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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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Wal-Mart, keiner von den großen.«
    »Und das College?«
    »Ich hab nicht studiert.«
    Bernice legte den Kopf zurück. »Das war’s also für dich?«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich meine, das war’s mit deinem Leben? Du hast keine Ziele mehr?«
    »Na ja, ich möchte eine gute Frau finden. Daran arbeite ich übrigens gerade. Mit der ich irgendwann mal Kinder habe.«
    »Wie willst du für die Kinder sorgen ?«
    »Keine Ahnung. Darüber zerbreche ich mir später den Kopf.«
    »Warum bist du nicht aufs College gegangen?«
    »Ich bin fürs College nicht so geeignet. Um ehrlich zu sein, hab ich mit Ach und Krach die Highschool geschafft.«
    Als Bernice ihn ansah, war ihr Blick wie der Monat November – kalt und finster.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Ich habe von dir so viel mehr erwartet.«
    »Also wirklich, Bernice. Nun hack nicht auf mir herum. Mir geht’s prima.«
    »Du siehst aber nicht prima aus.«
    Blue Gene seufzte. »Warum nervst du mich so?«
    [344] »Man muss dich nerven, darum.«
    »Ich hab dich seit, wie viel, siebzehn Jahren nicht gesehen, und du machst mich richtig fertig.«
    »Du solltest es mal weit bringen.«
    Blue Gene beugte sich vor und knackte mit den Fingerknöcheln. »Hey… ich könnte jetzt auch sauer sein, wenn ich wollte. Wieso hast du nie meine Briefe beantwortet und mich nie zurückgerufen?«
    »Ich konnte dich nicht zurückrufen, weil ich Angst hatte, dass deine Eltern ans Telefon gehen würden, aber deine Briefe habe ich beantwortet. Und zwar jeden einzelnen.«
    »Ich hab nie einen gesehen.«
    »Überrascht mich kein bisschen. Wahrscheinlich haben deine Eltern sie abgefangen.«
    »Weshalb sollten sie so was machen?«
    »Och, bestimmt haben sie ihre Gründe.« Sie hustete mehrmals und hatte Schwierigkeiten durchzuatmen. »Das überrascht mich ganz und gar nicht.«
    »Da muss ich mit ihnen drüber reden. Ich hatte ja keine Ahnung. Die ganze Zeit dachte ich, du würdest mir die kalte Schulter zeigen.«
    »Herrgott nein.«
    »Ist das wirklich wahr? Du hast meine Briefe echt beantwortet?«
    »Ich schwör’s.«
    »Sie hatten kein Recht, dir und mir das anzutun. Warum sollten sie so was machen?«
    »Sie kennen auch keine Skrupel. Denen traue ich alles zu.«
    »Also, ich muss einfach mit ihnen reden.«
    »Das lässt du besser bleiben, Blue Gene. Das machst [345] du besser nicht.« Sie fummelte immer hektischer an dem Schlauch herum.
    »Warum denn nicht, verdammt?«
    »Am Ende muss ich das noch ausbaden. Wir haben uns so furchtbar überworfen.«
    »Weswegen habt ihr euch überworfen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Was heißt das, du weißt es nicht ?«
    »Schatz, wir müssen es dabei belassen. Mir fehlt die Luft, um es dir zu erzählen.« Sie hustete noch etwas mehr und wurde kurzatmiger.
    »Tut mir leid. Also, was kann ich für dich tun?«
    »Du musst jetzt reden.« Sie kramte in ihrer großen Handtasche herum.
    »Worüber soll ich denn reden?«
    »Erzähl mir von dir. Alles von dir, seit du zehn warst.« Sie holte einen Inhalator aus ihrer Tasche und nahm daraus zwei tiefe Atemzüge. »Na los, red schon. Ich bin gespannt.«
    Blue Gene erzählte ihr von jeder Misslichkeit, die ihm seit seiner Kindheit widerfahren war. Bernice hörte aufmerksam und besorgt zu, nur abgelenkt durch die Notwendigkeit, gelegentlich etwas Schleim in ein Papiertaschentuch zu spucken. Nachdem sie alle wichtigen Ereignisse erfahren hatte, als deren unglückliches Opfer sich Blue Gene präsentierte, war ihr Blick voller Mitleid und Verständnis, und sie tätschelte seinen Rücken. Doch als Blue Gene fertig erzählt hatte, war ihr Blick plötzlich nicht mehr voller Besorgnis, sondern Wut. Sie presste die schmalen Lippen zusammen, so dass ihr Mund wie ein Stern aussah.
    »Warum haben deine Eltern dich nicht gezwungen, aufs [346] College zu gehen? Selbst wenn du einen schlechten Highschool-Abschluss hattest – deine Eltern hätten sich deine Studiengebühren fürs College problemlos leisten können.«
    »Sie haben Gott weiß was versucht, mich dazu zu bringen. Sie haben angeboten, alles zu bezahlen, aber ich war es leid, von ihrem Geld zu leben. Keiner meiner Freunde ließ sich von seinen Eltern aushalten. Ich hatte das Gefühl, endlich arbeiten zu müssen.«
    Bernice wandte sich ab. Ihr Mund verzog sich missbilligend, und sie schüttelte den Kopf. »Es war ihnen egal. Sie hätten dich zum Studium zwingen müssen. Ihnen war schlicht egal, was aus dir wurde.«
    »Sie haben’s versucht.«
    »Hört sich für mich an, als

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