Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt
vollkommen verrückt aussieht. »Wenn du das hier nicht tun kannst, kannst du das Schiff nicht führen! Du bist nicht stark genug dafür! Du wirst nie gut genug sein!«
Mit nur drei Schritten bin ich beim Ältesten und schlage ihm mitten ins Gesicht. Er lässt den Eimer fallen und geht zu Boden. Seine Nase blutet und die dünne Haut über seinem Wangenknochen ist rot und aufgeschürft. Ich beuge mich über ihn, packe sein Hemd und reiße ihn hoch. Als er den Mund aufmacht, um etwas zu sagen, schlage ich ihn noch einmal, halte aber mit einer Hand sein Hemd fest, damit er nicht fällt.
»Ich bin nicht schwach!«, sage ich, und meine Stimme bebt vor lauter Wut. »Ich bin stark genug, um zu wissen, dass Phydus falsch ist und Ihr Versuch, die Leute damit gefügig zu machen, nur ein Zeichen von Schwäche. Wären Sie wirklich stark, könnten Sie dieses Schiff führen, ohne dass Ihnen die Droge die schmutzige Arbeit abnimmt.«
Erst jetzt fällt mir auf, dass meine Stimme das einzige Geräusch im Raum ist.
»Was hast du getan?«, schreit der Älteste Amy an.
Ich schaue auf. Während ich den Ältesten geschlagen und auf ihn eingeschrien habe, ist Amy hinter die Pumpe gekrochen, hat dort ein kleines Türchen gefunden und einfach alle Kabel herausgerissen.
Sie hält die Kabel in ihrer Hand. »Das müsste reichen«, stellt sie grinsend fest.
73
Amy
Wäre der Älteste nicht so ein mieser Tyrann gewesen, würde er mir mit seiner gebrochenen Nase und dem blutenden Mund beinahe leidtun. Aber da er schon am ersten Tag vorhatte, mich umzubringen – und jetzt wieder, als er Doc befohlen hat, mich in den vierten Stock zu schaffen –, kann ich nicht behaupten, dass ich besonderes Mitgefühl mit dem alten Widerling habe.
Der Doktor legt Junior eine Hand auf die Schulter. »Junior, wir brauchen die Droge. Das Schiff wird nicht laufen, wenn wir die Menschen damit nicht kontrollieren.«
Junior ist geneigt, ihm zuzustimmen. Ich sehe es in seinen Augen. »Das ist nicht wahr«, sage ich und versuche, Junior dazu zu bringen, mich anzusehen und sich daran zu erinnern, wie mich die Droge innerlich abgetötet hat. »Ja, ohne die Droge wird es schwieriger werden. Und es ist sicher einfacher für uns, ein Leben ohne den Himmel zu führen, wenn wir vollkommen zugedröhnt sind. Aber das ist doch kein Leben. Denn trotz all unserer Sorgen« – da treffen sich unsere Blicke, und Junior weiß, dass ich von Harley spreche – »gibt es auch Freude. Man kann das eine nicht ohne das andere haben.«
Junior weicht zurück und stellt sich neben mich.
»Ich kann nicht die Art Anführer sein, die Sie erwarten«, sagt er. »So werde ich niemals sein. Und genau deswegen werde ich ein besserer Regent.«
Der Älteste fährt zu Doc herum. »Tu es.«
»Was soll er tun?«, frage ich.
Der Älteste hat Docs volle Aufmerksamkeit. »Wir machen einen Neuen. Mit anderen DNA-Replikatoren. Wir entsorgen diesen und machen einen anderen.«
»Was?«, fragt Junior und macht große Augen, als fürchtete er sich vor seinen eigenen Gedanken.
Der Älteste starrt ihn an. »Du Idiot . Ich kann nicht glauben, dass wir dieselbe DNA haben!«
»Wovon reden Sie da?« Juniors Stimme bebt. »Sind Sie … mein Vater?«
»Da!«, sagt der Älteste und zeigt auf den Tisch mit den Spritzen und den großen Zylinder mit der goldgelben Flüssigkeit und den Embryos, die darin herumschwimmen.
»Ist etwa ein Teil Ihrer DNA in meine Mutter injiziert worden?«
Der Älteste brüllt hysterisch auf. »Du hattest nie eine Mutter! Wir sind dieselbe Person! Juniors sind Klone – sie haben dieselbe DNA, sie sind absolut gleich. Ich habe nichts anderes getan, als dich vor sechzehn Jahren aus einem Reagenzglas zu nehmen.«
»Wir sind nicht identisch«, widerspricht Junior angewidert.
»Bis hin zu unserem genetischen Code sind wir exakte Repliken jedes Ältesten vor uns.«
Ich weiß, dass Junior etwas ganz anderes gemeint hat.
»Deswegen haben wir überall Zugang; deswegen öffnet uns mein biometrischer Scan jede Tür«, murmelt der Älteste. Ich muss an die angenehme Computerstimme denken: »Ältester/Junior: Zugang gewährt.« Der Computer hat nie zwischen Junior und Ältestem unterschieden, weil es keinen Unterschied zwischen ihnen gibt.
»Das ist mir egal«, sagt Junior laut und starrt dem Ältesten ins Gesicht. »Es ist mir egal, dass wir identisch sein sollen. Ich bin nicht Sie und ich werde nicht dieselben Entscheidungen treffen wie Sie. Und mir sind auch Ihre Lektionen egal
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