Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
drehte sich um, als zwei Männer ihr die Gefängnisschlüssel übergaben.
Sie blickte zwischen den beiden Gebäuden hin und her. Zak wusste, dass sie überlegte, welchen der beiden Stark-Brüder sie zuerst schikanieren sollte. Welchen sie sich auch immer aussuchte, es würde wie Zähneziehen sein.
Was auch nicht völlig ausgeschlossen war.
Sie drehte sich um und schritt durch das Gras auf ihn zu. Was für ein Glückspilz er war. Er stand an der vergitterten Tür und sah, wie einer der Männer hinter ihr hertrottete wie ein gut dressiertes Hündchen. Ein paar Meter weiter hinten warf Héctor Zak ein fieses Grinsen zu, bevor er sich abwandte und mit einem anderen Mann davonging. Piñero schob sich den Schirm ihrer Mütze aus dem Gesicht und schnippte mit den Fingern. Der Guerilla neben ihr reichte ihr eine kleine, teure Digitalkamera. Sie knipste in schneller Folge ein paar Bilder von Zak durch die Gitterstäbe. »Ich werde Ihre Leute kontaktieren.«
Und in dem Augenblick, in dem Buck dieses Bild bekam, würde er Himmel und Erde in Bewegung setzen, um nach ihnen zu suchen, aber so sicher wie das Amen in der Kirche würde er ihr nicht ihre vierzig Millionen schicken. Aber es spielte sowieso keine Rolle. Denn Zak hatte den Verdacht, dass Piñero sie alle drei umbringen würde. Und zwar bald.
»Die Frau braucht was zu essen und Wasser«, sagte Zak zur Guerilla-Zicke. Die Sonne brannte direkt über ihren Köpfen, ein tränentreibendes Rampenlicht, das es umso schwerer machte, ihre exakte Position zu bestimmen. Seines Wissens nach konnten sie in Brasilien sein. Oder, so seine Vermutung, verdammt nah an der Grenze.
Loida Piñero schenkte ihm ein verkniffenes, bösartiges Lächeln, das nicht bis zu ihren schwarzen Augen reichte. »Wir sind hier nicht auf amerikanischem Boden, Mr Stark. Hier gelten meine Regeln, nicht die von Genf. Der einzige Grund, warum Sie noch atmen, ist, weil Ihre Leute vielleicht weitere Beweise sehen wollen, dass Sie noch leben. Vierundzwanzig Stunden. Sie brauchen kein Essen.« Sie schnippte wieder mit den Fingern und wies die Männer neben sich an, jedem Gefangenen einen Becher Wasser zu bringen.
»Was für eine bösartige Frau«, murmelte Acadia, als Piñero davonschritt. Mehrere ihrer Männer folgten ihr im Laufschritt, um sie einzuholen, als sie erneut mit den Fingern schnippte.
»Sei dankbar, dass sie uns lebend will.«
»Glaub mir … das bin ich.« Ihr Blick folgte einem Wasserschwein. Die rattenähnliche Kreatur mit rotbraunem Pelz hatte die Größe einer großen Hauskatze und huschte von ihrem Versteck unter einem Betonvorsprung hervor, der entlang der hinteren Wand verlief. Das quiekende Tier schlüpfte zwischen ihnen hindurch, zwängte sich durch die Gitterstangen und verschwand draußen im Gestrüpp.
Acadia erschauderte, aber es sprach für sie, dass sie nichts sagte. Ihr honigfarbenes Haar war zerzaust, ihre Haut feucht vom Schweiß und ihre Wangen durch die Hitze reizvoll gerötet. Ohne Make-up sah sie so frisch und gesund aus wie das Mädchen von nebenan.
Zak verfolgte die Schweißtropfen, die langsam ihren Hals hinunterrannen, und wurde plötzlich von dem wahnsinnigen Verlangen gepackt, einen Satz zu ihr hinüber zu machen, sie auf den Rücken zu werfen und in ihrer Hitze zu versinken, bis er nicht mehr denken konnte. Bei der Erinnerung spannte sich sein Körper an, und für einen Moment konnte er die erdige Süße ihres verborgenen Fleisches auf seiner Zunge spüren.
Er hatte seinen Scheißverstand verloren.
»Komm nicht zu nah an die Kletterpflanzen«, ermahnte er sie. »Sie sind voller Spinnen.« Er wandte sich ab, um die Männer draußen zu beobachten. Er war eigentlich ziemlich beeindruckt, dass Barbie noch nicht zusammengebrochen war. Aber das würde noch kommen, daran hatte er keinen Zweifel. Jeder normale Tourist wie sie würde in so einer Situation zusammenbrechen. Er dagegen blühte geradezu auf, wenn er großen Gefahren ausgesetzt war, deswegen war er ja so verrückt nach Extremsportarten. Situationen wie die, in der er sich jetzt befand, waren ein Test, um herauszufinden, aus welchem Holz er geschnitzt war und wann er an seine Grenzen stieß. Aber das hier war nicht Wellenreiten in einem Tsunami oder Felsenklettern ohne Seil. Das war keine Situation, auf die er sich sorgfältig vorbereitet und für die er jede mögliche Folge recherchiert hatte. Das hier war eine ganz andere Gefahr.
Und er war nicht allein hier.
Einem Reporter hatte er einmal gesagt, dass er
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