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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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Herrlichkeit von Patriotismus verstecken, denn diese Tugenden zu betonen hieße, die Wahrheit herabzusetzen, und die Wahrheit ist nun einmal, dass wir Amerikaner genauso in der Lage sind zu sündigen, genauso daran beteiligt sind, Ungleichheit zu erlauben, und genauso mit Fehlern behaftet sind wie jedes andere geographische Gebilde auf dieser Weltkugel.«
    Das Publikum reagierte verhalten, manche riefen zustimmend, die meisten blieben still.
    »Die Partei der Habenichtse läuft ausschließlich mit dem Treibstoff Wahrheit. Die Wahrheit ist, dass ein Morphinist Coca-Cola erfunden hat. Die Wahrheit ist, dass Baseball von einer Clique reicher New Yorker Snobs erfunden wurde, die sich nachweislich weigerten, mit Männern von geringerem sozialen Status zu spielen. Die Wahrheit ist, dass MTV sich zunächst weigerte, Videos schwarzer Musiker zu senden. Die Wahrheit ist, dass Ihr Lieblingspromi wahrscheinlich auf der Highschool ein echter Fiesling war. Die Wahrheit ist, dass ich unter anderem Kongressabgeordnete werden will, weil die viel besser bezahlt werden als Vertretungslehrerinnen.«
    Blue Gene lachte und bemerkte erstaunt, dass John auch lachte, bis Henry ihn ansah.
    »Das ist das echte Amerika, das ich kenne, dennoch möchte ich nirgendwo anders leben, denn schließlich haben auch andere Länder ihre Fehler und wunden Punkte. Manche unserer vielen Feinde hassen uns, weil sie uns für einen Haufen sexbesessener Hedonisten halten, aber ihre [623] Hauptmotivation besteht darin, an die Möglichkeit zu glauben, im Himmel siebzig Jungfrauen flachzulegen. Offenbar wissen auch die Führer unserer Feinde, wie man solche großen, aufgeblasenen Worte benutzt, um Menschen zu manipulieren. Vermutlich ist es überall auf der Welt das Gleiche, dass die Menschen sich zwischen ähnlichen politischen Parteien entscheiden müssen, die alle die Interessen des Big Business vertreten, die nur daran interessiert sind, mehr, mehr und immer mehr zu bekommen, die den Wohlstand der Nationen für die falschen Ziele verwenden, die darauf fixiert sind, ihren Teil vom Kuchen abzubekommen, die weltweite Dominanz anstreben, und eines Tages vielleicht sogar in der Lage sind, die Erde zu kaufen, nur um dann zu erfahren, dass auch der Erdball Konkurrenten hat, weil der Olympus Mons auf dem Mars unsere höchsten Gebirge in den Schatten stellt.
    Die Partei der Habenichtse, deren erste, aber hoffentlich nicht letzte Kandidatin ich bin, vertritt das Big Business in keiner Weise. Sie vertritt jene neunundneunzig Prozent der Bevölkerung, deren Brieftaschen vom Big Business unbeachtet und unberührt sind. Blue Gene Mapother hat uns allen gezeigt, was der Reichtum eines einzelnen Mannes für die Habenichtse bewirken kann. Stellen Sie sich einmal vor, was geschähe, wenn diese Einstellung zum Geld in unserer Regierung um sich greifen würde.
    Viele von uns, ich eingeschlossen, haben eine Heidenangst davor, übers Ohr gehauen zu werden, doch wenn es ans Wählen geht, neigen wir dazu, unsere Stimmen mit dem Herzen statt mit unseren Geldbeuteln oder Köpfen abzugeben. Wir lehnen Reichtum ab. Wenn wir, die unteren Schichten, für Männer wie John Hurstbourne Mapother oder [624] Grant Frick stimmen, tun wir praktisch genau das: Wir lehnen die Möglichkeit ab, selbst mehr Geld zu bekommen.
    Wenn Sie mich also als Ihre Kandidatin auf den Wahlzettel schreiben und wenn ich gewinne, garantiere ich Ihnen, dass der übrige Kongress alles unternehmen wird, um meine Ideen auf eine Art zu verwässern, die man dort Kompromiss nennt. Doch Sie werden dort wenigstens eine Abgeordnete haben, die sich verpflichtet, denen Geld zukommen zu lassen, die es wirklich brauchen, und deren höchstes Ziel lautet, dafür zu sorgen, dass möglichst viele Menschen ein gutes Leben führen.«
    Der Beifall war heftig, und Blue Gene stieß selbst ein »Hu-huu!« aus.
    »Ehe ich schließe, möchte ich noch ein letztes Mal auf die vorhin erwähnten Schutzengel zurückkommen. Ich glaube, dass der großartigste aller Schutzengel, der Nahrung, Wärme, Fürsorge und Liebe für alle seine Kinder im Überfluss zu verteilen hat, die sogenannte letzte verbliebene Supermacht ist. Bitte tragen Sie mich als Ihre Kongressabgeordnete auf dem Wahlzettel ein, damit ich diese allmächtige Supermacht davon abbringe, ständig die Reichen zu verhätscheln, und ihre Aufmerksamkeit wenigstens einen Moment lang gewinne, um zu sagen: Psst . He. Komm mal her. Ich möchte dir ein paar Menschen vorstellen, die dich viel, viel

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