Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt
wahrnimmt. »Lass uns wieder reingehen.«
»Ach, komm schon. Wir können uns doch von den überfüllten Gebieten fernhalten. Ich kann einfach nicht länger drinnen hocken.« Ich glaube, ich werde nie wieder geschlossene Räume mögen. Vor dem Einfrieren hatte ich nie Platzangst. Aber jetzt habe ich sogar hier draußen am Rand eines Gartens das Gefühl, dass mir eiserne Bänder die Luft abschnüren, und ich kann nicht aufhören, die Wände anzustarren, die mich einengen. Ich schließe die Augen. Wenn ich mir erlaube, daran zu denken, ist es noch viel schlimmer.
»Das Licht ist gut hier draußen«, sagt Harley auf dem Pfad durch den Garten. »Mist, ich wünschte, ich hätte meine Malsachen da!«
Ich lache. »Geh und hol sie. Ich warte hier.«
Harley zögert. »Das ist nicht sicher. Nicht jetzt.«
Ich denke an die Horde Menschen, denen ich bei meinem ersten Lauf begegnet bin. Aber jetzt müsste ich mich problemlos draußen bewegen können – kein Mensch wird mich beachten, weil sie alle zu sehr miteinander beschäftigt sind.
»Nun geh schon«, sage ich, denn Harley sieht sich sehnsüchtig zum Krankenhaus um. »Ich gehe zu dem Weizenfeld dahinten. Da ist keiner; die sind alle im Garten oder auf der Straße.«
»Komm mit mir«, verlangt Harley. Er packt mein Handgelenk und will mich mit sich ins Krankenhaus ziehen, aber ich winde mich aus seinem Griff.
»Ich will wirklich nicht reingehen. Ich brauche frische Luft. Nun geh schon!«, sage ich lachend und scheuche ihn den Pfad hinunter. »Ich komme schon zurecht.«
Harley zögert immer noch, aber ohne seine Farben hält er es nicht aus. »Sei vorsichtig, Kleiner Fisch«, sagt er ernsthaft. Ich nicke lächelnd. Er sprintet auf den Eingang des Krankenhauses zu. Ich schlendere in die andere Richtung auf das Feld zu.
Und ich hatte recht; je weiter ich vom Garten weggehe, desto weniger Leute treffe ich. Der Weg ist nahezu menschenleer. Ich finde es irgendwie unheimlich, wie sich die Leute hier zur Paarungszeit aufführen. Klar, auf der Erde habe ich bestimmt eine Million Mal im Fernsehen gesehen, wie Leute Sex hatten. Aber das ist nicht dasselbe, als wenn sie es direkt vor meiner Nase tun.
»Sie ist es.«
Dem Tonfall des Sprechers kann ich deutlich entnehmen, dass er über mich gesprochen hat. Ich riskiere einen Blick nach hinten. Es sind drei Männer in Harleys Alter, die mich verfolgen. Zwei davon kenne ich nicht, aber ihren Muskelbergen nach zu urteilen, sind es Bauern, die irgendeine schwere Arbeit tun.
Mein Magen stürzt ins Bodenlose.
Ich erkenne den dritten Mann.
Luthe, der Typ, der mich auf der Station immer so anstarrt.
»Hey, Freak!«, ruft er, als ihm auffällt, dass ich mich umsehe. Mit einem Finger winkt er mir ein unecht freundliches Hallo zu und die beiden anderen Männer lachen.
Ich gehe jetzt schneller.
Ich höre ihre schweren Schritte hinter mir. Sie machen größere Schritte als ich und haben das Tempo deutlich erhöht.
»Ich glaub, ich will keinen Freak«, sagt einer von ihnen.
»Aber ich«, sagt Luthe.
Ich renne . Meine Beine wirbeln und die Panik treibt mich zusätzlich an. Einer von denen flucht, und ich merke, dass die Jagd eröffnet ist. Ich stürme ins Feld, aber der Weizen bremst mich und außerdem hinterlässt meine wilde Flucht eine eindeutige Schneise, die direkt zu mir führt. Ich hechte über ein Liebespaar im Feld, das meine Anwesenheit nicht einmal bemerkt, geschweige denn meine Angst. Ich drehe mich um, weil ich wissen muss, wie nah die Männer schon gekommen sind.
Zu nah.
Und ich bin zu dämlich. Ich stolpere über ein weiteres Paar, lande im Weizen und rolle über die hohen, harten Stängel. Ich versuche, wieder auf die Beine zu kommen.
Aber ich bin nicht schnell genug.
Einer der muskelbepackten Bauern stürzt sich als Erstes auf mich.
Er presst meine Handgelenke mit seinen fleischigen Händen auf den Boden. Jetzt sind auch die beiden anderen Männer da. Der andere Bauer packt meine Knöchel. Luthe lässt sich neben mir auf die Knie fallen, beugt sich über mich und grinst mir ins Gesicht.
Ich wehre mich wie verrückt.
Ich reiße den Kopf zu dem Paar herum, über das ich gefallen bin. »Helft mir!«, kreische ich.
Aber sie starren mich nur mit glasigem Blick an und lächeln verträumt. Luthe wälzt sich auf mich und reißt mir die Tunika herunter. Er flucht über das Unterhemd, das ich anstelle eines BHs trage, und zerreißt es. Meine Brüste sind entblößt. Und obwohl ich die Hälfte der Besatzung nackt und
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