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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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hätte er kleine wassergefüllte Ballons am Kiefer hängen.
    »Nummer 63 war nur ein Ablenkungsmanöver«, stellt Junior fest.
    »Das glaube ich nicht«, widerspricht Doc. »Aber dieser hier ist schon eine ganze Weile draußen.« Er hebt den Deckel des Glaskastens an, und Harley und Junior helfen ihm, ihn auf den Boden zu legen. Doc steckt einen Finger in die Flüssigkeit, in der Mr Kennedy treibt. »Das Wasser ist kühl, aber nicht mehr eiskalt. Er muss schon gestern abgeschaltet worden sein, spätestens aber letzte Nacht.«
    Junior fängt meinen Blick auf. Während wir lachend durch den Regen gelaufen sind, ist Mr Kennedy ertrunken. Als ich meine nassen Sachen auszog und unter der dampfenden Dusche stand und später mit dem Blick auf die dunklen Felder eingeschlafen bin, trieb Mr Kennedy bereits in seinem nassen Grab.
    »Warum?«, frage ich.
    Doc tippt auf dem Computer-Ding herum. »Nummer 26. Ein Mann namens …«
    »Mr Kennedy«, sage ich.
    »Ja.« Doc sieht mich überrascht an.
    »Ich kannte ihn von früher.«
    »Oh, tut mir leid«, sagt er, allerdings so beiläufig, als wollte er nur höflich sein. »Nummer 26.«
    »Mr Kennedy.«
    » Mr Kennedy war Waffentechniker.«
    »Ehrlich?«, frage ich. Mr Kennedy hat in derselben Abteilung gearbeitet wie meine Mutter, aber ich hatte keine Ahnung, dass er etwas mit Waffen zu tun hatte. Meine Mutter hatte jedenfalls nichts damit zu tun. Sie ist Gentechnikerin. Sie hatte mit DNA zu tun, aber nicht mit Waffen.
    Doc nickt. »Er war Fachmann für Biowaffen. Hier steht, dass er im Auftrag der Regierung Öko-Bomben entwickelt hat.«
    »Wer macht so was?«, fragt Junior. »Wer schaltet all diese Leute ab? Erst William Robertson, dann die Frau Nummer 63 und jetzt diesen Mann.«
    »Und mich«, füge ich hinzu.
    Junior sieht mich an und runzelt die Brauen.
    »Zwei Opfer – zwei, die wir retten konnten«, sagt der Doktor.
    »Und kein erkennbarer Grund.« Ich starre die leere Kryo-Kammer an, in der Mr Kennedy lag. Dann wandert mein Blick zu den langen Reihen kleiner Türen mit den aufgemalten Nummern. Wie viele Kammern werden leer sein, bis wir den Mörder entlarvt haben?

40
    Junior
    Harley und ich schieben Mr Kennedy zur Außenluke. Amy will auf uns warten, aber ich weiß, dass sie nachsehen will, ob die Türen ihrer Eltern noch versiegelt sind.
    Doc öffnet den Zugang zur Luke und Harley und ich wuchten den Körper hinein. Die Tür schlägt zu und schützt uns davor, vom Weltraum verschlungen zu werden. Harley starrt mit großen Augen durch das Bullauge und versinkt erneut in den Anblick der Sterne. Ich kann den Blick nicht von Mr Kennedys aufgeblähtem Körper abwenden.
    Und dann sehe ich Harley an, in dessen Augen sich Milliarden Sterne spiegeln. Als er vor dem Bullauge die Arme hebt, habe ich einen Moment lang die irre Vorstellung, dass Harley die Tür öffnet, um hinter Mr Kennedy herzufliegen und nach den Sternen zu greifen. Die Luke schließt sich, aber das Licht der Sterne funkelt immer noch in Harleys Augen.
    »Sie sind schöner als alles, was ich bisher gesehen habe«, flüstert er.
    »Ja, ich wette, das sieht Mr Kennedy genauso«, sage ich, aber Harley bekommt meinen Sarkasmus nicht mit.
    »Kommt jetzt«, sagt Doc besorgt.
    Als wir wieder bei Amy ankommen, hält sie den Teddybären, die Fotos, Stifte und Bücher in den Händen, die an den Schließfächern liegen geblieben waren. Doc betrachtet die Dinge, sagt aber nichts. Er nimmt einen Floppy in die Hand und überlegt, wie er den Ältesten kontaktieren und ihm das alles erklären soll. Und er braucht Zeit, sich etwas auszudenken, was er zu mir sagen kann, damit ich ihm nicht widerspreche.
    Bisher hätte Doc einfach den Ältesten kontaktiert, ohne mich nach meiner Meinung zu fragen.
    »Junior«, sagt Doc, »ich weiß, dass dir die Bedeutung dieser Situation bewusst ist. Aber Amy und Harley, es ist ganz wichtig, dass ihr niemandem etwas davon erzählt. Nicht von Mr Kennedy, nicht von der Luke« – er funkelt Harley dabei drohend an –, »nicht von den Leuten hier unten und auch nicht von der Tatsache, dass es unter dem Krankenhaus noch ein weiteres Deck gibt. Ihr müsst das für euch behalten.«
    Es kommt. Ich spüre es. Doc fragt sich, ob er wirklich dem Ältesten Bericht erstatten muss.
    Zögernd wandert seine Hand zu seiner Dra-Kom.
    »Sie müssen den Ältesten nicht kontaktieren«, sage ich. »Ich verbürge mich für Amy und Harley.« Ich verlagere mein Gewicht, bis ich zwischen den beiden und Doc stehe. Ich

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