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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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hätten sie einfach zugelassen, dass du dich von ihnen löst. Sie haben es diesem Mädel angelastet, waren aber bereit, selbst die Schnur zu durchtrennen.«
    »Es ging von beiden Seiten aus. Nun beruhig dich mal. Du gerätst wieder in Rage.«
    »Ich hab mein Medikament genommen. Mir geht’s gut. Ich frag dich was: Haben sich deine alten Eltern überhaupt um dich gekümmert, seit ich weg bin?« Wieder musterte sie Blue Gene von Kopf bis Fuß und betrachtete seine Tattoos. »Haben sie irgendwas für dich getan? Ich habe mir solche Mühe gegeben, dich richtig aufzuziehen, dass du auch ja alles hattest, was du brauchtest, und kaum bin ich weg, lassen sie dich einfach vor die Hunde gehen. Was hat denn John in dieser Zeit gemacht?«
    »Er hat sein eigenes Ding gemacht. Saufen und Drogen.«
    Bernice hielt es nicht auf der Bank. »Glaub mir, ich weiß, [347] ich darf nicht mehr rauchen, aber ich hab wohl noch nie so sehr ’ne Zigarette gewollt wie jetzt.«
    »Wieso? Weshalb regst du dich so auf?«
    »Weil mir nicht gefällt, was sie mit dir gemacht haben, deshalb. «
    »Aber Bernice, jetzt ist doch alles gut. Wir vertragen uns wieder.«
    »Lass nicht zu, dass sie dich fertigmachen, Blue Gene. Hast du mich verstanden?«
    »Jawohl, Ma’am.«
    »He… siehst du diese Automaten da drüben mit den Kinkerlitzchen drin?« Sie zeigte auf die Geräte, in die man Münzen warf, und die Plastikkugeln enthielten billige Ringe, kleine Actionfiguren, künstlichen Schleim und diese klebrigen Händchen, die im Nu Schmutz und Teppichfusseln anziehen. »Weißt du noch, wie ich dir manchmal eine Tüte voll mit den Dingern mitgebracht habe?«
    »Nein.«
    »Du warst noch zu klein, als dass du dich daran erinnern könntest. Ungefähr einmal im Monat hab ich dir eine Einkaufstüte mitgebracht, voll mit diesen Plastikkugeln. Jedes Mal, wenn ich für deine Eltern einkaufen war, hab ich vorne im Laden ein paar dieser kleinen Mitbringsel gekauft und dann gewartet, bis eine Tüte voll war, und sie dir schließlich alle geschenkt.«
    »Das war mächtig nett von dir.«
    »Ach, für dich war es das Größte, einfach so eins nach dem anderen zu öffnen. Aber du schienst dich mehr für die Plastikbehälter zu interessieren als für den Inhalt. Du hast versucht, damit Fliegen zu fangen.«
    [348] Blue Gene lachte, genau wie Bernice.
    »Warum hab ich das gemacht?«
    »Du sagtest, du wolltest sie fangen und als Haustiere halten. Ständig hast du deine Eltern um einen Hund angebettelt, aber nach dem, was mit Johns Hund passiert ist, wollten sie dir keinen kaufen, und da dachtest du dir, du besorgst dir das Nächstbeste und hältst dir eine Hausfliege. Ein paarmal hast du eine gefangen. Du hast ihnen sogar Namen gegeben.«
    Blue Gene lachte noch ein wenig. »Klingt, als wär ich ein lustiger kleiner Kerl gewesen.«
    »Oh, du warst ein echter Wonneproppen. Wir hatten viel Spaß zusammen. Sag mal… halte ich dich von der Arbeit ab?«
    »Nein. Hey, ich helfe dir bei deinem Einkauf.«
    »Müsstest du nicht da draußen sein?«
    »Och, das hab ich schon das ganze Wochenende gemacht. Gehen wir.« Blue Gene erhob sich. »Bei deinen Atembeschwerden lass ich dich nicht allein. Ich schätze, du brauchst mich dringender als Johns Wahlkampf.«
    »Hallo. Willkommen im Wal-Mart«, sagte ein älterer Herr in seiner blauen Wal-Mart-Weste. Bernice und Blue Gene antworteten im absolut selben Moment mit einem »Hi«.
    »Kannst du mir einen Wagen holen?«, fragte Bernice.
    Sobald Blue Gene einen Einkaufswagen geholt hatte, begaben sie sich in den ersten Gang, auf beiden Seiten dicht gesäumt von Produkten, die die Kunden mit niedrigpreisigen Verlockungen in bunten Verpackungen bombardierten.
    »Wie riesig er ist!«, sagte Bernice und sah hinauf zu den [349] langen Reihen heller Leuchtstoffröhren, die sich in alle Richtungen erstreckten. Sie erzählte, sie habe in den letzten siebzehn Jahren in Delacroix gelebt, einem winzigen Ort zwei Countys weiter, aus dem ihre Familie stammte. In Delacroix gab es nicht mal einen Wal-Mart, und die nächste Stadt, Shibblesville, war noch lange nicht bereit für den Sprung von einem gewöhnlichen Wal-Mart zu einem Supercenter.
    Blue Gene folgte Bernice, die langsam ihren Wagen durch den ersten Gang schob, vorbei an Coke, Cola Light, Cheerios, Slim-Fast, Tostitos und gekühlten Blumen auf der einen Seite und dem Wasser in Flaschen, Hawaiian Punch, Notizbüchern, Fig-Newton-Keksen und Sondertischen mit billigen DVD s wie Willard und Kangaroo Jack

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