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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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bedeuten? Zurück zur Erde? Schön wär’s. Auf den neuen Planeten? Genauso undenkbar.
    »Vielleicht meint er damit, dass der nächste Hinweis in einem Atlas versteckt ist, oder so«, überlegt Junior.
    Ha, ha, Orion, sehr witzig. Mein Zuhause ist nichts mehr als ein Buch mit Karten von Orten, die ich nie wieder sehen werde.
    »Kann sein«, murmele ich. »Zumindest sollten wir es überprüfen.«
    Junior stellt das Gemälde vorsichtig, fast ehrfürchtig, auf den Boden und schaut noch einmal über die Schulter, als er mir aus dem winzigen Zimmer durchs Bad ins große Schlafzimmer folgt. Lil ist immer noch im Bett, aber bei unserem Eintreten setzt sie sich auf.
    »Ihr nehmt es mir weg, oder?«, faucht sie.
    »Nein«, sagt Junior. »Es ist deins.«
    Lil blinzelt und sieht ihn zum ersten Mal richtig an. Sie wirft auch mir einen Blick zu, aber dann schaut sie schnell wieder weg. Wahrscheinlich kann sie meinen Anblick nicht ertragen.
    »Und ich werde dafür sorgen, dass dir Essen gebracht wird«, sagt Junior. »Und ich schicke auch Doc her. Er arbeitet an einem neuen Medipflaster, das dir bestimmt helfen wird.«
    Lil nickt, aber selbst als wir gehen, steht sie nicht auf. Insgeheim frage ich mich, ob sie gleich aus dem Bett springen und zu ihrem geliebten Bild rasen wird. Oder ist ihr mittlerweile alles egal?
    Auf den Stufen nach unten drückt Junior auf den Knopf seiner Dra-Kom und fängt an, zuerst Essen und dann Medikamente zu ordern. Er ist so in sein Gespräch vertieft, dass er den wütenden Mann übersieht, der uns am Fuß der Treppe erwartet.
    »Wo ist sie?«, fragt er unfreundlich. Er beugt sich so dicht zu Junior, dass der zurückweichen muss, bis er mit dem Rücken am Geländer steht.
    »Wer?«, fragt Junior.
    »Lil. Wirst du sie zum Arbeiten zwingen? Es ist nämlich nicht fair, dass ich arbeite und sie nicht!«
    »Stevy, sie ist krank. Sie braucht ein bisschen Zeit. Ich habe Doc Bescheid ge…«
    »Sie ist nicht krank! Nur faul!«, brüllt der Mann.
    Junior hebt beide Hände. »Stevy, ich tue, was ich kann. Sie wird wieder zur Arbeit gehen, wenn sie so weit …«
    Er hat keine Chance, den Satz zu beenden. Er reißt erschrocken die Augen auf, denn Stevy holt aus und versetzt ihm einen Fausthieb gegen den Kiefer. Junior geht krachend zu Boden. Doch kaum hat er sich mithilfe des Geländers wieder auf die Beine gekämpft, da schlägt ihm Stevy ein zweites Mal ins Gesicht. Junior taumelt rückwärts, doch diesmal fällt er nicht hin.
    Ich merke erst, dass ich schreie, als ich es selbst höre. Hinter uns haben die Spinner, die draußen arbeiten, alles mitbekommen – sie stehen auf; eilen herbei; auch sie schreien; sie greifen nicht ein; sie flüstern hinter vorgehaltener Hand miteinander.
    Ich wirble herum. »Jemand muss etwas tun!«, schreie ich sie an. Ich habe an der Highschool genug Prügeleien erlebt, um zu wissen, dass es sinnlos ist, wenn sich ein Mädchen wie ich zwischen die Kontrahenten wirft – sie sind beide mindestens einen Kopf größer als ich und wenn mich einer von Stevys Schlägen trifft, werde ich nicht mehr aufstehen.
    Drei der Spinner – zwei Männer und eine Frau, die kaum größer ist als ich – stürmen vor. Aber noch bevor sie bei uns ankommen, fällt Stevy um und hält sich den Kopf. Die Spinner bleiben verdutzt stehen.
    Junior wischt sich mit dem Handrücken über die blutige Lippe.
    »Mach, dass es aufhört«, verlangt Stevy und seine Stimme ist ein Mittelding zwischen einem Befehl und einem Wimmern.
    »Es hört nach zwei Minuten von selbst auf.« Junior spricht ganz ruhig, aber da ist auch eine Kälte in seiner Stimme, die mir Angst macht. »Ich denke, jetzt hast du gelernt, dass es keine gute Idee war, mich zu schlagen.«
    »Was hast du getan?«, frage ich.
    Seine Lippe hört nicht auf zu bluten; seine Zähne sind rot. »Etwas, das ich niemals tun wollte«, murmelt er. »Komm mit.«
    Er geht nicht die Hauptstraße entlang, sondern biegt in eine Gasse ein, die zu den Gewächshäusern führt.
    »Es war etwas mit seiner Dra-Kom«, sagt Junior, obwohl ich nicht mehr mit einer Antwort gerechnet habe. »Der Älteste hat es einmal mit mir gemacht. Es ist eine ziemlich wirksame Methode, jemanden aufzuhalten.«
    »Junior!«, brüllt jemand hinter uns her. Junior erstarrt und dreht sich ganz langsam um.
    Stevy liegt wimmernd am Boden und hält sich den Kopf. Bartie steht über ihm und zeigt anklagend auf Junior. »Welches Recht hast du, diesen Mann so zu bestrafen?«, brüllt er. »Du

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