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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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meine blasse Haut fällt und das rote Haar unter dem Tuch hervorleuchtet, nie tun würden. Hier gilt ihre ganze Aufmerksamkeit den Informationen, die sie zum ersten Mal in ihrem Leben sehen und verstehen. Sie achten nicht auf mich.
    Deswegen bin ich so gern hier.
    Vor jedem der riesigen Digitalbildschirme an den Wänden stehen Trauben von Leuten. Obwohl Junior das Archiv allen zugänglich gemacht hat, benutzen die meisten Versorger nur die Floppys – sofern sie überhaupt ins Archiv kommen. Nur die wenigsten gehen auch in den Raum hinter der Eingangshalle, wo die Bücher sind; noch weniger verirren sich in den ersten und zweiten Stock zu den Galerien.
    Hier ist jeder Wandfloppy mit einem anderen Thema beschriftet – Geschichte, Ackerbau und Wissenschaft sind die beliebtesten. Fast ein Dutzend Leute betrachtet ein Diagramm von einem Kernreaktor auf dem Wissenschaftsfloppy und sie diskutieren leise über irgendein Detail.
    Am wenigsten wird der Wandfloppy genutzt, der mit Literatur beschriftet ist. Hier scrollen sich ein paar junge Frauen durch Shakespeares Romeo und Julia . Sie quälen sich noch mehr mit der altertümlichen Sprache als meine Mitschüler in der neunten Klasse, aber ich frage mich, ob sie nach all dem mich deucht und durchaus, Sire wohl weggehen und denken werden, dass das Liebe ist. Ich überlege ernsthaft, stehenzubleiben und ihnen von unserer Debatte in der Schule zu erzählen, bei der ich den Standpunkt vertreten habe, dass sich Romeo und Julia nicht wirklich geliebt haben. In der neunten Klasse war ich mir so sicher gewesen, dass ich die Debatte gewonnen habe (und als Preis eine Befreiung von den Hausaufgaben bekam). Ich weiß noch, dass ich meine Meinung so energisch vertreten habe, dass die ganze Klasse in Aufruhr geriet. Aber jetzt … kann ich mich an kein einziges Argument beider Seiten mehr erinnern und wüsste nicht, was ich zu diesen Frauen sagen sollte. Wie kann ich argumentieren, dass es in Romeo und Julia nicht wirklich um Liebe geht, wo doch diese Leute keine Ahnung haben, was Liebe eigentlich ist? Wo ich selbst keine Ahnung habe, was Liebe ist – ich weiß nur, was sie nicht ist.
    Plötzlich werden alle Bildschirme schwarz.
    »Hey!«, ruft eines der Mädchen, das Shakespeare gelesen hat.
    »Was geht hier vor?«, knurrt ein Mann am Ackerbau -Floppy.
    Riesige Worte in gleißend weißen Buchstaben scrollen über die dunklen Schirme und erfüllen die Halle mit einem Satz, der sich ständig wiederholt.
    REGIERT EUCH SELBST
    Meine Augen werden groß und ich ziehe mir die Kapuze so tief ins Gesicht, dass ich die Nähte stramm am Hinterkopf spüre. Während alle anderen abgelenkt sind, die Worte lesen und sich fragen, wie sie auf ihre Floppys gekommen sind, durchquere ich die Halle und steuere die hinteren Räume an. Etwas wie das hier war zu erwarten. Junior hat zwar seine ganze Freizeit mit mir im Archiv verbracht und viel über Staatsbürgerkunde und Polizei gelesen, aber ich glaube, er hat nicht verstanden, dass ein paar Leute nur aus dem Grund rebellieren würden, weil sie es zum ersten Mal in ihrem Leben können.
    »Wer war das?« Eine Männerstimme übertönt das allgemeine Gemurmel. Sie klingt misstrauisch, sogar ein bisschen ängstlich, aber auch aggressiv, als würde er denjenigen, der sich ins Floppy-Netzwerk eingehackt hat, nur zu gern in die Finger bekommen.
    »Was soll das bedeuten?«, fragt eine Frau in meiner Nähe. Ihre Freundin schüttelt heftig den Kopf. Die Haare fliegen ihr dabei ins Gesicht und ihre Augen sind vor Angst geweitet.
    Eine Frau am Wissenschaft -Floppy tippt auf den Schirm, damit die Botschaft verschwindet. Doch als das keine Wirkung zeigt, fangen die Leute um sie herum an, hektisch miteinander zu tuscheln. Wer immer es geschafft hat, sich in die Floppys einzuhacken, hat anscheinend ganze Arbeit geleistet.
    »Der Älteste muss das in Ordnung bringen«, sagt einer der Männer. Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, dass er von Junior spricht. Viele der Umstehenden nicken, während sie weiter auf die Bildschirme starren.
    »Die Floppys haben sich erst verändert, als der Freak daran vorbeigegangen ist«, sagt eine der Frauen, die Romeo und Julia gelesen hat, mit lauter, klarer Stimme. Sie lässt den Blick suchend durch die Halle schweifen. Ich ziehe den Kopf ein und flüchte in den angrenzenden Raum.
    Erst nachdem die Tür des Literatursaals hinter mir zugezischt ist, wage ich wieder zu atmen. Es gibt zwar kein Schloss – auf dem ganzen Schiff gibt

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