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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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hier ist auch nichts.
    Ich frage mich, ob es auf diesem Schiff noch etwas gibt, das an die Erde erinnert – einen Globus vielleicht. Ich glaube, mich zu erinnern, dass auf dem Regentendeck einer ist. Aber Orion hat diesen Hinweis für mich hinterlassen und hätte wohl nichts in Juniors Bereich versteckt, damit ich es finde.
    Ich kehre zurück in die Halle und stelle verblüfft fest, wie still es dort ist. Das ganze Archiv ist merkwürdigerweise menschenleer. Die paar Leute, die vorhin noch da waren, sind fort, und ich habe die ganze Eingangshalle für mich allein. Ich ziehe meine Jacke aus und die kühle Luft prickelt auf meinen Armen. Es fühlt sich irgendwie gefährlich an, ganz allein hier zu sein, und dann noch ohne schützende Jacke – aber es ist auch befreiend.
    Ich betrachte die Wandfloppys und erwäge, die Landkarten aufzurufen – doch dann wandert mein Blick nach oben. Von der Decke hängen zwei riesige Planeten als Tonmodelle herab. Zwischen ihnen fliegt ein kleines Godspeed-Modell, das an einem Draht befestigt ist.
    Das Modell der Erde ist kleiner als das der Zentauri-Erde und so detailliert, dass ich den langen Arm Floridas und die unebenen Spitzen der Rocky Mountains erkennen kann. Ich springe hoch, um die Erde zu berühren, aber meine Fingerspitzen erreichen nicht einmal den Südpol. Ich überlege kurz, mir eine Leiter zu suchen, die Erde herunterzuholen und sie aufzuschlagen, aber ich bezweifle, dass eine von Orions Botschaften aus dem Innern herausfallen wird wie ein Bonbon. Das Modell hing schon beim Start an dieser Stelle – wie hätte Orion etwas darin verstecken sollen?
    Mein Blick fällt auf das Modell der Godspeed. Es sieht so aus, als könnte man es abnehmen. Es dürfte kein Problem sein, es von den Haken zu lösen, an denen es hängt. Ich bräuchte nur auf einen Stuhl zu steigen, um es zu erreichen. Aber … die Godspeed ist definitiv nicht mein Zuhause. Vielleicht ist es auch nicht Florida oder Colorado, aber die Godspeed ist es auf keinen Fall.
    Ich höre ein leises Biep-biep. Und dann noch einmal: Biep-biep .
    Meine Dra-Kom! Ich halte mir das Handgelenk ans Ohr und drücke den Knopf an der Seite.
    »Kom-Verbindung: Junior«, meldet die Dra-Kom.
    »Verbindung annehmen!«, sage ich eifrig.
    »Amy?« Juniors Stimme klingt total gestresst.
    »Ja. Was ist los? Was geht in der Stadt vor?«
    Junior ignoriert meine Fragen. »Wo bist du gerade?«
    Ich sehe mich in der leeren Halle um. »Im Archiv. Ich dachte, ich suche schon mal nach Orions nächstem Hinweis …«
    Junior fällt mir ins Wort. »Kannst du irgendwohin gehen, wo es sicherer ist? Geh in dein Zimmer, okay?«
    »Was ist los?«
    »Ich will nur, dass du in Sicherheit bist. Schließ deine Tür ab.« Junior hat meine Tür schon in der ersten Woche mit einem biometrischen Scanner-Schloss versehen lassen, was mein Zimmer zu einem der wenigen wirklich privaten Räume gemacht hat.
    »Junior, was ist passiert?«
    »Ich will nur … dass du sicher bist. Ich muss Schluss machen.« Er hat das letzte Wort kaum ausgesprochen, da bricht die Kom-Verbindung auch schon ab.

27
    Junior
    »Drängelt doch nicht so! Lasst uns ein bisschen Platz!« Docs Befehle zeigen keine Wirkung; die Leute rücken sogar noch dichter heran.
    »Ich bin froh, dass Sie schon hier waren«, sage ich und lasse mich neben Doc auf die Knie sinken. Er untersucht Stevy.
    Doc berührt Stevys Hals und richtet sich dann auf.
    »Was ist passiert?«, fragt Bartie. Jetzt ist aller Heldenmut aus seiner Stimme verschwunden. Er ist wieder mein alter Freund, mit dem ich Schaukelstuhlrennen über die Veranda des Archivs veranstaltet habe. Und er hat Angst. »Was hast du gemacht?«
    »Ich habe gar nichts gemacht«, beteuere ich.
    »Du hast etwas mit seiner Dra-Kom gemacht. Und jetzt ist er tot.« Seine Stimme wird wieder lauter. Er ist nicht mehr mein Freund – jetzt ist er mein Gegner. »Passiert das den Leuten, die gegen dich sind? Müssen die alle sterben?«
    »Red nicht solchen Blödsinn«, fährt Doc ihn an. Er zupft etwas Klebriges von Stevys Arm. Ein kleines hellgrünes Medipflaster. Unsere Blicke treffen sich einen Moment lang. Es ist ein Phyduspflaster, eines von denen, die Doc erst kürzlich entwickelt hat.
    »Was für ein Medipflaster ist das?«, will Bartie wissen. Ich spüre die starren Blicke der anderen im Rücken. Pflichtbewusst wie immer hat Marae ihre Techniker eine lebendige Absperrung bilden lassen, um die Leute halbwegs von uns fernzuhalten. Aber lange wird das

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