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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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so provozierend vor sich her, als hoffe er, dafür gemaßregelt zu werden.
    »Wer ist es?«, wiederholte Henry.
    »Hä?«
    »Wer ist diese Frau, die Geld braucht?«
    »Das möchte ich lieber nicht sagen.«
    »Als Vollstrecker des Testaments meines Vaters habe ich das Recht, zu erfahren, wer von seinem Erbe profitiert.«
    »Steht dir das wirklich zu? Es ist schließlich mein Geld, und –«
    »Eugene, im Moment benimmst du dich so verdächtig, dass ich dir unmöglich Zugriff auf dein Geld gewähren kann. Wer weiß, vielleicht finanzierst du ja etwas Illegales. Sind es Hundekämpfe?«
    » Nein. Ich mach nichts Illegales mehr.«
    »Jedenfalls willst du mir etwas verheimlichen.«
    »Es ist nichts Kriminelles, Dad. Ich weiß, dass es dir so vorkommen muss, aber es ist wirklich nichts Kriminelles. Mir reicht’s langsam mit diesen ewigen Verdächtigungen. Schließlich ist es verdammt lang her, dass ich irgendwas Kriminelles gemacht habe. Das sollte man mir auch mal zugute halten.«
    [374] »Wenn wieder eine Nachtclubtänzerin hinter deinem Geld her ist, solltest du aufpassen.«
    »Es ist keine Stripperin!« Blue Gene seufzte tief. »Na schön, überredet, ich sag’s dir einfach. Es ist für Bernice. Es geht ihr beschissen, und ich will ihr helfen.«
    »Bernice Munly?«
    »Ja.« Henry spürte, wie sich ein Hauch von Mitgefühl in seine Miene schleichen wollte, schaltete aber rasch wieder auf ernst.
    »Siehst du. Ich habe doch nichts Schlimmes vor. Ich wollte dir nichts sagen, weil ich weiß, dass du und Mom euch nicht mit ihr versteht, und ich weiß, dass du wahrscheinlich nicht willst, dass ich ihr Geld gebe, aber sie war so gut zu mir, als ich noch klein war. Du solltest die arme Frau sehen. Einfach schrecklich.«
    »Was ist passiert?«
    »Gestern, als ich vorm Wal-Mart den Wahlkampfstand hatte, habe ich sie gesehen. Und sie kaum wiedererkannt. Sie hat irgend ’ne Atemwegserkrankung und ist total abgemagert.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Wie meinst du das?«
    »Worüber habt ihr geredet?«
    »Och, wir haben uns hauptsächlich über alte Zeiten unterhalten. Aber ich mach mir wegen ihr Sorgen, weil sie sich nicht mal Sauerstoff leisten kann. Und auch kaum ihre Medikamente.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ja. Darum möchte ich ihr gerne helfen. Nur damit sie sich ihre Medikamente und Lebensmittel leisten kann. Sie [375] würde sich davon keine Reise nach Hawaii kaufen oder so was.«
    »Hat sie dich um das Geld gebeten?«
    »Im Gegenteil. Sie wollte nicht mal zehn Dollar annehmen, die ich für Lebensmittel beisteuern wollte. Sie wäre entsetzt, wenn sie wüsste, dass ich das hier mache. Aber ich kann doch nicht einfach zugucken, wie sie leidet, oder?«
    Endlich wandte sich Henry ab und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, um sich zu sammeln. Sein Büro war riesig, aber karg möbliert. Ein prächtiger Globus stand in einer Ecke auf einem eisernen Fuß, eine Bronzebüste seines Vaters in einer anderen, und an der Wand gegenüber hingen Thomas Coles The-Course-of-Empire -Landschaftsbilder. Schließlich richtete er seinen Blick wieder auf Blue Gene und wartete kurz, ehe er sein Urteil verkündete.
    »Ich glaube, du bist getäuscht worden.«
    »Nein, bin ich nicht!« Blue Gene hieb sich mit der Faust so fest auf den Oberschenkel, dass es weh tat.
    »Ich zerstöre nur ungern den Heiligenschein, den du bei der Frau siehst, aber Bernice Munly ist eine Lügnerin – sie war immer eine und wird immer eine bleiben. Verklär sie nicht. Sie war gut zu dir, aber das war sie, weil sie deine Angestellte war. Sie hat sich schon einmal unser Geld erschlichen, und jetzt versucht sie’s erneut. Sie hat dich beim Wal-Mart gesehen und eine Chance gewittert. Sie ist zu bequem, um auf ehrliche Weise ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und sie hofft, einem reichen, leichtgläubigen Knaben namens Mapother leichtes Geld abzuluchsen.«
    »Herrgott noch mal, Dad, sie hat eine Sauerstoffflasche mit sich rumgeschleppt.«
    [376] »Ich behaupte ja gar nicht, dass sie nicht krank ist, sondern nur, dass sie ihre Krankheit zu ihrem Vorteil benutzt. Sie will, dass du sie bemitleidest, und genau das tust du. Ich kenne diese Frau. Du solltest dich nicht mit ihr einlassen, das kann nur schlecht enden. Außerdem ist es nicht deine Aufgabe, ihr zu helfen.«
    »Warum hackst du so auf ihr herum?«
    »Ich hacke nicht auf ihr herum. Ich wahre deine Interessen.«
    »Sie hat mir erzählt, dass sie mir jahrelang Briefe geschickt hat. Dann habt ihr wohl auch meine

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