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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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verschlossenen Türen aushecken?

28
    Amy
    Am Fahrstuhl des Krankenhauses angekommen, schwebt meine Hand über dem Knopf für den dritten Stock, aber im letzten Moment entscheide ich mich für die vierte Etage. Ich will mich nicht in meinem Zimmer verstecken. Wenn etwas schiefgeht, wenn ich mich in Sicherheit bringen muss, bin ich lieber bei meinen Eltern. Außerdem ist das Kryo-Deck einer der sichersten Orte auf dem Schiff. Junior hat zwar nach dem Absetzen von Phydus allen von diesem Deck erzählt, aber bis jetzt haben es nur wenige gesehen, und noch weniger haben die Möglichkeit, mit ihrem biometrischen Scan die Tür zu öffnen. Im vierten Stock angekommen, rase ich den Flur entlang und drücke meinen Daumen auf den Scanner. Als die Tür des Fahrstuhls aufgleitet, piept meine Dra-Kom.
    Ich höre Junior durch die Dra-Kom »ES REICHT« brüllen. Ich halte mir die Einheit ans Ohr, aber das flaue Gefühl im Magen hat mehr mit Juniors Worten zu tun als mit dem abwärtssausenden Fahrstuhl. Es ist jemand gestorben .
    Noch jemand. Erst das Mädchen auf der Kaninchenweide. Und jetzt ist noch irgendjemand in der Stadt umgebracht worden.
    Ich muss herausfinden, was Orions Hinweise bedeuten. Er hat mir zwar noch nicht gesagt, was für eine Wahl ich treffen soll oder wohin er mich schließlich führt, aber es kann nicht schlimmer sein als die Wut und die Angst, die immer größer werden, bis die Leute anfangen, das Schiff in Stücke zu reißen – vor allem, sobald sie erfahren, dass es sich nicht mehr vorwärtsbewegt.
    Ich beiße mir nachdenklich auf die Lippe. Orion hat gewusst, dass das passieren würde. Er hat es von Anfang an geplant, von dem Moment an, als er mich aus meiner Kryo-Box geholt hat. Welches Geheimnis er auch gehütet hat, er wusste, dass wir es jetzt brauchen würden.
    Wieso gibt er mir dann einen so verwirrenden Hinweis? Geh nach Hause. Was meint er bloß damit? Ist ihm nicht klar, dass ich kein Zuhause mehr habe?
    Die Fahrstuhltür gleitet auf und ich gehe schnurstracks zu den Kryo-Boxen 40 und 41, genau wie jeden Morgen in den letzten drei Monaten. Ich ziehe die Boxen meiner Eltern heraus und setze mich auf den Boden. Natürlich können sie mir keine Antworten geben, aber wenn ich mich auf ihre gefrorenen Gesichter konzentriere, hilft mir das vielleicht beim Nachdenken. Gerade, als ich versuche, meine wirren Gedanken zu ordnen, höre ich, dass sich der Fahrstuhl bewegt.
    Mir schlägt das Herz bis zum Hals.
    Jemand kommt.
    Mein erster Gedanke: Junior . Aber das kann nicht sein. Er ist in der Stadt.
    Mein zweiter Gedanke: Meine Eltern . Ich springe auf und stoße sie zurück in ihre Kryo-Kammern. Ihre Türen klicken genau in dem Moment zu, als sich die Fahrstuhltür öffnet.
    Es ist Victria.
    »Was willst du denn hier?«, fahre ich sie an. Eigentlich gibt es keinen Grund, so gemein zu sein, aber meine Nerven liegen blank.
    Victria gibt mir keine Antwort. Sie wirft mir nur einen verächtlichen Blick zu und steuert direkt das Genlabor an.
    Als sie an der Tür ankommt, rufe ich: »Da ist abgeschlossen.«
    Victria ignoriert mich. Sie fährt mit dem Finger über den biometrischen Scanner, tippt das Passwort ein und betritt das Labor.
    »Hey!«, sage ich und springe vom Tisch. »Wie hast du das gemacht?«
    Ich laufe hinüber zur Tür des Labors. Victria lehnt an dem Schrank, in dem Doc und der Älteste die DNA/RNA-Replikatoren aufbewahrt haben.
    »Woher kennst du das Passwort?«, frage ich. »Und wie bist du an den biometrischen Scannern vorbeigekommen? Die Einzigen, die diese Tür öffnen können, sind Junior, Doc und ein paar der Techniker.«
    »Und du.« Es klingt beinahe vorwurfsvoll. Sie hat recht, aber ich beschließe, ihren Vorwurf zu ignorieren. Stattdessen warte ich auf eine Erklärung. »Junior hat mir vor mehr als einem Monat den Zugang ermöglicht«, gibt sie zu.
    »Das … hat er?«
    Jetzt sieht mich Victria endlich an. »Du musst wissen, dass es Junior schon gab, bevor du aufgetaucht bist. Und er hatte Freunde und ein Leben und das alles auch ohne dich.«
    »Das weiß ich.«
    Victrias Gesicht wirkt versteinert, aber an den verkrampften Muskeln kann ich erkennen, wie sehr sie sich bemüht, ihre Gefühle im Zaum zu halten.
    »Kannst du bitte gehen?«, fragt sie und betrachtet die Kryo-Röhre, in der Orion eingefroren ist, mit seinen hervorquellenden Augen und Händen, die am Glas zu kratzen scheinen. Ich schließe die Tür des Genlabors, damit sie mit ihm allein sein kann.
    Junior hat erzählt,

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