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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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nicht funktionieren.
    »Das ist ein Spezialpflaster«, antwortet Doc. Er sieht es sich genauer an und denkt nicht mehr an Bartie und die Menschenmenge, als er mir zuraunt: »Da hat jemand etwas draufgeschrieben.«
    Er hält mir das Pflaster hin. Bartie versucht, es sich zu schnappen, aber ich bin schneller. »Folge«, lese ich laut vor. In dicker schwarzer Tinte steht da nur dieses eine Wort: Folge .
    »Aber wie konnte dieses Pflaster Stevy töten?«, frage ich.
    »Das eine konnte es nicht«, sagt Doc. Er schiebt Stevys Ärmel hoch, und es werden weitere Pflaster sichtbar, die unter seiner Kleidung verborgen waren. »Ein Pflaster ist harmlos. Aber noch zwei weitere sind eine Überdosis.« Er zieht die beiden anderen Pflaster von Stevys Arm ab.
    Ich runzle die Stirn. Medipflaster sollen ja schnell wirken, aber die Phyduskonzentration in diesen Pflastern scheint viel zu stark zu sein, wenn bereits drei Stück ausreichen, um einen Mann zu töten.
    »Was steht auf diesen Pflastern?«, ruft Luthor und versucht, Marae zur Seite zu schieben, um näher heranzukommen.
    Doc will mir die Pflaster geben, aber Bartie schnappt sie ihm aus der Hand. »Dem«, liest er vom ersten Pflaster so laut vor, dass es alle hören können. »Anführer.« Er sieht zu mir auf und jetzt ist echte Angst in seinem Blick. Er glaubt, dass ich das getan habe. »Folge dem Anführer. Diese Pflaster – diese Spezial pflaster, die Stevy umgebracht haben – sind eine Warnung. Ein Befehl. Dem Anführer zu folgen.«
    Bevor ich erklären kann, dass das alles nicht meine Schuld ist, dass ich weder die Worte geschrieben noch diese Pflaster auf Stevy geklebt habe, wendet sich Bartie schon an die Menge. »Das passiert, wenn man dem Anführer nicht folgt.« Er spuckt die Worte förmlich aus und wirft die gebrauchten Pflaster auf Stevys toten Körper.
    »Genau das passiert!«, schreit auch Luthor. Seine Worte hallen durch die Stadt. »Das ist der Preis, den ihr dafür zahlen müsst, wenn ihr dem Anführer nicht folgt! Folgt Junior nicht – und er bringt euch um!«
    »Moment mal!«, brülle ich und springe auf. »Das war ich nicht! Das würde ich nie tun!«
    Aber es ist zu spät. Die Worte von Bartie und Luthor haben sich verbreitet wie Gift. Ich kann die Angst und den Abscheu in den Augen der Leute sehen, die an der menschlichen Mauer vorbeistürmen, die Marae und ihre Techniker gebildet haben. Sie strömen an mir vorbei, rammen mich so heftig, dass ich zu Boden gehe, schubsen Doc weg und heben Stevys Leiche hoch. Dabei rufen sie Folge dem Anführer , aber es ist ein verächtlicher, wütender Sprechgesang. Sie verhöhnen mich damit.
    Es ist ein Schlachtruf.
    Immer mehr Leute, die bisher nur vom Rand der Menge aus zugesehen haben, schließen sich dem grölenden Mob an. Stevys Leiche wird zum Inbegriff ihrer Revolte. Sein lebloser Körper wird über die Köpfe der Menschen weitergereicht und wandert über die Menge wie auf einer Welle.
    »Es reicht«, sage ich.
    »Sie können dich nicht hören.« Docs Augen blitzen, aber sein Gesicht ist wie aus Stein gemeißelt.
    Ich aktiviere meine Dra-Kom. »ES REICHT!«, brülle ich und diesmal hört mich jede einzelne Person auf dem ganzen verdammten Schiff.
    »Ab sofort herrscht Ausgangssperre. Geht in eure Wohnungen und verlasst sie nicht. Die Techniker werden dafür sorgen, dass niemand nach draußen geht. Jetzt verlasst alle – ohne Ausnahme  – die Straßen und eure Arbeitsplätze und geht nach Hause.« Der Älteste hätte einen solchen Befehl mit eisiger Autorität gegeben. Aber das kann ich nicht. Ich bin so wütend, dass ich zittere, und ich kann das Beben nicht aus meiner Stimme heraushalten. Jetzt richte ich meine Aufmerksamkeit auf den Mob vor mir, auch wenn meine Kom-Ansage jeden auf dem ganzen Schiff erreicht. »Seht euch doch an, was ihr da macht. Wie ihr den armen Stevy misshandelt – einen von euch. Das ist abscheulich. Lasst ihn hier, damit Doc ihn zu den Sternen schicken kann.«
    Stille.
    »Geht«, befehle ich und meine Stimme klingt jetzt genauso wie die des Ältesten.
    Sie gehen.
    Sie murren und maulen … aber sie gehen.
    Marae taucht lautlos neben mir auf. »Sie fürchten dich immer noch«, sagt sie.
    »Sie fürchten die Vergangenheit. Sie erinnern sich immer noch an den Ältesten.«
    »Das reicht. Es hat doch funktioniert, oder nicht?«
    So sicher bin ich mir nicht. Ich habe vielleicht genügend Autorität in der Stimme, um sie alle nach Hause zu schicken, aber was werden sie nun hinter

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