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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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muss alle Leute in Angst und Schrecken versetzen, damit sie ihm gehorchen.« Ich will nicht zugeben, dass er auch mich in Angst und Schrecken versetzt, aber ich schätze, dass Junior das bereits ahnt.
    »Der Älteste ist ein großer Anführer. Ich bin nicht immer seiner Meinung oder einverstanden mit seinen Methoden, aber sie funktionieren . Das kannst du nicht bestreiten.«
    »Dieser Alte ist ein Diktator und nur deshalb funktioniert es«, murmele ich und ertappe Junior beim Grinsen. »Was ist?«
    »Mir gefällt, dass du ihn ›dieser Alte‹ nennst. Die meisten Leute hier küssen ihm die Füße.«
    »Ich finde, dass er ein Blödmann ist. Nein, mehr als das. Mir gegenüber hat er sich aufgeführt wie König Arsch. Ich meine, ich weiß, dass er euer Anführer ist und alles, aber im Grunde wollte er mich nur loswerden.«
    »Vielleicht hätte er dich nicht wirklich aus der Luke geworfen.«
    »Vielleicht?«
    Junior starrt die Blumen vor unseren Füßen an. »Er hätte es tun können. Ja. Wahrscheinlich hätte er es getan.«
    Ich trete gegen die orangeroten Blumen, die wie Tigerlilien aussehen.
    Das Paar auf der Bank hält sich fest umschlungen und beginnt, sich heftig zu küssen und zu befummeln. Junior folgt meinem Blick und starrt das Paar an.
    »Der Älteste hat gesagt, dass die Paarungszeit bald beginnt.«
    »Das ist die Paarungszeit? So benimmt man sich aber nicht in der Öffentlichkeit.« Zumindest war das einmal so. Oder passiert das zwangsläufig, wenn man Menschen auf einem Raumschiff zusammensperrt? Oder bin ich im Vergleich zu ihrem weiterentwickelten Standard einfach prüde?
    Junior beobachtet jetzt gar nicht mehr das Paar auf der Bank, sondern sieht mich an. Mittlerweile regnet es kräftig, und auf eine verrückte Weise gefällt es mir, wie der Regen mich fühlen lässt, als wäre ich verwurzelt, irgendwie verbunden mit diesem Ort. Auch wenn ich weiß, dass der Regen nicht echt ist, fühlt er sich zumindest an wie echter Regen, und genau das brauche ich jetzt.

32
    Junior
    Ich will nicht über die Paarungszeit sprechen. Ich will vielmehr wissen, warum sie den Ältesten so hasst. »Er ist nicht nur schlecht«, beteuere ich. »Der Älteste ist wirklich ein guter Anführer.« Ich trete einen Schritt näher an sie heran. »Ich weiß, dass er manchmal ziemlich energisch wirkt, aber er hat dafür gesorgt, dass alle Leute an Bord zusammenarbeiten und glücklich sind.«
    Amy schnaubt verächtlich. »Dann hasst du also auch jeden, der anders ist?«
    »Ich könnte dich niemals hassen!«
    Es ist ihre Andersartigkeit – das rote Haar, ihre Herkunft von der Sol-Erde, ihre Art, dem Ältesten nicht blind zu gehorchen –, das ist es, was ich an ihr am meisten mag.
    Es schüttet mittlerweile wie aus Kübeln, was uns aber nicht weiter stört. Amy sieht mich erwartungsvoll an, als würde sie darauf warten, dass ich ihr beweise, dass ich nicht wie der Älteste bin.
    Aber stattdessen greife ich um sie herum und ziehe die Pinsel heraus, mit denen sie ihren Haarknoten festgesteckt hat. Eine Flut roter Haare ergießt sich über ihren Rücken, aber dann werden sie vom Regen durchweicht und wirken fast so braun wie meine. Fast. Ich streiche ihr eine orangegoldene Strähne hinters Ohr. Sie zuckt, als meine Fingerspitzen ihre Haut berühren.
    »Der Älteste ist ein großer Anführer«, wiederhole ich mit sanfter Stimme. »Aber«, füge ich hinzu, bevor Amy protestieren kann, »was Andersartigkeit angeht, sind wir verschiedener Meinung. Ich mag alles, was anders ist. Sehr sogar.« Ich schlucke schwer. Meine Kehle fühlt sich ganz trocken an.
    Und dann – ich weiß nicht genau, wie es passiert ist – tritt sie einen Schritt vor und ich trete einen Schritt vor und plötzlich sind wir viel zu dicht zusammen.
    Und zwischen uns ist nichts außer dem Regen.
    Und dann ist gar nichts mehr zwischen uns.
    Ich bin klatschnass; eigentlich müsste ich frieren. Aber ihre Wärme erfüllt meinen ganzen Körper.
    Ich halte sie so fest, wie ich kann.
    Ich will, dass es niemals endet.
    Und dann –
    Zieht sie sich zurück.
    Sie tritt zurück.
    Ihre Finger an den Lippen.
    Ihre Augen groß und glitzernd.
    Regentropfen rinnen ihr über die Wangen, aber es ist gar kein Regen, und ich schmecke zum ersten Mal Salz auf der Zunge.
    »Es geschieht immer im Regen«, murmelt sie. »Genau wie mit Jason.«
    Wer immer dieser Jason ist – ich will ihn am liebsten umbringen.
    »Es tut mir leid«, sagt sie und tritt noch einen Schritt zurück. »Ich wollte

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