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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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sein Name wäre Luthe, aber Victria hat ihn Luthor genannt. Wie Lex Luthor, Supermans Erzfeind … aber die bösen Taten eines glatzköpfigen Superschurken erscheinen im Vergleich zu dem, wozu Luthor fähig ist, geradezu lächerlich. Erst jetzt wird mir klar, dass Luthe sein Spitzname ist. Der Name, den ihm seine Freunde gegeben haben. Die Vorstellung, ihn ebenfalls so zu nennen, erfüllt mich mit Abscheu. Ich will nicht auf dieselbe Weise an ihn denken wie seine Freunde.
    Wieder zischt die Tür auf. Victria wimmert leise und verbirgt ihr Gesicht. Ich springe auf.
    Er steht in der Tür und sucht den Raum ab.
    Sein Blick fällt auf mich.
    Und er lächelt. Ganz langsam.
    Und verführerisch.

7
    Junior
    Die Tür ist abgeschlossen. Wie ich sie hinterlassen habe.
    Nach – nach allem – nachdem
        Orion eingefroren wurde und
            Amy die Wahrheit herausfand und
                der Älteste starb und
                    ich ihm beim Sterben zusah …
    Ich habe ihm beim Sterben zugesehen.
    Nach all dem bin ich aufs Regentendeck zurückgekrochen. Das leere, hohle Regentendeck. Ich bin ins Zimmer des Ältesten eingebrochen, habe seinen Alkoholvorrat gefunden und war zwei Tage durchgehend betrunken. Dann habe ich mich weitere zwei oder drei Tage lang übergeben und seine Tür wieder abgeschlossen, denn sie ist eine der wenigen, die überhaupt ein Schloss haben.
    Außerdem habe ich noch einen Tisch vor die Tür geschoben.
    Jetzt stoße ich den Tisch mit solcher Wucht zur Seite, dass er umkippt und krachend zu Boden fällt.
    Bisher kam mir das Regentendeck immer viel zu groß vor, so groß, dass sich alle Bewohner des Schiffs gleichzeitig dort versammeln konnten, um an die Decke zu starren, sich belügen zu lassen und angesichts der Glühbirnen Aah und Ooh zu rufen, weil sie sie für Sterne hielten.
    Als es noch der Älteste und ich waren, kam mir das Deck wegen des Schweigens, das zwischen uns herrschte, riesig vor. Aber jetzt, wo nur noch ich übrig bin, erscheint mir das Regentendeck beklemmend eng.
    Meine Dra-Kom piept. Ich drücke den Finger auf den Knopf, um sie zum Schweigen zu bringen.
    Und bevor ich es mir ausreden kann, bevor ich weggehen und mir sagen kann, dass ich später in sein Zimmer gehe –
    – schließe ich die Tür des Ältesten auf.
    Staubflocken tanzen in der Luft, als ich eintrete. Ich atme tief ein und erwarte den Moschusgeruch von der Seife des Ältesten, aber eigentlich riecht es nur nach Schimmel. Meine Füße kleben am Boden fest. In der Nähe der Tür liegt eine der Alkoholflaschen. Sie ist offen und was herausgelaufen ist, ist zu einer gummiartigen Masse eingetrocknet. Das ist meine Hinterlassenschaft in seinem Zimmer.
    Der Rest des Raums ist unordentlich und schmutzig, aber so hat es beim Ältesten immer ausgesehen. Das Bett ist nicht gemacht, die Decke liegt verknittert am Fußende. Unter dem Bett quillt ein Haufen schmutziger Wäsche hervor. Ein Teller mit Essensresten steht auf dem Nachttisch.
    Ich fühle mich wie ein Eindringling, so in der Privatsphäre des Ältesten herumzuschnüffeln, aber ich muss mich daran erinnern, dass ich technisch gesehen jetzt der Älteste bin und dies hier mehr mein Zimmer ist als das meines toten Vorgängers.
    Auf dem Schreibtisch liegen die Überreste eines Modellmotors verstreut. Ich nehme den kleinen Reaktorkern aus Kunstharz in die Hand und wische sorgfältig den Staub von der Oberfläche. Ich habe das Ding zum ersten Mal gesehen, als der Älteste versucht hat, es vor mir zu verbergen. Ich wiege das Modell in der Hand. Er wusste schon damals, dass etwas nicht stimmte. Hätte er mir von Anfang an die Wahrheit gesagt, hätten wir vielleicht gemeinsam daran arbeiten können, das Antriebsproblem zu lösen. Wenn jeder endlich die Wahrheit sagen würde, wären wir wahrscheinlich längst auf der Zentauri-Erde!
    Ich schleudere den Modellmotor quer durchs Zimmer. Er zerplatzt an der Wand über dem Bett des Ältesten, und die Bruchstücke prasseln auf das Kopfkissen, dem man noch ansieht, wo sein Kopf gelegen hat.
    Scheiße.
    Ich reibe mir mit beiden Händen übers Gesicht.
    Scheiße.
    Durch den Hackerangriff auf das Floppy-Netzwerk und Maraes Begeisterung für meine Idee, eine Polizeitruppe aufzustellen, habe ich die schlimmste Wahrheit eine Weile verdrängen können.
    Wir fliegen nirgendwohin.
    Stillstand.
    Ich betrachte die Bruchstücke des Modells auf dem Bett des Ältesten und mir wird etwas klar. Ich werde es den

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