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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Füße traten. Angetrieben von Valentinus’ Zorn holte ein Arbeiter aus und trat mit seinem schweren Stiefel nach ihm.
    Valentinus spürte, wie sein Brustbein brach, und er konnte nur noch keuchen. Bevor er das Bewusstsein verlor, sah er noch, wie der Stiefel wieder auf ihn zukam und diesmal auf sein Gesicht zielte. Valentinus wollte noch die Arme heben, doch einer war gebrochen und der andere hatte sich irgendwo verhakt. Er schrie ein allerletztes Mal und versuchte zu begreifen, was eigentlich schiefgegangen war.
    In seinem Kopf explodierten tausend Farben, als der Stiefel ihm die Nase brach und Knochensplitter ins Gehirn trieb. Zum ersten Mal, seit er das verhasste Gefängnis hinter sich gelassen hatte, in dem Laszlo ihn gefangen gehalten hatte, war nur noch eine einzige Farbe in seinem Kopf.
    Schwarz.
     
    Winter verzog das Gesicht, als sie Valentinus’ qualvollen Schrei vernahm.
    «Winter! Hier drüben!»
    Sie fuhr herum und sah, dass sich Stevie über jemanden beugte, der dort auf der Bühne lag. Sie lief hinüber und fiel auf die Knie. Sie legte beiseite, was Elijah ihr zuvor gegeben hatte, nahm sein Gesicht in beide Hände und fühlte … nichts.
    «Nein, nein, nein, nein …», wimmerte sie. Sie dachte an ihre Mutter. Winter legte Elijah sanft die Hand in den Nacken, drückte ihren Mund auf seine Lippen und blies – so fest sie konnte – in seine Lungen. Nach zwei Versuchen setzte sie sich auf und massierte sein Herz.
    Eins, zwei, drei.
    Wieder blies sie Luft in seine Lungen. Als sich ihre Lippen berührten, ging ihr durch den Kopf, was in der letzten Minute geschehen war, und sie begriff, warum Elijah Valentinus so schutzlos gegenübergetreten war …
    Atmen, atmen. Eins, zwei, drei.
    … und sie dachte daran, wie er empfunden hatte. Sie konnte wieder seine Angst spüren, doch auch seine Liebe …
    Atmen, atmen. Eins, zwei, drei.
    … Tränen liefen über ihre Wangen, während sie betete, dass er nicht sterben sollte. Nicht Elijah, nicht er, nicht nach allem, was …
    Atmen, atmen. Eins, zwei, drei.
    … er durfte nicht sterben. Es durfte einfach nicht sein! Wenn er doch nur wieder atmen würde …
    Plötzlich spürte sie einen Funken, tief in ihm. Und dann … hustete er. Winter hielt den Atem an, als Elijahs Herz wieder schlug.
    Flatternd gingen seine Augenlider auf, und sie spürte ihn. Warm und harmonisch, eine schmerzlich schöne Musik, so klar, dass sie ewig hätte zuhören mögen.
    Elijah kam auf die Beine, als Grimes eben sein Handy aufklappte. Winter bückte sich und hob auf, was Elijah ihr vorhin gegeben hatte, ein so zierlicher Gegenstand, dass es ihr vermessen erschien, damit etwas ausrichten zu wollen.
    «Die Sender arbeiten wieder!», rief Grimes über den Höllenlärm hinweg. «Los jetzt!»
     
    Die Zeit schien stehenzubleiben, als das Bewusstsein von 50.000 Menschen gleichzeitig in Elijah eindrang.
    Er schloss die Augen und versuchte, die wirren Farben abzuwehren. Da geschah etwas Erstaunliches – er konnte sehen, doch das Bild in Elijahs Kopf wurde nicht von seiner Netzhaut übertragen – er sah aus 100.000 Augen.
    Einen Moment lang stritten die verschiedenen Bilder um seine Aufmerksamkeit, doch dann mischten sie sich zu einem Kaleidoskop des Lichts. Sie wären ihm unverständlich geblieben, hätte Elijah nicht die Gedanken hinter den Erscheinungen erahnt. Er empfing ohne weiteres die Gefühle der 50.000 Valentinus-Anhänger, als zappte er sich durchs Fernsehprogramm – und überall violetter Zorn.
    Susan Collins stieß ihr Messer im bunten Neolicht des Times Square einer blonden Frau in den Bauch.
    Masahiko Ito holte einen Revolver aus seiner Jacke und folgte Kardinal Peter Shojiro Hirayama durch die Straßen von Tokio.
    José Ignacio Climent legte im Schatten der Kathedrale La Almudena seine Hände um die Kehle von Kardinal Antonio de la Peña Pérez.
    Kofi Osei erstach Kardinal Lucas Afrifah-Agyekum mit einer Machete, als dieser in Kumasi aus dem Beichtstuhl trat.
    Solothurn Pfyffer von Altishofen stürzte in das Schlafgemach von Papst Pius XIII., die Hellebarde fest in beiden Händen.
    Und endlich erkannte Elijah, was Valentinus eigentlich vorgehabt hatte – er wollte die katholische Kirche auslöschen, indem er den Papst und seine hundertacht Kardinäle hinrichten ließ.
    Innerhalb weniger Sekunden wären hundertneun der weltweit einflussreichsten Männer tot.
    Es sei denn …

KAPITEL 28
1. JANUAR 2008 – 00:00 UHR (DIE NACHT DES JÜNGSTEN GERICHTS)
     
     
    Mit geschlossenen

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