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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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war schon immer groß, aber jetzt lasse ich meine Schultern nicht mehr hängen. Stattdessen zwinge ich Doc, zu mir aufzusehen.
    Er zögert, doch dann nickt er. »Du bist der Junior.« Damit meint er, dass ich derjenige bin, der es dem Ältesten sagen muss.
    »Der Kleine Fisch und ich haben kein Problem damit«, verkündet Harley und legt den Arm um Amy. »Wegen uns brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Doc.«
    Docs Misstrauen ist sofort wieder geweckt. »Vielleicht sollte ich doch den Ältesten kontaktieren, nur um zu hören, was er meint.«
    »Nein«, sage ich.
    »Was?«
    »Ich habe fast genauso viel Autorität wie er. Die Paarungszeit ist in vollem Gang und daraus entsteht meine Generation. Doc, Sie müssen lernen, auch mir zu vertrauen, nicht nur dem Ältesten. Ich sage, dass es okay ist, dass Harley und Amy über alles Bescheid wissen und dass wir ihnen vertrauen können. Und außerdem ist es Zeit zu gehen. Aber vorher«, füge ich hinzu, bevor Doc widersprechen kann, »will ich Ihren Floppy sehen.«
    »Meinen …?«
    »Den Floppy.« Ich nehme ihm die digitale Computermembran aus den Händen. Der Scanner registriert meinen Daumenabdruck, was mir den Junior/Ältester-Zugang gewährt. Als ich tippe, verdunkle ich absichtlich die Rückseite des Schirms, damit die anderen nicht sehen, was ich überprüfe.
    Ich will herausfinden, wer auf diesem Deck war. Die Scanner an den Türen lesen Daumenabdrücke; es dürfte also nicht schwer sein, der Daumenspur auf dieses Deck zu folgen. Und sie ist auch nicht schwer zu finden. Beim ersten Mal hatten wir keinen Zeitrahmen – Doc war hier unten gewesen und auch einige Wissenschaftler.
    Aber seitdem war außer uns nur noch eine weitere Person hier unten.
    Ich starre den Namen auf dem Bildschirm an.
    Ältester.

41
    Amy
    Junior steigt nicht mit uns in den Fahrstuhl.
    »Ich habe noch etwas zu erledigen«, sagt er. Er strahlt plötzlich etwas Bedrohliches, Ernsthaftes aus. Bisher wusste ich nur, dass er der künftige Anführer des Schiffs ist, weil Doc und der Älteste es mir gesagt haben. Aber wenn ich ihn jetzt ansehe, erkenne ich die Entschlossenheit des Anführers in ihm.
    Ein Teil von mir will hierbleiben, auf diesem Deck, und meine Eltern vor demjenigen schützen, der raffiniert genug ist, die gefrorenen Menschen abzuschalten, während wir alle hier unten sind, aber ich merke, dass Junior allein sein muss, aus welchem Grund auch immer, und dass er über meine Eltern wachen wird.
    »Junior, ich finde, du solltest mit uns kommen und dem Ältesten Bericht erstatten«, sagt Doc.
    »Oh, ich werde mit dem Ältesten reden«, beteuert Junior. Er greift in den Fahrstuhl, drückt für Doc den Knopf und tritt zurück, als die Türen zugleiten. Bevor sie ganz geschlossen sind, sehe ich, wie er sich abwendet und zielstrebig weggeht.
    »Der traut sich was«, verkündet Harley. Für jemanden, der gerade eine Leiche in den Weltraum geworfen hat, ist er ziemlich fröhlich.
    Doc grunzt nur vor sich hin.
    Als der Fahrstuhl hält, stürmt Doc sofort davon. Ich beobachte ihn und warte darauf, dass er den kleinen Knopf im Ohr drückt, um beim Ältesten zu petzen, aber er tut es nicht – er geht einfach weiter.
    »Willst du zurück auf die Station?«, fragt Harley und hält mir mit gespielter Ritterlichkeit den Arm hin.
    »Gehen wir lieber in den Garten, den Junior mir gezeigt hat«, schlage ich vor.
    »Oh, er hat dir den Garten gezeigt?« Harley grinst mich frech an und setzt sich in Bewegung.
    »Es muss komisch für ihn sein«, sage ich. »Er ist der Jüngste auf dem Schiff und trotzdem so etwas wie ein Anführer. Ich weiß nicht, ob ich älteren Leuten Befehle erteilen könnte – die sie dann auch noch befolgen.«
    Harley mustert mich aus dem Augenwinkel. »Du bist echt merkwürdig, Kleiner Fisch.«
    »Wieso?«, frage ich grinsend und lasse mich auf das Geplänkel ein.
    »Du denkst daran, wie komisch das Leben auf dem Schiff für Junior ist. Dabei bist du doch der Fisch auf dem Trockenen.«
    »Es ist einfacher, an Junior zu denken als an mich selbst.« Unerwartet habe ich Tränen in den Augen. Ich hatte nicht vorgehabt, etwas zu sagen, das der Wahrheit so nahe kommt.
    In der Lobby hält mir Harley die Tür auf und ich trete hinaus in das frische Sonnenlicht und den Geruch von Gras nach einem Regenschauer.
    »Die Paarungszeit hatte ich ganz vergessen«, murmelt Harley, als ein halb nacktes Paar gegen ihn taumelt, das von seinen wilden Küssen so abgelenkt ist, dass es ihn nicht einmal

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