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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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beiden Lieblingsschüler kehrten heim.

EPILOG
2. MAI 2005 – 10:06 UHR (2 JAHRE, 243 TAGE BIS ZUR NACHT DES JÜNGSTEN GERICHTS)
     
     
    Der Vogel schrie am regenbogenbunten Himmel. Sein Schrei klang eher wie ein elektronisches Piepen, nicht wie ein Vogel, doch das machte Jim nichts aus. Es war ein strahlend schöner Tag, farbenfroher, als er sich je erträumt hatte. Es war, als erwachte er aus zehnjährigem Schlaf.
    Aufwachen …
    Jim blickte in das grelle Neonlicht.
    Wo bin ich?
    Er konnte sich nur noch erinnern, dass er von einem Gnostiker-Treffen nach Hause gefahren war. Nachdem er jahrelang nach Gott, nach einem Sinn in dem gesucht hatte, was aus ihm geworden war, hatte er endlich eine Heimat gefunden – eine Philosophie, die alle seine Fragen beantwortete.
    Er war mit Sophia, der Sektenführerin, gefahren. Sie hatte ihn zur Wahrheit geführt. Und sie hatte ihm auch einen neuen Namen gegeben. Sie hatte …
    «Da sind Sie ja wieder.»
    «Was …?» Jims Stimme war nur ein Flüstern, trocken und kratzig.
    «Noch nicht sprechen», sagte der Krankenpfleger. «Trinken Sie das hier.»
    Er schenkte Eiswasser in einen dünnen Pappbecher und hielt ihn an Jims Mund. Jim trank wie ein Verdurstender. Er genoss das kühle Nass auf seiner ausgedörrten Zunge.
    «Danke», flüsterte Jim. Diesmal tat das Sprechen nicht so weh. «Was ist passiert?»
    «Warten Sie, ich hole den Arzt.»
    Eilig machte sich der Pfleger auf den Weg. Jim betastete seinen Kopf, der mit dicken Bandagen verbunden war. Es tat ihm nichts weh, er ging aber davon aus, dass er höllische Schmerzen haben würde, wenn die Medikamente nachließen.
    Er sah sich in dem großen, weißen Raum um. Ein kleiner Fernseher hing von der Decke und lief ohne Ton. Auf dem Bildschirm war weißer Rauch vor blauem Himmel zu sehen.
    Eine langbeinige Ärztin kam herein, und er sah sie an. Unruhig musterte er sie, während sie in seiner Krankenakte blätterte.
    «Sie hatten einen Autounfall. Können Sie sich an irgendetwas erinnern?»
    Jim schüttelte vorsichtig den Kopf.
    Wieder sah die Ärztin in seine Akte am Fuß des Bettes und beugte sich vor. Sie leuchtete Jim mit ihrer kleinen Taschenlampe in beide Augen, dann trat sie einen Schritt zurück.
    «Sie hatten großes Glück», sagte sie. «Sie sind durch die Windschutzscheibe geschleudert worden und fast zehn Meter neben Ihrem Wagen gelandet. Ihr Schädel ist gebrochen. Sie sollten sich in Zukunft lieber anschnallen.»
    «Danke», sagte Jim und ärgerte sich über die violettschimmernde Überheblichkeit dieser Ärztin.
    «Sagen Sie … hatten Sie früher schon mal ein Schädeltrauma?»
    «Nein, wieso?»
    «Die Chirurgie hat eine kleine Metallplatte aus Ihrem Schädel entfernt. Sie war schon so lang da drin, dass sie in den Knochen eingewachsen war. Haben Sie eine Ahnung, wo die herkam?»
    «Nein», sagte Jim. An dem leuchtenden Gelb, das sie umgab, sah er, dass sie ihm nicht glaubte. Sie …
    Mein Gott. Ich kann Ihre Farben sehen.
    Jim holte tief Luft. Benommen, wie er war, hatte er gar nicht gemerkt, was er da sah. Was er fühlte. Mit jedem Atemzug drängten sich die schönsten Farben in seinen Kopf. Es war so lange her, dass er fast vergessen hatte, wie bunt die Welt doch war.
    Er schloss die Augen und seufzte.
    «Sind Sie denn …» Die Stimme der Ärztin erstarb, und sie schluckte ein Schluchzen herunter. Jim schlug die Augen auf und sah, dass ihr Tränen über die Wangen liefen und ihre quälend grüne Erleichterung seinem eigenen Empfinden entsprach. Vorsichtig sendete er klare, blaue Freude aus und ließ ihre Trauer verschwinden.
    Die Ärztin wischte sich die Augen, schniefte vernehmlich und holte tief Luft.
    «Verzeihen Sie. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.»
    Sie fing sich und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder seinen Vitalfunktionen.
    «Wir werden Sie ein paar Tage zur Beobachtung hierbehalten müssen, aber Sie dürften wohl wieder ganz gesund werden. Sie hatten großes Glück, Miss …»
    «Mister.»
    «Wie bitte?», fragte die Ärztin verdutzt.
    «Mister. Nicht Miss.»
    «Oh, tut mir leid», sagte die Ärztin und nahm Jims Akte noch einmal in die Hand. «Hm. Hier steht, Sie heißen …»
    «Ich habe mich vor kurzem einer Geschlechtsumwandlung unterzogen. Ich warte noch auf eine Versicherungskarte mit meinem neuen Namen.»
    «Oh», sagte die Ärztin verlegen. «Tut mir leid, ich … also, bei all den Bandagen und Ihren Schnittwunden war mir nicht klar, dass Sie …»
    «Sie müssen sich nicht

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