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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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worden.
    Achilles: Also ein Auswahlprozeß, der solche Stücke eliminiert, die nicht im richtigen Stil geschrieben sind?
    Krebs: Sie haben's begriffen, Achilles. Die einzigen Platten, die diesen zweiten Test bestehen können, sind Platten mit Musik in meinem eigenen Stil, und für Herrn S. ist es hoffnungslos schwierig, den zu imitieren. Sie sehen also, ich bin überzeugt, daß ich diesen abermaligen musikalischen Streit gewinnen werde. Ich muß jedoch erwähnen, daß Herr S. genauso überzeugt ist, daß er irgendwie eine Platte an meinen Zensoren vorbeischmuggeln kann.
    Achilles: Und Ihre wunderbare Maschine in tausend Scherben zerschmettert?
    Krebs: Oh nein, in dieser Beziehung hat er den Beweis erbracht. Jetzt wird er mir einfach beweisen, daß er eine Platte, eine ganz harmlose, an mir vorbeischmuggeln kann, was für Gegenmaßnahmen ich auch ergreife. Er murmelt fortwährend Dinge über Lieder mit so wunderlichen Titeln wie etwa „Ich kann auf dem Plattenspieler X gespielt werden“. M IR kann er aber keine Angst einflößen. Das einzige, was mich ein bißchen beunruhigt, ist, daß er, wie früher, einige dunkle Argumente zu haben scheint, die ... die ... (Er verstummt. Dann zieht er ein paar Mal an seiner Pfeife. Er sieht ganz nachdenklich aus.)
    Achilles: Hm ... ich würde sagen, daß Herr S. sich einer unmöglichen Aufgabe gegenübersieht. Endlich hat er jemand gefunden, mit dem er sich messen kann.
    Krebs: Komisch, daß Sie so denken. Ich nehme nicht an, daß Sie Henkins Satz vorwärts und rückwärts kennen, nicht wahr?
    Achilles: W ESSEN Satz vorwärts und rückwärts? Ich habe noch nie etwas gehört, das daran erinnerte. Sicher ist das äußerst fesselnd, aber ich möchte lieber mehr über die „Musik zum Eindringen in Grammophone“ hören. Es ist eine amüsante kleine Geschichte. Ich glaube, ich kann das Ende erraten. Offensichtlich wird Herr S. einsehen, daß es keinen Sinn hat weiterzumachen, und so wird er abtreten, seine Niederlage zugeben, und damit basta. Ist es nicht genau so?
    Krebs: Zumindest hoffe ich es. Würden Sie gerne ein bißchen von dem inneren Mechanismus meines Verteidigungsgrammophons sehen?
    Achilles: Aber gerne. Ich wollte schon immer eine Fernsehkamera in Betrieb sehen.
    Krebs: Gesagt, getan, mein Freund. (Greift in den offenen „Rachen“ des großen Grammophons, entkuppelt ein paar Steckverbindungen und zieht ein säuberlich verpacktes Instrument heraus.) Sie sehen, daß die ganze Geschichte aus unabhängigen Modulen besteht, die jedes für sich unabhängig gebraucht werden können. Diese Fernsehkamera z. B. arbeitet sehr gut für sich. Beachten Sie den Bildschirm dort drüben, unter dem Gemälde mit der brennenden Tuba. (Er richtet die Kamera auf Achilles, dessen Gesicht sofort auf dem großen Schirm erscheint.)
    Achilles: Fabelhaft. Kann ich das mal ausprobieren?
    Krebs: Gewiß.
    Achilles (richtet die Kamera auf den Krebs): Da sind S IE , Herr Krebs, auf dem Schirm.
    Krebs: So ist es.
    Achilles: Und wenn ich die Kamera auf das Gemälde mit der flammenden Tuba richte? Nun ist sie ebenfalls auf dem Schirm.
    Krebs: Die Kamera hat ein Zoom-Objektiv, Achilles. Sie sollten es versuchen.
    Achilles: Fabelhaft. Ich will die Kamera auf die Spitzen dieser Flammen einstellen, dort, wo sie mit dem Bilderrahmen zusammentreffen ... Es ist ein so komisches Gefühl, alles im Zimmer sofort auf den Bildschirm „kopieren“ zu können — alles was ich will. Ich brauche bloß die Kamera darauf zu richten, und es taucht wie durch Magie auf dem Schirm auf.
    Krebs: A LLES in diesem Zimmer, Achilles?
    Achilles: Alles was man sieht, ja. Das ist doch klar.

    Abb. 80 . Die schöne Gefangene , von René Magritte (1947).
    Krebs: Was aber geschieht, wenn Sie die Kamera auf die Flammen auf dem Bildschirm richten?
    (Achilles stellt die Kamera so, daß sie direkt auf den Teil des Fernsehschirms zielt, der die Flammen zeigt — oder gezeigt hat.)
    Achilles: He, das ist aber komisch! Gerade das bewirkt, daß die Flammen vom Schirm VERSCHWINDEN . Wohin sind sie gegangen?
    Krebs: Sie können nicht ein Bild auf dem Schirm festhalten wollen und gleichzeitig die Kamera verschieben.
    Achilles: Das sehe ich. Aber ich verstehe nicht, was jetzt auf dem Schirm ist — versteh's überhaupt nicht. Es scheint ein merkwürdiger langer Korridor zu sein. Und doch richte ich meine Kamera gewiß nicht auf einen Korridor. Ich richte sie lediglich auf einen gewöhnlichen Bildschirm.
    Krebs: Sehen Sie es doch sorgfältiger an,

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