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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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dass es mir eiskalt den Rücken herunterläuft. »Die Dinge haben sich tatsächlich geändert!«, brüllt er mir nach. »Wir haben keinen Anführer mehr!«
    Ich wirble auf dem Absatz herum. »Junior ist unser Anführer!« Meine Stimme ist laut und schrill, sie hört sich an wie ein wütendes Kreischen. Ich kann jedoch nicht vermeiden, wieder an die Botschaft zu denken, die vorhin über die Bildschirme flimmerte.
    Luthor schnaubt verächtlich. »Glaubst du wirklich, dieser Junge könnte mich aufhalten? Glaubst du, dieser Junge könnte einen von uns aufhalten?« Mit einer Handbewegung deutet er auf alle Anwesenden, die fasziniert zusehen, wie wir uns in der normalerweise so stillen Eingangshalle anschreien.
    »Wir können alles tun, was wir wollen«, sagt Luthor jetzt so leise, dass nur ich es hören kann. Dann grinst er breit, sieht sich um und erhebt seine Stimme zu einem donnernden Brüllen. »Wir können alles tun, was wir wollen!«
    Ich sehe es in den Gesichtern der Menschen.
    Die Erkenntnis, dass das, was er sagt, die Wahrheit ist.

9
    Junior
    »Junior?«, ruft jemand, als die Tür des Ältesten hinter mir zuzischt.
    »Was zum …«, murmele ich und drehe mich um. Außer mir hat niemand Zugang zu diesem Deck.
    Rotes Haar weht um den Türrahmen des Lernzentrums. »Amy?«, rufe ich verblüfft und eile zu ihr.
    Sie verzieht die Lippen zu einem Lächeln.
    »Ich hatte gehofft, dass du hier bist«, sagt sie.
    »Was – wie bist du hergekommen?«
    Sie verlässt das Lernzentrum und folgt mir in den Großen Raum. Dort hebt sie die linke Hand.
    »Doc hat sie dir gegeben!«, stelle ich fest und betrachte die Dra-Kom an ihrem Handgelenk.
    Amy nickt. »Ich dachte … da sie früher Orion gehört hat, würde sie mir vermutlich auch den Zugang zu diesem Deck ermöglichen, und …« Sie zuckt mit den Schultern. »Es hat geklappt. Ich habe versucht, dich über die Kom-Verbindung zu erreichen, aber du hast meine Anrufe nicht angenommen. Oder habe ich etwas falsch gemacht?«
    »Nein, da waren ein paar Koms, die ich ignoriert habe.«
    Amy knufft mir spielerisch in die Seite. »Du ignorierst mich also?«
    »Das würde ich nie tun«, beteuere ich.
    Sie lächelt wieder, ohne wirkliches Strahlen dahinter. Wir stehen ein paar Meter voneinander entfernt – sie in der Nähe der Tür zum Lernzentrum, ich eher in der Mitte des Großen Raums. Das Schweigen zwischen uns ist beinahe greifbar. Sie zieht ihre Kette unter dem Hemd hervor und fingert an dem Anhänger herum.
    »Was ist los?«, frage ich.
    »Nichts«, sagt sie sofort und lässt das Kreuz los.
    Meine Augen verengen sich, aber ich lasse es dabei bewenden.
    »Ich habe dich eine Weile nicht gesehen«, sagt sie schließlich. Sie hat sich nicht von der Tür wegbewegt, deswegen gehe ich jetzt auf sie zu. Sie steckt eine Hand in die Tasche, und einen Moment lang sieht es so aus, als wollte sie etwas herausholen.
    »Ich musste ein paar Probleme in der Stadt lösen und … auf dem Technikdeck.«
    »Dann bin ich jetzt mit Fragen an der Reihe«, sagt Amy und zieht die Hand wieder aus der Tasche. »Was ist los? Hast du die Botschaft auf den Floppys gesehen?«
    »Allerdings«, knurre ich. »Die Techniker konnten den Hackerangriff abwehren, aber …« Ich zucke mit den Schultern und, obwohl ich ungerührt erscheinen will, merke ich, wie verbittert diese Geste wirklich ist. »Der Schaden ist angerichtet. Ich habe Marae und die anderen Techniker gebeten, meine Polizei zu sein.«
    »Gut« , sagt Amy so vehement, dass ich sie erstaunt ansehe. »Also – ich bin froh, dass du dich dafür entschieden hast. Eine Polizei aufzustellen, meine ich«, fügt sie schnell hinzu, als ihr mein Blick auffällt.
    »Das hätte ich schon vor einem Monat tun sollen«, sage ich und warte auf ihre Reaktion.
    Ihre Hand zuckt, als würde sie sie gern zu mir ausstrecken, aber sie tut es nicht. »Du verheimlichst mir etwas«, sagt sie leise.
    Genau wie du , denke ich, aber an ihrem leeren Blick kann ich erkennen, dass sie mir nicht sagen wird, was sie bedrückt. Also sage ich ihr die Wahrheit. Über den Antrieb. Und die Lügen. Dass wir uns nicht mehr bewegen und auch nicht wissen, wo wir sind. Ich erzähle ihr alles, was ich keinem anderen an Bord gesagt habe.
    »Das darf niemand wissen«, füge ich hinzu. »Wenn die Versorger das erfahren …«
    Amy beißt sich auf die Lippe, widerspricht aber nicht. Noch nicht.
    Ich fahre mir nervös mit den Fingern durch die Haare. »Wir stehen schon sehr lange still. Das Schiff

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