Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
gesagt.«
Um seine Lippen zuckte es. »Steven Spielberg?«
»Wer denn sonst?« Nun ja, Michael Spielberg, ihr Mathelehrer in der achten Klasse, der ihr nie anmerkte, wenn sie flunkerte, selbst wenn er wusste, dass sie es tat. Es war weniger ein Kompliment gewesen als eine Aussage über ihn.
Acadia senkte ihre Stimme und wurde langsamer, damit er sie hören konnte. Sie hoffte, dass ihre Stimme nicht weitergetragen wurde. Obwohl die Entführer ziemlich genau wissen mussten, was sie wert war. Warum hätten sie sich sonst die Mühe machen sollen, sie zu entführen? »Ich habe vor zwei Monaten Fünfhunderttausend in der Kansas-Lotterie gewonnen.«
»Aha«, erwiderte Zak, weit weniger interessiert oder erleichtert, als sie erwartet hatte.
»Das meiste davon habe ich noch«, versicherte Acadia ihm rasch, nur für den Fall, dass er sich Sorgen machte, dass sie nicht wenigstens einen Teil dessen bezahlen konnte, was die Entführer verlangten. »Natürlich habe ich diese Reise bezahlt, für mich und fünf Freunde von mir, und …«
»Es geht nicht um dich.«
Sie stampfte durch ein Dickicht aus Blättern und Ranken und ließ das einen Moment auf sich wirken. Ein Tukan auf einem Ast hoch oben über ihren Köpfen neigte seinen gelben Kopf und beobachtete, wie sie vorübergingen. Sie stieg über einen Haufen Äste und Blätter, die die Männer, die vorneweg gingen, abgeschnitten hatten, um den Weg frei zu machen. »Wow«, sagte sie schließlich überrascht. »Das ist ziemlich vorlaut, wenn man die Umstände betrachtet. Ich weiß, dass Entführungen hier eine Art Nationalsport sind, aber ich schätze, sie wussten, wer ich bin, als sie in mein Zimmer gestürmt sind, anstatt in deins. Habt ihr vielleicht eine halbe Million Dollar?«, fragte sie sarkastisch.
Gideon kicherte und ging weiter.
»Gid und mir gehört ZAG«, klärte Zak sie auf.
Es dauerte einen Moment. ZAG ? Die Zigmillionen-Dollar-Suchmaschine? »Oh.« Plötzlich fühlte sie sich verdammt schuldig, und die ganze Zeit war sie diejenige gewesen, die aus Versehen in deren Entführung reingezogen worden war. »Dann schuldet ihr mir wohl eine Entschuldigung.«
»Dein Lottogewinn ist hier ziemlich wertlos. Wie du schon sagst, Entführungen sind ein Riesengeschäft in Südamerika. Die haben für mich und meinen Bruder schon eine Lösegeldforderung von vierzig Millionen gestellt, und denen ist es egal, dass du nur ein Kollateralschaden bist. Loida Piñero hat auf deinen Kopf denselben Preis ausgesetzt.«
»Vierzig Millionen ?« Das war so viel mehr als das, was sie jetztals ziemlich mickrigen Gewinn ansah, dass es ihr völlig irreal vorkam.
»Moment … Loida Piñero? Ich nehme an, das ist der Name von Cruela de Vil, der furchterregenden Anführerin? Woher weißt du denn, wie die heißt?«, fragte Acadia, vom eigentlichen Thema abgelenkt.
»Sie hat es uns gesagt.«
»Das ist nicht gut. Es ist ihr egal, dass wir alle drei ihr Gesicht und die ihrer Männer gesehen haben, und sie hat euch gesagt, wie sie heißt? Dann steht es schlecht für unsere Überlebenschancen.«
»Mach dir deswegen keine Sorgen. Sie werden unsere Leute kontaktieren, um ihre Forderung zu stellen.«
» Keine Sorgen machen? Ich bin vielleicht blond, aber siehst du etwa eine rosarote Brille? Ich mache mir ziemlich große Sorgen. Aus gutem Grund.« Blondinen hatten vielleicht mehr Spaß, aber sie hätte sich von ihrer Friseurin lieber knallrotes Haar wie ein Feuermelder machen lassen sollen statt Strähnchen. Im Moment konnte sie den Mut einer Rothaarigen und die Raffinesse einer Brünetten gebrauchen. Sie konnteihre nichtssagende Haarfarbe geradezu spüren.
»Wir sind hier weg, sobald das Lösegeld gezahlt wurde.«
»Lügner«, sagte sie ohne Pepp. Sie kämpfte die in ihr aufkeimende Angst nieder. Ausflippen und in Panik ausbrechen war nicht produktiv. Diese Situation erforderte einen klaren Kopf und Erfindungsreichtum. Und obwohl sie hoffte, dass Zak und Gideon Stark einen durchführbaren Plan parat hatten, um sie sicher aus dem Dschungel zu bringen, war Acadia zu sehr daran gewöhnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, als dass sie ihr Leben zwei Männern anvertraut hätte, die sie nicht kannte. »Sobald sie das Geld haben, sind wir doch überflüssig, oder?«
Und dann machte es klick. Irgendwo im riesigen Aktenschrank ihres Hirns fielen ihr die Schlagzeilen ein. Der Aufschrei, so kurzlebig er auch war im nie endenden Fluss schlechter Nachrichten, die die Medien Tag für Tag füllten.
In
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