Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt
mir Jason, der mir eine Kornblume ansteckt.
Ich dringe tiefer in die Inhalte des Koffers vor. Es gibt etwas, das Mom auf keinen Fall auf der Erde zurückgelassen hätte. Meine Finger treffen auf etwas Kleines, Hartes und mein Herz macht einen Freudensprung. Ich hole die samtbezogene Schatulle mit dem halbrunden Deckel heraus und halte sie in der Hand.
»Was ist das?«, will Junior wissen, während Harley immer noch den Ozean anstarrt.
In der Schatulle ist die goldene Kette mit dem Kreuz. Das Kreuz meiner Großmutter.
Junior lacht. »Erzähl mir nicht, dass du eine von denen bist, die an diese Märchen glauben!«
Sein Lachen verstummt, als ich mir die Kette umlege, ohne ein einziges Mal den Augenkontakt zu ihm zu verlieren. »Dieses Schiff heißt Godspeed«, sage ich und rücke das Kreuz so zurecht, dass es in der Mitte meiner Brust liegt.
»Godspeed bedeutet nur gute Reise.«
Ich wende mich von Junior ab und betrachte die vielen kleinen Türen, hinter denen gefrorene Menschen liegen. »Es bedeutet mehr als das.«
Ich schlucke und lege die Fotos wieder in den Koffer. Bis auf das eine, das meine Familie und mich am Grand Canyon zeigt.
Das Kreuz schwingt vor, als ich Dads Koffer öffne. Er hat hauptsächlich Bücher eingepackt. Ein paar davon erkenne ich: Shakespeares Werke, Des Pilgers Reise , die Bibel, Per Anhalter durch die Galaxis . Zehn oder zwölf Bücher über militärische Taktik, Überlebenstraining und Wissenschaft. Drei dicke neue Notizbücher und eine ganze Packung unbenutzte Drehbleistifte. Ich nehme ein Notizbuch und drei Stifte heraus.
Nach kurzem Zögern greife ich noch einmal in den Koffer und nehme mir auch Sun Tzus Die Kunst des Krieges . Ich habe das Buch nie gelesen, aber der Titel lässt vermuten, dass es mir ein paar Tipps geben wird, was ich mit demjenigen machen soll, der den Leuten den Stecker herauszieht. Ich schiebe das Buch hastig unter das Notizbuch und hoffe, dass Junior den Titel nicht gelesen hat. Irgendwie werde ich den Gedanken nicht los, dass der Älteste hinter all dem steckt, und ich fürchte, wenn es dazu kommt, werde ich ganz allein gegen ihn in den Krieg ziehen müssen.
Und dann sehe ich ihn.
Meinen Teddybären Amber.
Ich nehme ihn heraus. Die große grüne Schleife an seinem Hals sitzt schief und an der Nase ist der Plüsch abgewetzt. An der rechten Vorderpfote ist fast gar kein Fell mehr, weil ich als Kleinkind an Ambers Pfote gelutscht habe statt an meinem Daumen.
»Letzter Koffer«, sagt Junior und schiebt ihn zu mir herüber. Ich klappe Dads Koffer zu, hole tief Luft und drücke Amber fest an mich.
Aber der letzte Koffer ist leer.
»Wo sind deine Sachen?«, will Harley wissen und beugt sich über meine Schulter.
Mir kommen die Tränen.
»Dad hat nicht geglaubt, dass ich mitkomme«, sage ich. »Er hat nichts für mich eingepackt, weil er gedacht hat, ich würde sie allein gehen lassen.«
38
Junior
»Das macht doch nichts«, sage ich. »Wir haben hier auf dem Schiff alles, was du brauchst. Du musst dir wegen Kleidung oder so keine Sorgen machen.«
Harley boxt mir gegen den Arm.
»Was?«
Amy drückt ihren Teddybären an sich und nimmt die Dinge aus den Koffern ihrer Eltern – das Notizbuch, die Stifte, das Buch und das Foto. »Ich bin hier fertig«, sagt sie mit ruhiger Stimme.
Harley hilft mir, die Koffer wieder ins Schließfach zu schieben. Er wirft mir immer wieder diese komischen Blicke zu und verzieht die Augenbrauen in Amys Richtung, aber ich habe keine Ahnung, was er mir damit sagen will.
Klick. Wuusch. Plopp.
Amy lässt den Teddybären fallen. »Ich kenne das Geräusch«, ruft sie und rast den Gang hinunter zu den Reihen von eingefrorenen Leuten.
»Amy, warte!«, schreit Harley und jagt hinter ihr her. Amy schlittert um die Kurve zur Sechziger-Reihe.
»Kommt schnell!«, kreischt sie.
Ich biege um die Ecke. Aus einer Glasbox mitten im Gang steigt Nebel auf.
»Warst du das?«, frage ich, obwohl ich die Antwort kenne.
»Natürlich nicht!«, sagt Amy hektisch. »Wird sie genauso aufwachen wie ich?«
Ich werfe einen Blick in die Box. Es liegt eine Frau darin, größer und schwerer als Amy, mit krausen dunklen Haaren und einer Haut, die noch dunkler ist als meine. Das Licht auf ihrer Box blinkt rot. Ich betrachte den schwarzen Schaltkasten. Der Schalter ist umgelegt worden.
Hastig aktiviere ich meine Dra-Kom. »Kom-Verbindung: Doc. Sofort !«
»Was ist?« Docs Stimme ertönt in meinem Ohr.
»Doc! Es ist wieder passiert! Es ist wieder
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