Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
Vom Netzwerk:
es war ihm auch recht gewesen, dass sie einfach nur so zusammenlebten.
    An diesem Abend herrschte auf den Gehsteigen mehr Gedränge als üblich, und sämtliche Parkplätze entlang der Main Street waren belegt. Die Veranstaltung »Eine Ehrung für Tim Balsam« wurde seit einer Woche täglich im Register und in allen anderen wichtigen Regionalzeitungen der Region beworben. Johns Wahlkampfteam bearbeitete telefonisch systematisch den ganzen Bezirk, und jeder potentielle Wähler, der an den Apparat ging, wurde zu der Ehrung eingeladen. Henrys und Johns Geschäftspartner und Freunde hatten ihre persönlichen Einladungen mit der Post erhalten.
    [148] Blue Gene ging noch langsamer als sonst. Die Mapothers hatten im Lauf der Jahre Dutzende gesellschaftlicher Ereignisse veranstaltet, doch seit er siebzehn gewesen war, hatte er an keinem mehr teilgenommen. Ehe er um die Ecke bog, nach der er auf direktem Weg zum Hotel kam, machte er vor der Musikalienhandlung halt, um eine Zigarette zu rauchen. Er qualmte, atmete Rauch ein und spuckte etwas Speichel aus. Da fiel sein Blick auf einen Flyer im Schaufenster:
    UNCLE SAM’S FINGER .
    Den Flyer musste ein Wahnsinniger gemacht haben, die Buchstaben waren wie Lösegeldforderungen in alten Fernsehkrimis zusammengesetzt, die Ränder mit abgeschnittenen Promi-Köpfen aus Zeitschriften gesäumt – Justin Timberlake, Pamela Anderson, R. Kelly, Ashlee Simpson –, alle mit Kreuzen über den Augen. » UNCLE SAM’S FINGER , Corpsegas und Huey Newton and the Lose« stand auf dem Flyer. »Live, vierter Juli, Souterrain von South Elm Street 884, 21 Uhr. EINTRITT FREI !«
    Das klang viel lustiger als die Veranstaltung, zu der er gerade unterwegs war, doch Blue Gene rief sich in Erinnerung, wie wichtig die Ehrung für Tim Balsam war. Heute Abend bekam er Gelegenheit, einem Mann seine Wertschätzung zu zeigen, der für sein Land gestorben war; er war stolz darauf, dass dieser Abend auch dank seiner Mithilfe möglich geworden war. Und so schnippte er die Zigarette auf den Gehweg und musterte sein Spiegelbild im Schaufenster, ehe er sich die Haare zurechtzupfte. Dieses eine Mal hatte er keine Basecap auf.
    [149] Von der Tischdekoration bis zu den von der Decke hängenden Wimpeln war der elegante Festsaal ganz in Rot, Weiß und Blau gehalten und voll besetzt mit lächelnden, geselligen Leuten. Manche saßen an runden Tischen mit weißen Tischdecken, andere drängten sich am Rand des Saales und besonders zahlreich in der Nähe der Panoramafenster, die einen malerischen Blick auf den Fluss boten, hinter dem soeben die Sonne unterging. Und immer mehr Leute stellten sich an dem mit Wels und Rippchen, Maisbrot und Croissants reichgedeckten Büffet an.
    Auf den drei Ebenen des langen, an ein Spielkasino erinnernden weitläufigen Festsaals hielt sich eine bunte Mischung von Menschen auf, wie sie im Commonwealth County nur selten zusammenkamen. An einem Tisch saß eine Gruppe Fabrikarbeiter, die noch nie in ihrem Leben einem Hotelpagen Trinkgeld gegeben hatten und die sich über die Vorzüge ihrer Motorboote unterhielten. Am Nebentisch saßen VIP s mit Master-Abschlüssen, die noch nie an einer Party an der Ladeklappe eines Pick-ups teilgenommen hatten und sich über die Wassergrundstücke unterhielten, auf denen sie ihre Sommer verbrachten. Nicht weit von einem Sechserpack langbärtiger, gottesfürchtiger Vietnamveteranen saßen einige alte Freunde edlen Geblüts zusammen, denen die Mercedessterne voranfuhren, wohin sie auch unterwegs waren, häufig auf Straßen, die ihren Nachnamen trugen.
    Henry Mapother hatte diese Mischung verschiedener Gesellschaftsschichten ermöglicht; seine Idee und sein Geld hatten diesen Abend überhaupt erst auf den Weg gebracht. Er hatte sichergestellt, dass bestimmte Tische für seine Freunde und Geschäftspartner reserviert waren, graue oder [150] ergrauende Kollegen wie der Mann, der einmal Elvis Presley auf eine seiner extravaganten Soirees gelockt hatte, nur um sich dann zu weigern, ihm die Hand zu geben; oder ein berühmter College-Basketballtrainer, der mehr Gelder für todkranke Kinder beschafft hatte als sonst jemand im Land; oder eine örtliche Nachrichtensprecherin, die einmal eine Affäre mit dem Bürgermeister gehabt hatte; oder der Bürgermeister selbst und eine Reihe ehemaliger Kongressabgeordneter sowie ein Selfmademillionär, dessen Mutter und dessen Frau in derselben Woche gestorben waren. Während unterwürfige Kellner ihnen Aperitifs servierten, lehnten

Weitere Kostenlose Bücher