Gnosis
entschuldigen», sagte Jim ganz ruhig.
«Und», fragte die Ärztin. «Wie ist denn Ihr neuer Name?»
Jim machte den Mund auf, um ihr zu antworten. Dann überlegte er es sich anders. Zwar hatte er sich für «Jim» entschieden, aber plötzlich erschien ihm der Name doch zu schlicht – der Name eines Mannes, der an die Erde gekettet war, im Gegensatz zu jemandem, der jetzt die Chance hatte, diesem Jammertal zu entfliehen.
Wie hatte Sophia ihn genannt?
«Valentinus», sagte Jim und genoss den Geschmack des fremdartigen Namens auf der Zunge.
«Valentinus. Ein schöner Name», sagte die Ärztin und nickte. «Viel interessanter als ‹Jill›.»
«Da gebe ich Ihnen recht», sagte Valentinus und betrachtete ihre Farben. Nachdem er Pater Sullivans Lügen nun endgültig hinter sich gelassen hatte, würde er nie wieder vor seiner Gabe zurückschrecken. Der Einzig Wahre Gott hatte sie ihm aus gutem Grund gegeben. Und diesmal würde er sie zu nutzen wissen.
Er blickte zum Fernseher hinüber und sah dort das vertraute Gesicht eines ergrauten Mannes, der auf einen Balkon hinaustrat. Er trug eine lange, weiße Robe, ein verziertes Pallium um die Schultern, mit schwarzen Kreuzen, von Gold umrahmt. Er hob beide Arme zum Himmel, und die Menge unter ihm brach in hellen Jubel aus.
Unten auf dem Bildschirm erschien weiße Schrift. Valentinus las, und seine Augen wurden immer größer. Die Ärztin folgte seinem Blick und lächelte.
Erzbischof Patrick Sullivan zum 265. Oberhaupt der katholischen Kirche ernannt: Papst Pius XIII.
«Wow, die haben tatsächlich einen Amerikaner gewählt», sagte sie staunend. «Schön zu sehen, dass Sullivans Arbeit für die Internationale Waisenhilfe gewürdigt wurde. Er wird bestimmt ein guter Papst.»
Valentinus ballte die Fäuste unter der Decke … und entwarf einen Plan.
NACHBEMERKUNG
15. NOVEMBER 2006 – 10:34 UHR (1 JAHR, 46 TAGE BIS ZUR NACHT DES JÜNGSTEN GERICHTS)
Auch wenn dies hier eine fiktive Geschichte ist, beruhen doch einige Ereignisse des Romans auf Fakten. Libets Experimente zum «freien Willen» etwa haben tatsächlich stattgefunden, das «Problem der Bindung» besteht als wissenschaftliche Frage, einige Wissenschaftler glauben ernstlich an die CEMI-Theorie. Und natürlich wurden im Auftrag der CIA Experimente an Menschen durchgeführt.
Die CIA hat unter dem Projektnamen PAPERCLIP ausländische Wissenschaftler in die USA geholt. Zwar handelte es sich bei den meisten um Ingenieure, die für das amerikanische Programm für Interkontinentalraketen arbeiteten, doch darunter waren auch zahlreiche Psychologen, die die amerikanischen Verhörtechniken verbessern sollten.
Der Naziwissenschaftler Kurt Blome und der jüdisch-amerikanische Forscher Sidney Gottlieb testeten gemeinsam die Wirksamkeit von Wahrheitsseren und diversen anderen Drogen sowohl an nordkoreanischen Kriegsgefangenen und amerikanischen Soldaten als auch an Zivilisten in San Francisco und New York City.
Sämtliche Operationen mit Codenamen (einschließlich CHATTER, BLUEBIRD, OFTEN und die MK-Experimente) fanden so statt wie beschrieben. Offiziell verbot Ronald Reagan 1982 alle Experimente an Menschen. Daraufhin wurden die MK-Projekte eingestellt.
Vielleicht ist es so gewesen, vielleicht sickert aber auch einfach nichts mehr durch.
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