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Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)

Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)

Titel: Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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Sie zuckte zusammen, als etwas mit einem trockenen, kratzenden Geräusch flink hinter ein Gewirr aus Ranken huschte.
    Stell es dir nicht vor , sagte sie in Gedanken zu sich selbst und unterdrückte ein Stöhnen, als eine geschmeidige Kreatur mit scharfen Zähnen vor ihrem geistigen Auge auftauchte. Katzenhaft. Mit leuchtend gelben Augen. Hungrig, geifernd, lauernd. Hör auf, Acadia!
    Ihre Handgelenke waren mit Plastikhandschellen gefesselt. Nicht sehr fest, aber es war auf die Dauer unbequem mit den Händen vor dem Körper, und ihre Schultern waren schon seit einer Stunde übel verspannt. Die unsanfte Fahrt im Lieferwagen hatte blaue Flecken an ungewohnten Stellen hinterlassen, und durch den langen, anstrengenden Marsch durch dichten Urwald verschmolzen Erschöpfung und Schmerz zu einem stetigen Pochen, das von ihrer Stirn bis zu ihren bleiernen Füße reichte.
    Sie sah sich in der Gegend um, während sie zwischen den Bäumen hindurchliefen, in der Hoffnung, dass sie den Weg gegebenenfalls zurückverfolgen konnte. Aber sie wusste, dass das so gut wie unmöglich war. Ein Baum, ein Rankengeflecht, ein bescheuertes Blatt, so groß wie im Jurassic-Park, sah so ziemlich aus wie das andere. Das üppige Dschungellaubwerk bestand aus tausend Varianten lebendigen Grüns, die riesenhaften Blätter waren nicht als die gewöhnlichen Heimpflanzen zu erkennen, mit denen sie verwandt waren. Es war surreal, durch einen tropischen Wald zu stampfen. Obwohl Acadia diese Reise bis ins kleinste Detail geplant hatte, obwohl sie seit Monaten jeden Tag geistige Generalproben durchführte, hatte sie sich selbst nie wirklich an Ort und Stelle vorstellen können.
    »Gut pariert«, sagte Zak plötzlich hinter ihr. Er hatte mindestens eine halbe Stunde nicht mit ihr geredet. Sie machte einen Satz, und ihr Herz hämmerte, als seine Stimme die schwere Stille durchdrang. »Daran wird sie eine Weile zu knabbern haben. Also was jetzt? Ist dein Vater beim CIA oder beim Militär?«
    »Er war Oberfeldwebel bei der Armee«, sagte Acadia mit einem Schmerz in der Brust. »Er ist vor ein paar Monaten gestorben.« Er war gestorben, ohne zu wissen, wer sie war, als sie ihm in diesem seelenlosen, sterilen Krankenhauszimmer die Hand gehalten hatte. Im fortgeschrittenen Stadium der Alzheimer-Krankheit. Ihr Vater hatte während der letzten sechs Jahre seines Lebens nicht gewusst, wer sie war. Sie war früher immer Daddys Liebling gewesen. Sie waren alle zwei Jahre von Stützpunkt zu Stützpunkt gezogen wie ein Uhrwerk. Sie hatte ihre Mutter verloren, als sie gerade mal ein Teenager war, also hatte es nur noch sie und ihren Vater gegeben. Sie hatte sich an den ständigen Umbruch gewöhnt und daran, in neuen Städten neue Freunde zu finden. Aber die schreckliche, langsam voranschreitende Krankheit hatte sie hart getroffen. Nach der Diagnose waren sie in Junction City geblieben. Sie war an seiner Seite geblieben, selbst wenn es bedeutete, ihre Träume vom Architekturstudium an den Nagel zu hängen. Und Acadia hatte es nie bereut, ihr Leben angehalten zu haben, um sich um ihren Vater zu kümmern. Jeder Augenblick war ein wertvolles Geschenk gewesen. Sosehr es ihr auch das Herz zerrissen hatte, ihn in seinem Zustand zu sehen.
    Zu wissen, dass er nicht merkte, wer tagaus, tagein für ihn sorgte, hatte sie fast umgebracht.
    Er musste ihr wohl ihren Schmerz angesehen haben, denn Zak kam näher und senkte die Stimme. »Alles klar?« Sein Blick ruhte auf ihrem Mund, und er war praktisch über ihr. Sein Atem ließ ihr Haar an ihre verschwitzte Wange wehen.
    »Wenn du mit alles klar meinst, glücklich, noch am Leben zu sein, dann ja. Ausgezeichnet.« Ihre unbedeckte Haut juckte vom Schweiß und den Insekten, die sich an ihr gütlich taten, als sei sie ein lang ersehntes Büffett. Sie kratzte sich nicht. Es hatte keinen Sinn. Sie tat ihr Bestes, alles zu ignorieren. Den Mann neben sich zu ignorieren war weit weniger leicht.
    »Heißt du wirklich Acadia? Letzte Nacht hast du was von › Candy ‹ gesagt.«
    Reizend. Er hatte Dinge mit ihr angestellt, an die sie nicht einmal denken wollte, und wusste nicht mal, wie sie hieß. »Acadia«, sagte sie steif. Sein Bruder ging mehrere Meter vor ihnen. Zak blieb dicht neben ihr, unangenehm dicht, in Anbetracht des begrenzten Platzes auf dem freigelegten Pfad. So eng nebeneinander durch das dichte Blattwerk zu laufen war gar nicht so leicht zu bewerkstelligen.
    Er warf ihr einen Seitenblick zu. Er hatte sehr hübsche Augen, wenn er sie

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