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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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hinauf zu den unechten Sternen.
    »Nein, habe ich nicht. Du bist kein Freak, ganz bestimmt nicht!«
    Sie schüttelt den Kopf. »Nein, das meine ich nicht. Dass ich … Angst habe«, flüstert sie.
    Sie dreht die Dra-Kom an ihrem Handgelenk so lange herum, bis sich auf ihrer Haut ein roter Streifen bildet. Ich habe sie schon vorher so stumm und nachdenklich erlebt. Es ist vorgekommen, dass wir uns unterhalten haben, sie dann plötzlich verstummt ist und erst einen Moment später wieder bei mir war. Bis jetzt dachte ich immer, dass es etwas mit mir zu tun hätte – dass sie sich an meinen Verrat erinnert oder dass ich vielleicht etwas gesagt habe, das sie an die Vergangenheit denken lässt, die sie nie mehr haben kann. Aber jetzt frage ich mich, ob es vielleicht einen ganz anderen Grund gibt.
    »Was ist los?«, will ich wissen. Meine Streitlust ist verflogen, ich bin nur noch besorgt.
    Bei meiner Frage zuckt sie zusammen.
    »Hat dir jemand wehgetan?«, frage ich. »Oder dich bedroht?«
    Ich trete näher an sie heran. Ich möchte sie berühren, ihre Hände in meine nehmen und sie dicht an mich ziehen. Aber sie sieht so hart aus wie Stein.

10
    Amy
    Was soll ich ihm sagen? Dass ich immer noch Albträume wegen etwas habe, das vor drei Monaten geschehen ist? Wie würde das denn klingen? Wenn ich etwas hätte sagen wollen, hätte ich es damals tun müssen. Aber da war alles andere plötzlich viel wichtiger – der Tod von Harley und dem Ältesten, Orions Gefangennahme, die Entscheidung gegen Phydus. Junior hat es mit fast dreitausend Menschen zu tun, die erwarten, dass er ihre Probleme löst. Wie kann ich ihn da noch mit meinem belästigen? Wenn ich es jemandem sagen müsste, wäre er es – aber ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht. Es liegt nicht nur daran, dass es drei Monate her ist oder dass er zu viel mit dem Schiff zu tun hat oder dass er mir vielleicht nicht glauben wird.
    Es liegt daran, dass er nicht da war, um mich zu retten, als es passiert ist.
    Und wenn er mich damals nicht retten konnte, wie soll er es jetzt können?
    »Ich kann dich beschützen«, sagt Junior und rückt näher an mich heran. Er sieht mir jedoch nicht in die Augen. »Du könntest bei mir einziehen …« Er verstummt unsicher.
    Wir sind uns so nah, dass wir uns berühren könnten. Ich bräuchte nur die Hand auszustrecken. Aber keiner von uns rührt sich.
    »Das ist nicht nötig«, sage ich automatisch. Ich habe alles im Griff. Ich brauche nicht wegzulaufen und mich zu verstecken. Ich werde nicht zulassen, dass Luthor ein wimmerndes Häufchen Elend aus mir macht.
    Ich will aber auch nicht, dass Junior glaubt, er müsse auf mich aufpassen. Denn wenn er glaubt, dass ich seinen Schutz brauche, wird er auch denken, dass ich noch mehr von ihm will.
    Ich fange an herumzulaufen, aber dadurch scheinen die Wände nur noch dichter zusammenzurücken.
    Junior fährt sich mit den Fingern durch die Haare, die danach in alle Richtungen abstehen. »Du könntest nicht nur hierbleiben, um in Sicherheit zu sein«, sagt er schließlich. »Du könntest auch – aus einem anderen Grund …«
    »Nein«, flüstere ich, denn ich ahne und fürchte, was er als Nächstes sagen wird. Ich kann nicht – ich bin nicht bereit – ich weiß nicht … Ich weiß nicht, was ich will, aber ich weiß, dass ich nicht hören will, was er gleich sagen wird, obwohl mir natürlich klar ist, dass er es auf jeden Fall sagen wird.
    Er packt ganz sanft meine Arme – wie eine Einladung, ihm näherzukommen. Ich rühre mich nicht.
    »Amy, ich –« Er sieht auf den Boden und holt tief Luft. »Ich mag dich. Ich möchte, dass du hier lebst.« Er kann mir immer noch nicht in die Augen sehen. »Bei mir.«
    Er lässt mich los und hebt eine Hand, um mir die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Ich kann nicht anders; ich schließe die Augen und genieße die Berührung seiner Finger an meiner Wange. Er atmet zittrig aus.
    Ich trete auf ihn zu.
    Ich sehe zu ihm auf, und er sieht mir in die Augen, so wie er es auch nach unserem ersten Kuss im Regen getan hat. »Was genau willst du?«
    Er antwortet nicht.
    Das ist auch nicht nötig.
    Ich weiß, was er will.
    Und das ist nicht fair.
    »Nur weil wir die einzigen beiden Teenager auf diesem Schiff sind, bedeutet das nicht, dass ich dich lieben muss. Wieso habe ich keine Wahl?«
    Junior weicht entsetzt zurück.
    »Hör mal, es ist ja nicht so, als würde ich dich nicht mögen«, sage ich hastig und strecke die Hand nach ihm aus. Er zuckt

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