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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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dringender brauchen.«
    Das Ende von Jackies Rede wurde mit einer herzhaften Mischung aus Jubelrufen und Beifallklatschen quittiert; die wenigen Buhrufe hier und da gingen im Applaus unter. Dann stieg Blue Gene auf die selbstgemachte Bühne und [625] hob Jackies Arm wie ein Ringrichter, der den Arm eines Wrestlers hebt, nachdem der seinen Kampf gewonnen hat. Die Menge jubelte noch lauter.
    »Ich hatte gehofft, ihre Rede wäre furchtbar«, sagte John zu seinem Vater.
    »Sie war furchtbar«, sagte Henry.
    »Aber die Menge steht darauf. Das ist vielleicht kein gutes Zeichen.«
    »Ein Wort von Ihnen, und ich mach sie platt«, sagte Balsam. »Dass sie ein Mädchen ist, juckt mich nicht. Selber schuld. Was sie da alles gequatscht hat.«
    »Balsam, bitte«, sagte John.
    »Wir sollten uns wenigstens wehren«, sagte Henry. »Komm, wir schütteln noch ein paar Hände.«
    Kurz nachdem John sich wieder unter die Menge gemischt hatte, näherte sich ihm eine puppengesichtige Frau in einem engen Pullover.
    »Sie sind doch einer von Jackie Ripplemeyers Kontrahenten, nicht wahr?«, fragte sie.
    »Ja. John Hurstbourne Mapother.« Er gab ihr nur kurz die Hand, da er schon den Schweiß auf seiner Handfläche spürte. Er kannte die Frau aus dem Fernsehen.
    »Ich bin Christina Cadbury von CNN . Das ist eine tolle Story, und ich hoffe, sie beide interviewen zu können.«
    »Oh. Sie meinen, uns beide gleichzeitig?«
    »Ja. Wären Sie dazu bereit?«
    »Ich –« Johns Herz schlug bereits wie wild. »Der dritte Kandidat ist nicht da.«
    »Das macht nichts«, sagte sie. »Das ist für Sie eine große Chance, und wir brauchen eine Gegenposition.«
    [626] Er sah seinen Vater an. »Das solltest du unbedingt machen«, sagte Henry.
    »Wird das live übertragen?«, fragte John.
    »Ja. Geht das in Ordnung?«
    »Warum nicht. Wann?«
    »In etwa fünf Minuten. Ihre Kontrahentin hat übrigens schon zugestimmt.« Sie zeigte auf den CNN -Übertragungswagen, wo Jackie stand und sich mit dem Team unterhielt.
    »Dann bleibt mir wohl keine andere Wahl«, sagte John und folgte der Reporterin dahin, wo Kamera und Scheinwerfer aufgebaut waren. Seine Hände wurden feuchtkalt, und seine Achselhöhen waren klatschnass. Ein Mann mit einem Headset wies ihn an, sich auf einen Klappstuhl zu setzen. Auf Armlänge entfernt saß Jackie Ripplemeyer. Sie sahen einander an, und John fühlte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinablief.
    »Hey, Mr. Mapother«, sagte sie lächelnd. John lächelte zurück, erleichtert über ihr gutes Benehmen.
    »Hi. Das war eine wirklich gute Rede«, sagte er. Reflexartig vergewisserte er sich, ob sein Vater ihn gehört hatte, doch Henry stand etwas abseits und flüsterte Balsam gerade etwas ins Ohr.
    »Danke. Blue Gene hat mir beim Schreiben geholfen.«
    »Wirklich?«
    Jackie nickte.
    Bevor John noch etwas sagen konnte, beugte sich eine ganz in Schwarz gekleidete Frau mit Pferdeschwanz über ihn, ein Puderdöschen in der Hand.
    »Make-up«, sagte sie.
    »Warum?«
    [627] »Damit Sie nicht so bleich aussehen.«
    »Ich sehe bleich aus?«
    »Nein. Damit meine ich nur, dass bei der Beleuchtung in der Kamera jeder bleich aussieht.« Sie stippte ihren Pinsel in den Puder.
    »Nein. Bitte. Nicht.«
    »Aber –«
    »Ich schwitze. Ich werde alles wegschwitzen. Sie können mir glauben.«
    »Na schön«, sagte die Frau achselzuckend. Als sie ging, vergewisserte sich John, wie Jackie auf diesen Wortwechsel reagierte, doch sie betrachtete nur ihre Fingernägel und ihre zahlreichen, billig aussehenden Ringe. Ihn ärgerte, wie ruhig sie war. Was konnte sie schon vom Leben wissen, wenn ihre Achseln knochentrocken waren?
    Eine Menschenmenge hatte sich hinter der Kamera versammelt, und Blue Gene stand neben Bernice, die hundert Jahre älter aussah als in Johns Erinnerung. Die beiden miteinander reden zu sehen störte John, doch ihm fehlte die Zeit, seine Irritationen auszuräumen. Die Moderatorin saß Jackie und ihm bereits gegenüber, bereit für ihr Interview. Ein Mann hinter der Kamera zählte so ernsthaft rückwärts wie bei einem Raketenstart, und bald redete der modisch aufgepeppte Puppenkopf los.
    »Am Dienstag werden landesweit zahlreiche Sitze im Kongress vergeben«, sprach die Journalistin in die Kamera, »doch dieser hier ist insofern etwas Besonderes, als in der letzten Woche eine fünfundzwanzigjährige Spontankandidatin aufgetaucht ist. Sie heißt Jackie Ripplemeyer, und geht man nach der Reaktion auf ihre Wahlkampfrede, könnte sie, die [628]

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