Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
Vom Netzwerk:
sein.
    Krebs: Ja, eine Zeitlang war mir reichlich mies zumute. Glücklicherweise war das jedoch nicht das Ende vom Lied. Meine Geschichte hat ein Nachspiel, das mir eine nützliche Lektion erteilte, und die darf ich Ihnen weitergeben. Auf Herrn Schildkrötes Empfehlung blätterte ich in einem merkwürdigen Buch voll seltsamer Dialoge über viele Themen, einschließlich der Molekularbiologie, Fugen, Zen-Buddhismus und der Himmel weiß was sonst noch.
    Achilles: Das hat wahrscheinlich irgend so ein Spinner geschrieben. Wie heißt denn das Buch?
    Krebs: Wenn ich mich recht entsinne, hieß es Kupfer, Silber, Gold: eine Unzerstörbare Metallegierung.
    Achilles: Ja, Herr Schildkröte hat mir auch davon erzählt. Ein Freund von ihm hat es geschrieben, der scheint's ganz im Banne der Metallogik steht.
    Krebs: Welcher Freund das wohl sein mag? Nun, in einem der Dialoge stieß ich auf einige Erbauliche Gedanken über das Tabakmosaikvirus, Ribosome und andere wunderliche Dinge, von denen ich noch nie gehört hatte.
    Achilles: Was ist das Tabakmosaikvirus? Was sind Ribosome?
    Krebs: Ganz genau weiß ich das auch nicht, denn in der Biologie bin ich schon immer ein völliger Versager gewesen. Alles, was ich weiß, habe ich jenem Dialog entnommen. Dort hieß es, Tabakmosaikviren seien winzige zigarettenförmige Gebilde, die in Tabakpflanzen eine Krankheit hervorrufen.
    Achilles: Krebs?
    Krebs: Bitte? Äh, nein, das eigentlich nicht, aber ...
    Achilles: Was uns da noch bevorsteht! Eine Tabakpflanze, die raucht und Krebs bekommt! Geschieht ihr recht!
    Krebs: Ich glaube, Sie sind etwas vorschnell zu Ihrem Schluß gekommen. Achilles. Tabakpflanzen RAUCHEN diese „Zigaretten“ nicht. Die bösartigen kleinen „Zigaretten“ kommen einfach und greifen sie unaufgefordert an.
    Achilles: Gut. Nun, da ich alles über Tabakmosaikviren weiß, sagen Sie mir: Was ist ein Ribosom?
    Krebs: Ribosome sind anscheinend eine Art von Gebilden unterhalb der Zellularstufe,

    Abb. 79 . Tabakmosaikvirus. [Aus: A. Lehninger, Biochemistry, New York 1976.]
    die Botschaften in einer Form entgegennehmen und in eine Botschaft in einer anderen Form verwandeln.
    Achilles: So wie ein winziges Bandgerät oder Grammophon?
    Krebs: Metaphorisch gesehen wird das wohl stimmen. Was mir aber auffiel, war eine Zeile, in der dieser außerordentlich komische Typ die Tatsache erwähnt, daß Ribosome — wie auch Tabakmosaikviren und gewisse andere biologische Gebilde — die „verblüffende Eigenschaft besitzen, sich selber spontan zusammensetzen zu können“. Das hat er wörtlich gesagt.
    Achilles: Das war wohl selber eine eher komische Äußerung.
    Krebs: Und gerade das dachte die andere Gestalt im Dialog. Das aber ist eine absurde Interpretation der Aussage. (Der Krebs zieht mächtig an seiner Pfeife und pustet Rauchschwaden in die Luft.)
    Achilles: Und was bedeutet „spontane Selbstzusammensetzung“?
    Krebs: Die Vorstellung ist die, daß wenn gewisse biologische Einheiten in einer Zelle auseinandergenommen werden, sie sich spontan neu zusammensetzen können, ohne daß eine andere Einheit ihnen dazu den Befehl gäbe. Die Stücke kommen einfach zusammen, und Simsalabim! — sie bleiben auch zusammen.
    Achilles: Das sieht ja geradezu nach Magie aus. Wäre es nicht wundervoll, wenn ein Plattenspieler normaler Größe diese Eigenschaft haben könnte? Ich meine, wenn ein Miniatur-„Plattenspieler“ oder ein Ribosom das tun kann, warum nicht auchein großer? Das würde Ihnen erlauben, ein unzerstörbares Grammophon zu konstruieren, nicht wahr? Jedesmal , wenn es zerbräche, würde es sich von selber wieder zusammenfügen.
    Krebs: Genau das war mein Gedanke. Ganz außer Atem schickte ich einen Brief an meinen Fabrikanten, erklärte ihm die Idee der Selbstzusammensetzung, und fragte ihn, ob er mir einen Plattenspieler bauen könne, der sich selber auseinandernehmen und spontan in einer anderen Form zusammensetze könne.
    Achilles: Das ist aber ein dicker Hund.
    Krebs: Gewiß. Und nach mehreren Monaten schrieb er mir auch, es sei ihm endlich gelungen, und schickte mir eine dicke Rechnung. Eines schönen Tages, Ho!, traf mein Großer Sich Selbst Konstruierender Plattenspieler ein, und ich rief Herrn Schildkröte an und lud ihn ein, meinen Super-Plattenspieler zu testen.
    Achilles: Dann ist also dieser gewaltige Gegenstand vor uns eben die Maschine, von der wir sprechen?
    Krebs: Leider nicht, Achilles.
    Achilles: Sie wollen mir doch nicht noch einmal sagen ...
    Krebs: Was Sie

Weitere Kostenlose Bücher