatte »gesehen«, wie sie mit dem Auto quer durchs Land gereist war, und er hatte bis hin zu den exakten Koordinaten gewusst, dass sie hier in Cambridge, Massachusetts, angekommen war.
Er war durch das ganze Land gereist, um sie zu finden. Die GPS-Koordinaten liefen seit Wochen durch seinen Kopf. Jetzt glühten die Zahlen »heiß« und zeigten an, dass sie gleich hier war, nur noch wenige Minuten entfernt. Er atmete scharf aus und löste seinen Schraubstockgriff vom Lenkrad. Die Sonne schien von einem eisblauen Himmel herab, ohne jede Wärme. Wärme hatte er seit ihrer Trennung nicht mehr verspürt.
Eine große Pappschachtel in den Händen, schritt Zak zuversichtlich den Weg entlang, ging durch die Glastür, durchquerte die Eingangshalle und zögerte dann wie ein liebeskranker Schuljunge, als die Aufzugstüren sich öffneten. Er brauchte noch eine Minute …
Nein, brauchte er nicht. Er hatte schon Monate vergeudet. Er stieg ein, schlug auf den Knopf zum elften Stock und konzentrierte sich darauf, ein- und auszuatmen, um seinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. Was lächerlich war. Er hatte auf seiner Suche nach Abenteuer gefährlichere Stunts vollführt als ein Hollywood-Stuntman. Er hatte die höchsten Gipfel erklommen, war in die tiefsten Tiefen getaucht und aus Höhen gesprungen, bei denen sogar sein ebenso abenteuerlustiger Bruder Muffensausen bekommen hatte. Und doch stand er jetzt hier und bekam feuchte Hände bei dem bloßen Gedanken daran, der Frau gegenüberzutreten, die er liebte.
Die Fahrt im Aufzug war vorbei, bevor ihm etwas Intelligentes eingefallen war, das er sagen konnte. Obwohl er sich in den letzten paar Monaten ein Dutzend Einleitungssätze ausgedacht hatte, schien keiner davon jetzt der richtige zu sein. Scheiße. Die vielleicht wichtigste Verhandlung seines Lebens, und ihm hatte es die Sprache verschlagen. Gid hätte sich kaputtgelacht.
Zak stieg aus und schritt einen ruhigen, mit Teppich ausgelegten Flur entlang. Vor Acadias Wohnungstür blieb er stehen und starrte mehrere Herzschläge lang darauf, bevor er in der Lage war, zu klingeln. Angsthase.
Es war fast, als hätte sie mit der Hand am Türgriff dagestanden, denn die Tür flog auf. »Ich wollte gerade … Zak!«
Oh, Mann. Acadia. Sein Herz sang ihren Namen dreistimmig. Sie war atemberaubend schön. Bekleidet mit einer hautengen, hellblauen Jeans, die ihre Kurven umschmeichelte, und einem weißen Baumwollpulli, der eng an ihren Brüsten anlag. Ihr honigfarbenes Haar hing ihr offen und seidig um die Schultern, und sie sah noch besser aus als in seinen Träumen. Kühl, frisch, gesund und …
Verdammt. Sie war umwerfend. Und duftete himmlisch. Nachtjasmin und Acadia Gray. Er war immer noch genauso süchtig wie vor Tausenden Kilometern und viel zu vielen Abenteuern in Caracas. Ein Gefühl der Euphorie überschwemmte ihn, und er lächelte. »Erwartest du jemanden?«
»Nein. Ja.« Sie machte die Tür weiter auf. »Ich dachte, es wären die Typen, die meine … Ach, egal. Du bist weit weg von … wo du auch immer warst.« Ihre Stimme klang ein bisschen frostig, und ihre Miene war schwer zu deuten.
»Kann ich reinkommen?« Er hatte auf einen herzlicheren Empfang gehofft.
Sie zuckte unverbindlich mit den Schultern und trat zur Seite, dann drehte sie sich um und tappte barfuß durch den marmornen Eingangsbereich, ohne abzuwarten, ob er ihr folgte. Zak dachte, dass er ihr bis ans Ende der Welt und wieder zurück folgen würde, und bückte sich, um den Karton, den er bei sich hatte, neben dem Tisch im Flur auf den Boden zu stellen. Unauffällig steckte er ihre Autoschlüssel ein, für den Fall, dass sie versuchen würde zu türmen.
Die Begrüßung war nicht gerade überwältigend, aber immerhin hatte sie ihm nicht die Tür vor der Nase zugeschlagen, und er war zutiefst dankbar, dass sie ihn nicht verachtete. Gott allein wusste, dass sie allen Grund
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