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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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das Essen jetzt selbst«, sagt Fridrick. »Ich werde dafür sorgen, dass jeder seinen gerechten Anteil kriegt.«
    »Und was soll das bedeuten?«
    »Er behält das ganze Essen für sich selbst!«, schreit eine Frau.
    »Das ist ungerecht!«
    »Brechen wir die Türen auf!«
    »Nun regt euch ab!«, brülle ich und drehe mich zu den Leuten um. Sie beruhigen sich zwar nicht, aber zumindest hören sie mit der Schreierei auf. »Nun«, sage ich und wende mich wieder an Fridrick, der schon vor meiner Geburt die Essenszuteilung verwaltet hat. »Wo ist das Problem bei der Verteilung?«
    »Es gibt kein Problem«, sagt Fridrick. »Sobald alle gegangen sind, werde ich mit der Verteilung anfangen.«
    Ich werfe einen zweifelnden Blick auf die Kette an der Tür.
    »Er wird nur einigen von uns zu essen geben!«, ruft eine tiefe Stimme aus der Menge.
    »Nur denen, die es auch verdienen «, meldet sich ein anderer zu Wort.
    Ich schaue noch einmal in die Menge. Marae und die Techniker stehen jetzt direkt hinter mir, um die Leute daran zu hindern, uns zu überrennen. Es sind inzwischen mindestens zweihundert Menschen da, vielleicht auch mehr. Sie bewegen sich in Wellen, nicht als Individuen, und die Wellen kommen Fridrick und mir immer näher.
    »Das Essen gehört dir nicht«, sage ich zu Fridrick. Ich spreche jetzt extra laut, damit es alle hören können.
    »Doch, es gehört mir.« Er funkelt mich böse an.
    »Du kannst nicht entscheiden, wer isst und wer nicht«, fahre ich ihn an.
    »Die Lager sind fast leer.«
    Das weiß ich.
    »Und was soll ich sonst tun?«, fragt Fridrick herablassend. »Allen weniger geben? Oder es so machen, dass es einen Sinn ergibt – nur die füttern, die es verdient haben?«
    Wütendes Geschrei, zustimmende Worte, Flüche und Hassparolen werden laut.
    »Es ist genug da, um die nächsten Wochen wie gewohnt zu verteilen. Danach können wir immer noch über eine Rationierung sprechen.«
    Fridrick mustert mich mit einem finsteren Blick. »Wer nicht arbeitet, kriegt auch nichts zu essen.«
    »Alle arbeiten!«, rufe ich entnervt.
    Das war ein Fehler. Fridrick sagt zwar nichts, aber dafür antwortet die Menge für ihn. Sie brüllt die Namen von Nachbarn, Familienangehörigen, Feinden und Freunden. Lauter Leute, die nicht arbeiten. Die Weber, die nur zu ihren Webstühlen zurückgekehrt sind, weil ich ihnen befohlen habe, ihren Streik zu beenden, die aber immer noch im Schneckentempo arbeiten. Die Gewächshausgärtner, die mehr als einmal dabei erwischt wurden, wie sie ihre eigenen Produkte gehortet haben. Und bestimmte Leute, die beschlossen haben, nicht mehr zu arbeiten, entweder weil sie zu faul sind oder wegen ihrer Depressionen wie im Fall von Evie oder Harleys Mutter Lil.
    Jetzt ertönt ein neuer Sprechgesang aus der Menge: Keine Arbeit! Kein Essen! Keine Arbeit! Kein Essen!
    »Und was ist mit dem Krankenhaus?«, überschreit eine schrille Stimme die Parole.
    »Ich arbeite!«, brüllt jemand aus einer der hinteren Reihen. Mein Blick wandert über die Menge, bis ich Doc entdecke, der verstört und etwas ängstlich aussieht, weil sein geliebtes Krankenhaus in Frage gestellt wird.
    »Und was ist mit denen auf der Station?«, will Fridrick wissen. Zumindest sagt er nicht »Und was ist mit Amy?«
    Schöner Mist.
    »Du hast recht.« Bartie drängt sich grob an Marae vorbei – die aussieht, als würde sie ihm am liebsten einen Schlag in den Nacken verpassen. »Also, ich werde mich von jetzt an produktiver Arbeit widmen«, verkündet er laut.
    Alle verstummen und sehen ihn an. Ich bin vollkommen verblüfft. Wie hat er das gemacht? Wie konnte er die allgemeine Aufmerksamkeit so schnell auf sich lenken? Als alle ruhig wurden, um Fridrick und mir zuzuhören, hatte das nichts mit Respekt zu tun. Sie haben nur darauf gewartet, dass einer von uns einen Fehler macht, der ihnen Munition geliefert hätte. Aber jetzt sieht jede einzelne Person Bartie erwartungsvoll an.
    Er sagt jedoch nichts. Stattdessen hebt er seine Gitarre hoch über den Kopf und hält Fridrick den Gitarrenhals entgegen. »Sieh sie als Bezahlung für mein Essen in dieser Woche«, sagt Bartie. »Und da wir keinen Archivar mehr haben, werde ich von nun an diese Aufgabe übernehmen.«
    Fridrick nimmt die Gitarre und betrachtet sie verunsichert. Doch dann nickt er einmal kurz. Er akzeptiert die Bezahlung.
    »Und«, füge ich so laut hinzu, wie ich kann, »wir werden auch weiterhin Essen an alle verteilen.«
    Fridricks Augen verengen sich zu

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