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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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zur Begrüßung, aber sie schaut nicht von ihrem Buch auf. Seit Amy da ist, hat sie kaum noch mit mir geredet, obwohl wir uns sehr nahegestanden haben, als ich noch auf der Station war. Sie sieht jetzt irgendwie verbitterter aus als vor drei Jahren. Da war sie siebzehn und ich dreizehn, und sie war die Erste, in die ich mich verknallt hatte, auch wenn ich heute nicht mehr weiß, wieso.
    »Hey. Schreibst du ein neues Buch?« Victria hat fast ein Dutzend Bücher geschrieben und ins Floppy-Netzwerk gestellt. Sie sind klasse – ich weiß nicht, wie sie das macht. Wirklich tolle Geschichten über Helden während der Zeit der Seuche. Tragische Geschichten. Aber dann dämmert es mir. Wahrscheinlich hat der Älteste ihr »Schriftsteller-Glibber« gespritzt, bevor sie geboren wurde.
    »Nicht wirklich.« Sie klappt ihr Buch zu und lässt es in ihrer Jackentasche verschwinden. Sie sieht mich immer noch nicht an, sondern starrt auf die perfekt quadratischen und sorgsam vermessenen Felder hinaus, auf denen sich überall Paare wälzen.
    Ich folge ihrem Blick. »Sei bloß vorsichtig da draußen. Die Paarungszeit ist auf dem Höhepunkt.« Ich bin nur froh, dass Amy von Harley beschützt wird.
    Victria sieht mich immer noch nicht an. »Luthe hat mich hierher begleitet. Jetzt ist Orion da; er kann mich zurückbringen.«
    Ich zucke mit den Schultern und wende mich ab. Dabei fällt mein Blick auf eine Plakette an der Wand, die bisher durch das Bild vom Ältesten verdeckt war.
    ZENTRUM FÜR AUFZEICHNUNGEN & FORSCHUNG
    ERBAUT 2036
    GEGRÜNDET VON DER FRX
    Darunter steht etwas, das ich nicht lesen kann – ich glaube, es ist auf Kyrillisch oder Griechisch geschrieben, aber genau weiß ich es nicht. Und darunter steht noch etwas geschrieben:
    »Wenn du alles verstehen willst, betrachte den Anfang und seinen Fortgang.«
    Aristoteles
    Dann folgen acht weitere Zeilen, alle in einer anderen Sprache, von der zwei nur aus unverständlichen Symbolen bestehen. Aber trotzdem ist nicht schwer zu erraten, dass es jedes Mal dasselbe Zitat ist.
    »Das hier ist alt«, sage ich zu Victria, die meine Beobachtung nicht zu interessieren scheint. »Richtig alt. Es stammt aus der Zeit, als das Schiff gebaut wurde.«
    Ich denke über die Pläne des Schiffs nach, die Orion mir vor ein paar Tagen gezeigt hat. Dass das Versorgerdeck früher eine biologische Forschungsstation war und unser Archiv ihr Zentrum.
    Der Älteste redet dauernd davon, wie wir uns weiterentwickelt haben, wie viel besser es uns geht, weil wir alle gleich aussehen und dieses Prinzip des starken Anführers haben. Aber gerade jetzt kommt es mir vor, als würden die Worte dieses Aristoteles uns verhöhnen, dass unsere Forschung nicht mehr ist als schlichte Wollust.
    Ich frage mich, wieso gerade jetzt ein neues Gemälde aufgehängt wird. Das ist schon das zweite Mal, dass Orion mir etwas Neues an Bord gezeigt hat. Was weiß ich eigentlich über ihn? Ich habe ihn bisher fast nur im Archiv gesehen, und selbst da verbirgt er sich meistens im Schatten der Bücher, huscht wie ein Geist zwischen Worten und digitalisierten Informationen herum. Ich mag zwar jeden an Bord dieses Schiffs kennen – ihre Namen, sogar ihre Gesichter –, aber kenne ich einen von ihnen wirklich ?
    »Glaubst du, dass die sich lieben?« Victrias Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Sie sieht mich nicht an und beobachtet stattdessen das Paar vor dem Archiv.
    »Nein«, sage ich.
    »Das ist widerlich«, murmelt Victria. »Können die sich nicht beherrschen?«
    Nein , denke ich. Können sie nicht.
    »Orion sagt, dass es eben die menschliche Natur ist.«
    »Ist es nicht«, sagt Victria.
    Ich sehe sie überrascht an.
    »Wenn es so wäre, würde ich mich genauso benehmen«, sagt sie und deutet mit einem Kopfnicken auf das Paar. »Aber das tue ich nicht. Ich habe kein Verlangen … das zu tun. Jedenfalls nicht mit jemandem, den ich nicht …«
    Sie redet nicht weiter, aber ich ahne, was sie sagen wollte. Nicht mit jemandem, den sie nicht liebt.
    Noch vor einer Woche hätte ich über diese Worte gespottet. Liebe war für mich etwas Abstraktes. Ich habe von Liebe im selben Zusammenhang gehört wie von diesen religiösen Legenden – das waren alles Geschichten, die sich die Menschen auf der Sol-Erde erzählt haben, damit sie sich in der fehlerhaften Welt, die sie selbst erschaffen haben, besser fühlen.
    Aber jetzt …
    »Es ist besser, geliebt und verloren zu haben, als nie zu lieben«, sagt Victria.
    »Ist das aus deinem

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