Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt
sagst du mir dann, welche Luke zu den Sternen führt?«
»Versprochen.«
»Bin schon weg«, sagt Harley und beendet die Kom-Verbindung.
»Was ist das für ein Ding?«, fragt Amy einen Moment später, als sie sicher ist, dass meine Unterhaltung mit Harley beendet ist. »Ich dachte, ihr hättet alle kleine Kopfhörer oder so, aber das Ding ist tatsächlich unter deiner Haut , oder?«
Ich hebe die Hand zu meiner Dra-Kom. »Das ist eine Dra-Kom. Eine drahtlose Kommunikationseinheit.«
»Tut das weh?«
Ich muss lachen. »Nein.«
»Echt cool.« Amy atmet aus und ihr warmer Atem kitzelt die Haare an meinem Ohr. »Als hätte man ein Telefon ins Ohr eingebaut.«
Ihre Finger fahren über meine Haut, unter der sich die Dra-Kom befindet. Sie steht direkt vor mir, so verführerisch dicht. Ich will sie in den Arm nehmen, an mich drücken und küssen.
Dann tritt sie zurück und lässt die Hand sinken. Ich kann ihren Gesichtsausdruck nicht deuten.
»Doc kann dir auch eine verpassen, wenn du willst«, sage ich und versuche, mein Verlangen zu ignorieren.
Amys Finger gleiten über die Haut unter ihrem Ohr. »Nein«, sagt sie. »Ich glaube, ich will das nicht.«
Wenige Augenblicke später taucht Harley wieder auf und stellt seinen Malkasten vor unsere Füße. Ich merke, dass er am liebsten losrennen und die Luke zu den Sternen sehen will, aber er ist auch sehr neugierig, wozu wir seine Malsachen brauchen. Das bin ich übrigens auch.
Amy stöbert im Malkasten herum und schiebt Gläser mit Farbe, Pinsel und Papierfetzen zur Seite. Schließlich holt sie ein Stück Kohle heraus, das in ein dünnes Stück Stoff gewickelt ist, und wirft es auf den Boden.
»Hey!«, ruft Harley empört. »Die muss ich selbst machen.«
»Ich brauche das Pulver«, sagt Amy und zertritt die Kohlestückchen.
»Wozu?«
Amy grinst. »Sieh nur zu.«
Nachdem sie sich einen von Harleys dicksten und weichsten Pinseln ausgesucht hat, streicht sie mit den Borsten durch das schwarze Pulver und fährt dann über die Oberfläche der Tür mit der Nummer 100.
»Das muss klappen, das muss klappen, das muss klappen«, wiederholt sie immer wieder und stäubt das Metall mit einer dünnen Puderschicht ein, bis es einen Fingerabdruck sichtbar werden lässt.
Amy lacht. »Jetzt müsste es nur eine einfache Methode geben, herauszufinden, wessen Fingerabdruck das ist.«
»Versuch es damit«, sage ich und hocke mich mit dem Floppy am Ende des Gangs neben sie. Ich halte die digitale Membran über den Fingerabdruck und starte das Scan-Programm. Der Abdruck erscheint in Sekundenschnelle auf dem Schirm.
»Und jetzt«, sage ich und tippe auf den Schirm, »muss ich den Abdruck nur noch mit den biometrischen Scannern vergleichen …«
»Wow«, sagt Amy fasziniert. Ich grinse sie an.
Der Floppy piept.
»Und?«, fragt Harley und beugt sich neugierig über meine Schulter.
»Meiner. Ich war mit Doc hier; das ist mein Abdruck.«
»Aber da steht ›Ältester/Junior‹«, sagt Harley und zeigt auf den Schirm. »Es könnte auch der Älteste sein.«
Amy schaut erwartungsvoll auf, aber ich schüttele den Kopf. »Wir haben denselben Zugang zum Computer – bei biometrischen Scans tauchen immer unsere beiden Namen auf. Aber ich habe vorhin schon auf der Dra-Kom-Ortungskarte nachgesehen und er war nicht hier. Es muss also mein Abdruck sein.«
»Versuch es weiter«, sagt Harley zu Amy, die sich, mit Pinsel und Pulver bewaffnet, wieder ans Werk macht. Ich scanne jeden Abdruck, den sie findet, aber die einzigen, die infrage kommen, sind vier von Doc und zwölf von mir. Alle anderen Abdrücke sind zu verwischt oder überlappen so sehr, dass sie nutzlos sind.
»Ich habe noch einen«, sagt Amy und wedelt den Kohlestaub über die Oberkante der Kryo-Kammer. »Ist der auch von dir?«
»Ich kann mich nicht erinnern, da oben etwas angefasst zu haben«, sage ich.
Amys Augen funkeln. »Vielleicht ist das der Mörder!«
Ich halte den Floppy über den Abdruck und scanne ihn ein. Der Abdruck ist breit und dick – ein Daumen. Durch den Staub zieht sich eine dünne gezackte Linie.
»Was ist das?«, will Harley wissen, als der Abdruck auf dem Schirm auftaucht.
Amy sieht mir über die Schulter. »Vielleicht nichts Besonderes – aber es sieht ein bisschen aus wie eine Narbe, findet ihr nicht?«
Biep. Biep-biep. Der Vorgang ist abgeschlossen.
»Ältester/Junior«, blinkt über dem Daumenabdruck auf.
»Noch einer von dir«, seufzt Amy niedergeschlagen.
»Hast du eine Narbe auf dem
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