Goebel, Joey
ein zauberhaftes Domizil. – Ellen, das ist Gene.«
»Hallo. Oh… also, ist das Ihr Gene?« Blue Genes Augen in den dunklen Höhlen glitten zu den altmodischen, weißen No-Name-Tennisschuhen hinab, die er an diesem Abend seinen Flip-Flops vorgezogen hatte.
»Und ob er das ist!«, sagte Elizabeth und strich Blue Genes Haare zurecht. »Groß geworden, nicht wahr? Gene, das ist Ellen Fitzsimmons, Doktor Fitzsimmons’ Frau.«
»’n Abend, Mrs. Fitzsimmons.«
»Dich habe ich nicht mehr gesehen, seit du ein kleiner Junge warst. Wo hast du dich denn versteckt?«
»Er ist schrecklich beschäftigt«, sagte Elizabeth.
»War er in Harvard, wie John?«
»Nein. Er wollte in unserer Nähe bleiben.«
»Das ist ja auch nicht verkehrt. Wo hast du studiert?«
[154] »Ich war gar nicht auf dem College.«
»Ach. Nun, ein Studium ist nicht für jeden das Richtige.«
»Nein, Ma’am.«
»Ellen, wir haben Ihnen und Allen ganz vorn zwei Plätze reserviert. Sagen Sie nur der Empfangsdame Bescheid, die zeigt sie Ihnen.«
»Danke. Schön, Sie beide zu sehen. Und lassen Sie es mich wissen, wenn Ihnen einfällt, wer behauptet hat, wir seien umgezogen.«
Elizabeth drehte sich wieder zu Blue Gene um und lächelte. »Mach dir nichts draus, Gene. Weißt du, ich habe auch keinen Studienabschluss, sondern stattdessen Henry geheiratet. Natürlich war es damals anders, aber mach dir nichts draus.«
»Tu ich auch nicht. Also, hier bin ich. Was soll ich machen?«
»Ich bin mir nicht sicher. Mal sehen. Wo ist John?« Sie suchten überall im Festsaal, fanden ihn aber nicht. »Bestimmt ist er hinter der Bühne. Ich geh mal nachsehen.«
»Moment mal. Wo soll ich sitzen?«
»Das weiß ich nicht. Wo du willst, nehme ich an.«
»Muss man an der Bar bar bezahlen?«, fragte Blue Gene, als er auf der anderen Seite des Raums eine zweite, kleinere Bar sah.
»Ja, aber sieh mal.« Elizabeth griff in ihre kleine, schwarze Handtasche und zog ein paar perforierte Coupons heraus. »Damit bekommst du Gratisgetränke. Ich verteile sie an Freunde.«
Blue Gene zögerte, ehe er ein paar Coupons nahm und sich bedankte. Elizabeth ging John suchen, und Blue Gene [155] trat an die Bar, wo er den weißlivrierten Kellner nach Bier vom Fass fragte. Es gab keins, und der Kellner zeigte Blue Gene eine Reihe Bierflaschen, sowohl einheimische als auch importierte, sowie einige Weine. Blue Gene entschied sich für ein Bud Light, was ihn ohne den Coupon drei Dollar fünfzig gekostet hätte. Da er ein schlechtes Gewissen hatte, weil andere ihre Getränke selbst bezahlen mussten, steckte Blue Gene zwei Dollarnoten in das Trinkgeldglas. Die Serviette, die ihm der Kellner gegeben hatte, warf er weg. Er wusste immer noch nicht, wo im Saal er sich aufhalten sollte.
Er war erleichtert, als er seinen Neffen mit Abby an einem Tisch vor der mit Flaggentuch geschmückten Bühne sitzen sah. Sorgsam darauf bedacht, niemanden anzurempeln, schlängelte er sich nach vorn.
»Was geht ab, Fraggle Rock?«
»Hey, Blue Gene«, antwortete Arthur, der Anzug und Krawatte anhatte.
»Hey, Abby Road.«
»Hallo.« Ihr freudloser Tonfall war ein klarer Hinweis für Blue Gene, kein Gespräch zu suchen. Doch Arthur grinste ihn an. Blue Gene schüttelte die Hand des Kleinen, als wäre der einfach irgendein Erwachsener mit Frau, Kindern und geregelter Altersversorgung. Dann hockte Blue Gene sich hin, um Arthur besser sehen zu können, und Arthur hatte bald eine Strähne von Blue Genes Vokuhila zwischen den Fingern. Arthur hielt sie sich unter die Nase, damit es aussah, als hätte er einen Schnauzbart.
»Lass seine Haare los, Schatz«, sagte Abby.
»Ist schon in Ordnung«, erwiderte Blue Gene. »Du siehst schick aus in deinem Anzug, Arthur.«
[156] »Dad hat mich gezwungen, ihn anzuziehen. Mein Hals tut weh.« Arthur zerrte am Kragen. »Pass mal auf.« Er nahm einen Schluck Wasser aus seinem Glas in den Mund, legte den Kopf in den Nacken und gurgelte eine vertraute Melodie.
»Klingt gut«, sagte Blue Gene und unterdrückte ein Lachen, weil sein Neffe sich so bemühte. »War das nicht dieser Song aus Dirty Dancing ?«
Arthur schluckte das Wasser hinunter. »Ja. Er heißt ›I Had The Time Of My Life‹.«
Blue Gene sah Arthur und Abby ungläubig an.
»Ich hab’s ihm erlaubt. An den schmutzigen Stellen habe ich auf schnellen Vorlauf geschaltet.«
»Er wollte sich den Film ansehen?«
»Ja«, antwortete Abby.
»Hm. Na ja. Hey, Abby, weißt du, ob ich bei euch sitzen soll oder
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