Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band
Achilles. Sehen Sie tatsächlich einen Korridor?
Achilles: Aha, jetzt begreife ich. Es ist eine Anzahl ineinander verschachtelter Kopien des Bildschirms selbst, die immer kleiner werden ... Natürlich! Das Bild der Flammen MUSSTE verschwinden, weil es daher kam, daß ich die Kamera auf dasG EMÄLDE richtete. Wenn ich die Kamera auf den S CHIRM richte, dann erscheint der Schirm selbst, zusammen mit dem, was gerade in diesem Moment auf dem Schirm ist — was der Schirm selbst ist, zusammen mit dem, was gerade in diesem Moment auf dem Schirm ist, was der Schirm selbst ist, zusammen mit ...
Krebs: Ich glaube, den Rest kann ich selber herausfinden, Achilles. Warum versuchen Sie nicht mal , die Kamera um die Längsachse zu drehen?
Achilles: Oh! Ich erhalte einen wunderschönen spiralförmigen Korridor! Jeder Schirm wird innerhalb des ihn einrahmenden Schirms gedreht, so daß sie sich, je kleiner sie sind, in Bezug auf den äußeren Schirm immer mehr drehen. Die Vorstellung, daß ein Bildschirm sich selbst verschlingt, ist seltsam.
Krebs: Was verstehen Sie unter „sich selbst verschlingen“, Achilles.
Achilles: Ich meine, wenn ich die Kamera auf den Schirm richte, oder auf einen Teil des Schirms, DAS ist „selbstverschlingend“.
Krebs: Kann ich das etwas weiterverfolgen? Dieser neue Begriff interessiert mich sehr.
Achilles: Mich auch.
Krebs: Nun gut. Wenn Sie die Kamera auf eine E CKE des Schirms richten, ist das immer noch das, was Sie unter „selbstverschlingend“ verstehen?
Achilles: Versuchen wir's. Hm. Der „Korridor“ von Schirmen scheint über den Rand hinaus zu verschwinden; es gibt also keine unendliche Schachtelung mehr. Hübsch ist es, aber es scheint mir nicht den Geist des Selbstverschlingens zu atmen. Es ist eine „mißlungene Selbstverschlingung“.
Krebs: Wenn man die Fernsehkamera wieder auf die Mitte des Schirms ausrichtet, könnte man das vielleicht in Ordnung bringen ...
Achilles (langsam und vorsichtig die Kamera schwenkend): Ja, der Korridor wird immer länger ... Hier! Nun ist alles wieder zurückgekommen. Ich kann den Korridor so weit hinunterschauen, bis er in der Ferne verschwindet. Der Korridor wird in dem Augenblick unendlich, in dem die Kamera den GANZEN Schirm erfaßt. Das erinnert mich an etwas, das Herr Schildkröte unlängst sagte, nämlich daß Selbstbezüglichkeit nur dann zu finden ist, wenn ein Satz über sich als GANZES spricht.
Krebs: Pardon?
Achilles: Nichts. Ich habe nur vor mich hin gemurmelt.
(Während Achilles am Objektiv und an anderen Schaltern spielt, erscheint eine Menge von neuartigen selbstverschlingenden Bildern: wirbelnde Spiralen, die an Galaxien erinnern, kaleidoskopische, blumenähnliche Formen und verschiedene andere Muster.)
Krebs: Sie scheinen sich gut zu amüsieren.
Achilles (wendet sich wieder von der Kamera ab): Aber ja! Was für eine Fülle von Bildern diese einfache Idee hervorbringen kann! (Er wirft einen Blick auf den Schirm, und ein Ausdruck des Erstaunens huscht über sein Gesicht.) Meine Güte, Herr Krebs, das ist ja ein pulsierendes Muster von Blütenblättern dort auf dem Schirm. Woher dieses Pulsieren? Der Fernsehapparat bewegt sich nicht, und die Kamera auch nicht.
a) Der einfachste Fall.
d) Eine „mißlungene Selbstverschlingung“.
b) Achilles' „Korridor“.
e) Was geschieht, wenn man heranzoomt.
c) Was geschieht, wenn man die
Kamera um die Längsachse dreht.
f) Kombinierter Effekt von Drehung und Zoom.
Abb. 81. Zwei sich selbst verschlingende TV-Schirme. Ich hätte noch einen mehr aufgenommen, wäre 13 keine Primzahl.
g) Jetzt wird's unheimlich.
j) Die späteren Stadien der Galaxis. Man zähle die Speichen!
h) Eine Galaxis wird geboren.
k) Die Galaxis ist ausgebrannt — und zu einem „schwarzen Loch“ geworden!
i) Die Galaxis entwickelt sich weiter.
l) Ein pulsierendes Muster von Blütenblättern, festgehalten in der Mitte einer Pulsation.
Krebs: Man kann gelegentlich Muster erzeugen, die sich rhythmisch verändern. Das kommt daher, daß zwischen dem Augenblick, in dem die Kamera etwas „sieht“, und dem Augenblick, in dem es auf dem Schirm erscheint, eine gewisse Verzögerung — rund 1/100 Sekunde — eintritt. Wenn man also eine Schachtelung etwa der Tiefe 50 hat, ergibt sich eine Verzögerung von etwa einer halben Sekunde. Wenn ein bewegtes Bild auf den Schirm gelangt, z. B. wenn man den Finger vor die Kamera bringt, dann brauchen die tiefer verschachtelten Schirme eine gewisse Zeit, um das
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