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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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Medipflastern, mit denen wir Phydus verabreichen können.«
    Ich widerspreche energisch. »Niemand braucht Phydus.«
    Marae kneift die Lippen zusammen. Sie streckt die Hand aus und fährt mit einem Finger über die Floppy-Oberfläche. Die mechanischen Diagramme werden durch eine Tabelle ersetzt. »In der ersten Woche ohne Phydus ist die Produktivität der Versorger um zehn Prozent gesunken. Jetzt beträgt sie nur noch dreißig Prozent, und es sieht nicht so aus, als würde sie wieder ansteigen.« Sie hält mir den Floppy hin, aber ich will ihn nicht haben. »Unsere Nahrungsvorräte sind bedrohlich zurückgegangen. Das ist besonders beunruhigend, aber es mangelt auch an anderen Notwendigkeiten wie etwa Kleidung.«
    Ich mache den Mund auf, um etwas zu sagen, aber sie fährt mit gleichmäßiger Stimme fort. »Außerdem kommt es bereits zu kriminellen Handlungen. So etwas gab es noch nie. Häusliche Gewalt, Diebstähle, Vandalismus. Mit Phydus –«
    Sie zweifeln. Sie vertrauen der Droge mehr als mir.
    »Ich kümmere mich um die Menschen«, sage ich mit fester Stimme. »Ihr kümmert euch um das Schiff.«
    »Aber Ält … Junior«, sagt Marae und legt mir ihre schmale Hand auf den Arm. »Wieso dieser Aufwand? Die Versorger müssen doch nur arbeiten. Wir brauchen sie für nichts anderes.«
    »Ich verstehe, was du meinst.« Jetzt krallen sich meine Finger doch um die Kante des Floppys.
    Ich verrate ihr nicht, wie oft ich schon dasselbe gedacht habe.
    Ich verrate ihr auch nicht, dass ich aus diesem Grund Tag für Tag die Drähte der Phydus-Pumpe mit mir herumtrage.
    Stattdessen sage ich: »Wir brauchen eine Polizei. Wie es sie auf der Sol-Erde gab. Ich brauche Leute, denen ich vertrauen kann, die mir helfen, dass alles störungsfrei läuft.«
    Marae richtet sich auf. »Eine Poli-Zei?«
    Jetzt bin ich es, der die Oberfläche des Floppys berührt und auf dem Display zu tippen beginnt. Einen Moment später reiche ich ihr einen Artikel über Polizei und Sozialwissenschaften. Sie überfliegt ihn und gibt ihn an Shelby weiter.
    »Im Grunde brauche ich Leute, die mir dabei helfen, die Regeln durchzusetzen. Leute, die Verbrechen untersuchen und die Menschen davon abhalten, etwas Falsches zu tun. Die mich unterstützen, wenn es Ärger gibt.«
    »Die Techniker haben dem Ältesten immer gehorcht. Wir werden dafür sorgen, dass dieses System nicht versagt. Was auch immer nötig ist.« Das bedeutet, dass sie bereit ist, es statt mit Phydus mit der Polizei zu versuchen. Allerdings fehlt mir das Vertrauen in ihre Worte oder in meine Position, und deshalb wage ich nicht zu fragen, was passieren wird, wenn meine Idee fehlschlägt.
    Ich kenne die Leitenden Techniker fast besser als jeden anderen auf dem Schiff, obwohl ich erst seit dem Tod des Ältesten vor drei Monaten mit ihnen zusammenarbeite. Ich kann ihnen an den Gesichtern ablesen, was sie denken. Haile, Jodee und Taylor nicken und sind wie Marae begierig auf diese neue Herausforderung. Prestyn, Brittne, Buck und sogar die Zweite Technikern Shelby sind misstrauisch. Ich weiß aber genau, dass sie Marae gehorchen werden, auch wenn sie es bei mir nicht tun. Marae versucht zwar manchmal, mich herumzukommandieren, weil ich jünger bin, aber grundsätzlich vergisst sie nie meine Position als Ältester, auch wenn ich diesen Namen nicht tragen will.
    Diese Sache könnte wirklich klappen.
    Aber kaum denke ich darüber nach, gibt Shelby einen überraschten Laut von sich. Alle sehen sie an. Sie hat den Floppy in der Hand, den Marae ihr zurückgegeben hat. Sie hält ihn erst Marae hin, überlegt es sich dann aber anders und reicht ihn mir. Die Techniker lösen ihre ordentliche Reihe auf und drängen sich um mich, als ich die riesigen weißen Buchstaben lese, die auf dem schwarzen Bildschirm erschienen sind.
    WEHRT EUCH GEGEN DIE UNTERDRÜCKUNG
    DES ÄLTESTEN
    ES GIBT KEINEN ANFÜHRER
    REGIERT EUCH SELBST
    »Jemand hat sich ins Floppy-Netzwerk eingehackt«, faucht Marae. Ihr finsterer Blick trifft meinen. »War es das, wofür du eine Poli-Zei wolltest?«
    »Ja.« Ich klinge nicht so hitzig wie sie. Die Worte, die da auf dem Schirm aufgetaucht sind, verkünden, dass ich ein Nichts bin, und zum ersten Mal seit dem Tod des Ältesten befürchte ich, dass sie recht haben könnten.
    Marae nimmt mir den Floppy aus der Hand und versucht, den Bildschirm blank zu wischen. Die letzten drei Worte – REGIERT EUCH SELBST – werden immer größer und füllen schließlich den ganzen Bildschirm aus. Marae

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