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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Fahrers kam ins Wanken, doch Jill bündelte den Zorn des Mannes. Plötzlich hörte man ein scharfes Knacken in der Windschutzscheibe, die augenblicklich zersprang. Der Fahrer sank nach vorn.
    Jill stöhnte auf, als das Bewusstsein des Mannes in allen Farben des Schmerzes aufflammte und dann verglühte. Sie musste das Einschussloch in seinem Kopf nicht sehen, um zu wissen, dass er nicht mehr lebte. Der Bus wurde langsamer und bog scharf rechts ab.
    Eilig zerrte Manderville den Fahrer mit einer Hand vom Sitz und packte mit der anderen das Lenkrad. Er riss den Bus nach links, dann nach rechts und duckte sich, als eine Kugel sich in den Beifahrersitz bohrte.
    Es gab einen Ruck, und man hörte kreischendes Metall, als der Bus das Haupttor durchschlug und auf die asphaltierte Straße kam. Jill seufzte tief. Sie hatten es geschafft. Drinnen hatte sie noch überlegt, ob es eine gute Idee war, den Alarm auszulösen, aber jetzt war sie froh über ihre Entscheidung. Laszlo und seine Teufelsbrut konnten nicht lebend entkommen.
     
    Die Soldaten hatten vor der Tür Aufstellung genommen, in voller Kampfmontur – mit leuchtenden Helmen und Plexiglasschilden. Laszlo roch Toms und Keegans Angst, ihren Mut und ihre Hoffnungslosigkeit, als sie sich für den Angriff bereit machten. Etwas in ihm wollte sie antreiben, aber er wusste, dass es Selbstmord war.
    Doch bevor er sie zurückrufen konnte, feuerte Tom. Der Schuss hallte laut nach. In Laszlos Ohren klang er wie eine Totenglocke. Die Kugel durchschlug den Schild eines Soldaten, und der Mann fasste sich an die Brust und ging zu Boden. Die anderen Soldaten zögerten nicht.
    Zehn Finger krümmten sich, um abzudrücken.
    «NEEEEEIIIN!!!», schrie Laszlo.
    Er spürte Trauer, Reue und Schmerz. Er wünschte, er könnte sie aufhalten, ihnen klarmachen, dass sie im Begriff waren, einen grausamen Fehler zu begehen, wenn sie das Feuer auf Laszlos Soldaten eröffneten – und auf die wehrlosen Kinder.
    Doch es war zu spät.
     
    Als er Laszlos Stimme hörte, öffnete Charlie sein Bewusstsein. Elijah und Winter taten es ihm gleich. Instinktiv drängten sie sich um Laszlos Geist – und eine Mauer aus Farben und Klängen entstand.
     
    Reine Energie durchfuhr Laszlo. Stählerne Sperren, die den Geist der Soldaten schützen sollten, zersplitterten. Irgendwie durchbohrte Laszlo ihre Schilde.
    Er konnte die Gefühle der Soldaten spüren, doch sie wurden nicht zu einem bestimmten Geruch, sondern manifestieren sich als lichtdurchlässiges Etwas. Grüne Angst, pulsierend schwarze Aggression und strahlend weiße Wut. Und er hörte majestätische Klänge – aufwühlende Melodien und energische Rhythmen, die in seinem Kopf dröhnten.
    Laszlo merkte, dass ihm nur der Bruchteil einer Sekunde blieb, auf die Emotionen der Soldaten Einfluss zu nehmen. Er fasste die kleinen Hände der Kinder fester und übertrug sein Mitgefühl für die Kinder auf die Soldaten. Ein Soldat nach dem anderen erbarmte sich, als Laszlos Gefühle sie erreichten und ihre Wut und Angst vertrieben.
    Kampfbereite Blicke wurden weich, verkrampfte Finger lösten sich, Waffen wurden gesenkt. Einen Moment war alles still, und selbst der verwundete Soldat hörte auf zu schreien.
    In diesem Augenblick hatte Laszlo alle im Griff. Er verstand nicht, was passiert war, wie er sie kontrollieren konnte. Warum er ihre Emotionen als Farben sah und als Melodien hörte. Er blickte zu Charlie und Elijah herunter. Sie hielten seine Hand fest umklammert und sahen zu ihm auf.
    Da begriff Laszlo – er hatte die Soldaten nicht allein überwältigt. Er hatte die ungeheuren Kräfte der Kinder nur gebündelt. Langsam atmete er aus, als ihm klar wurde, dass sie mit Elijahs, Winters und Charlies Hilfe einfach hier hinausspazieren konnten.
    Diese Erkenntnis sollte ihn sein Leben lang verfolgen – zu wissen: Hätte er Jill nicht vertraut, hätte er sie alle retten können. Aber er hatte ihr vertraut. Und deshalb musste Charlie Hammond sterben.
     
    Die grüne Digitalanzeige sprang auf 0:00 um.
    Die Frau schrie ein letztes Mal, wenn auch diesmal nicht vor Schmerz. Sondern weil sie ahnte, was kommen würde. Das C-4 unter den tragenden Pfeilern explodierte. Erlöst wurde sie, in dem ein Betonbrocken, der durch die Luft flog, ihr das Rückgrat zertrümmerte.
    Dann erlosch der Geist, der Samantha Zinser gewesen war.
     
    «Leb wohl, Samantha», flüsterte Jill.
    Eine Sekunde später konnte sie aus der Ferne Schmerz und Angst spüren – ein lautes Donnern –, und

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