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Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)

Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)

Titel: Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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beiden – Barbie nicht gezählt – war Zak derjenige, der das Stichwort zur Flucht geben musste. Zak hoffte inständig, dass es nicht das letzte beschissene Wort war, das er sagen würde.
    Er beobachtete die Wächter genauestens, aber sie schienen sich keine Sorgen zu machen, dass die Gefangenen türmten. Warum auch? Im Umkreis von Tausenden von Meilen gab es nichts als Urwald, oben abgeflachte Berge und Flüsse. Den rudimentären Pfad zu verlassen würde den Tod bedeuten.
    Hin und wieder fielen die Aufpasser hinter ihnen zurück, um eine zu rauchen, und Gideon, der die Führung übernommen hatte, ließ die Lücke zwischen ihm und den Typen vorne immer größer werden. Zak behielt sie im Auge, und die Blondine zwischen ihnen, die plötzlich verdächtig still war, ebenfalls.
    Ihre gewitzten kleinen Finger tauchten in eine andere Tasche, und sie streckte ungeschickt die Hand aus, um Gideon einige Aspirin zu geben. Zak tat sein Bestes, um die Handlung vor den Wächtern hinter ihnen mit seinem Körper zu verdecken, und runzelte die Stirn, als Gideon die bitteren Pillen trocken kaute. Das verriet ihm, dass seinem Bruder die Rippen mehr weh taten, als er sich anmerken ließ.
    Das war ein ernsthaftes Problem. Je tiefer sie in den Dschungel vordrangen, desto düsterer wurden die Aussichten. Zak wusste, jetzt wäre es nicht unbedingt optimal, einen Fluchtversuch zu starten, so unaufmerksam ihre Kidnapper auch sein mochten. Aber unter den gegebenen Umständen würde er jede Gelegenheit beim Schopfe packen, die sich ergab.
    So gut in Form war er sein ganzes Leben noch nicht gewesen. Gideon normalerweise auch, aber nicht mit dieser Verletzung. Und Barbie, so heldenhaft sie auch war, machte bereits schlapp. In der letzten Stunde waren ihre Schritte immer langsamer geworden.
    Und die Wächter, die jetzt merkten, wie groß der Abstand zwischen ihnen geworden war, schlossen wieder auf. Und schon waren die Fluchtchancen dahin. Er begegnete dem Blick seines Bruders, benutzte ihre eigene Zeichensprache und wartete auf Gids bestätigendes Nicken. Später. Die einzigartige Zeichensprache, die sie über die Jahre hinweg gelernt und weiterentwickelt hatten, hatte ihnen schon ebenso oft den Arsch gerettet, wie sie damit Dummheiten angestellt hatten, als sie klein waren. Vom Alter her lagen sie kaum ein Jahr auseinander. Sie waren sich so nah wie Zwillinge. Immer wieder sagten die Leute, dass sie auch wie Zwillinge aussähen. Aber Zak fand sich in seinem Bruder, außer in der Ähnlichkeit des Gesichts, nicht wieder. Gid war charmant und einfühlsam und hatte einen Heldenkomplex. Zak war und hatte nichts von alledem. Sie waren wie die zwei Seiten einer Münze. Aber es gab keine lebende Person, die Zak mehr liebte und respektierte als Gideon.
    Er wäre für seinen Bruder gestorben. Er hoffte nur stark, dass es so weit nicht kommen würde.
    Er und Gideon tauschten unauffällig Handzeichen aus, bis sie sich auf einen Plan geeinigt hatten. Er war unausgereift, aber einen anderen hatten sie nicht. Zak fiel zurück und positionierte sich wieder hinter Acadia.
    Sie konnten nicht jede Eventualität berücksichtigen, und vor allem würde der Erfolg von der jeweiligen Umgebung abhängen, aber es konnte funktionieren. Es musste funktionieren. Versagen war keine Option, die er in Erwägung ziehen wollte, nie wieder. Nicht, wenn es bedeutete, dass die Blondine ihn mit entsetzten grauen Augen anflehte, die Guerilla-Zicke mit ihrer Machete davon abzuhalten, ihr einen Finger nach dem anderen abzuhacken.
    Er hatte bereits einer Frau bewiesen, dass er kein Held war, und nun sollte er nicht nur Barbie, sondern auch seinen Bruder beschützen und retten – ein verdammt großer Auftrag.
    Die Pflanzen hier sahen ganz und gar nicht wie ihre jämmerlichen, halbtoten Dieffenbachien zu Hause aus, dachte Acadia und sah sich nervös um, während sie sich ihren Weg durch das Gestrüpp bahnte. Sie versuchte, ihre Fantasie unter Kontrolle zu halten. Normalerweise war sie nicht so leicht in Panik zu versetzen und hatte keine so lebhafte Einbildungskraft. Daher war sie überrascht, was für abwegige Gedanken ihr kamen, zum Beispiel, dass die Bewohner des Urwalds übergroß sein mussten, weil die Blätter schon so groß waren. Sie machte sich darauf gefasst, jeden Moment von etwas Bissigem angesprungen zu werden. Einer Riesenschlange vielleicht oder einer Spinne von der Größe eines Tellers. Sie erschauderte.
    Irgendwo im dichten Laubwerk links von ihr raschelte irgendwas.

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