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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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physikalisch voneinander entfernt (z. B. G-E-B). Ideen mit gemeinsamem Begriffsskelett schwingen in einer Artbegrifflicher Analogie mit; diese harmonischen „Ideenakkorde“ liegen oft weit auseinander, wenn man sie auf einer imaginären „Klaviatur für Begriffe“ mißt. Natürlich reicht es nicht, weit auszuholen und irgendwo hinzupatschen — man könnte auf eine Septime oder auf eine None kommen. Vielleicht ist diese vorliegende Analogie wie ein Nonenakkord — weitgespannt, aber dissonant.
Muster auf allen Ebenen finden
    Bongard-Probleme wurden in diesem Kapitel als Brennpunkt gewählt, weil man bei ihrem Studium feststellt, daß der schwer zu definierende Sinn für Muster, den wir Menschen durch unsere Gene erben, sich auf alle Mechanismen der Darstellung von Wissen, einschließlich verschachtelter Kontexte, Begriffsskelette und Begriffsabbildung, Verrutschbarkeit, Beschreibungen und Metabeschreibungen, und ihre Wechselwirkungen, Fission und Fusion von Symbolen, multiple Repräsentationen (in verschiedenen Dimensionen und auf verschiedenen Abstraktionsebenen usw.) beziehen.
    Wenn ein Programm Muster in einem Bereich finden kann, kann man heutzutage sicherlich darauf wetten, daß es Muster, die für uns gleichermaßen offensichtlich sind, in einem anderen Bereich verfehlt. Der Leser erinnert sich, daß ich das schon in Kapitel I erwähnt habe, als ich sagte, daß Maschinen sich nicht an Wiederholungen gewöhnen können, wohl aber Menschen. Man betrachte zum Beispiel SHRDLU. Wenn Eta Oin den Satz „Nimm ein rotes Klötzchen und lege es nieder“ immer und immer wieder tippte, würde unser SHRDLU fröhlich auf die gleiche Weise immer und immer wieder reagieren, genau wie eine mechanische Additionsmaschine immer und immer wieder „4“ ausdruckt, wenn ein Mensch genügend Geduld besitzt, immer und immer wieder „2 + 2“ zu tippen. Menschen aber sind nicht so. Wenn immer und immer wieder ein Muster wiederholt wird, nehmen sie das wahr. SHRDLU wurde nicht befähigt, neue Begriffe zu bilden oder Muster zu erkennen: es kann nicht immer und immer den Überblick wahren.
Die Flexibilität der Sprache
    Die Fähigkeit von SHRDLU, mit Sprache umzugehen, ist enorm flexibel — innerhalb gewisser Grenzen. SHRDLU kann Sätze von großer syntaktischer Komplexität oder semantischer Doppeldeutigkeit „entziffern“ soweit sie durch die Inspektion der data base gelöst werden können, aber mit „verschwommener“ Sprache umgehen kann es nicht. Betrachten wir zum Beispiel den Satz: „Wie viele Klötzchen müssen aufeinandergesetzt werden, um einen Turm zu bauen?“ Wir verstehen das sofort, wird es aber buchstäblich interpretiert, so ist es sinnlos. Das rührt auch nicht vom Gebrauch einer idiomatischen Phrase her. „Aufeinandergesetzt werden“ ist ein ungenauer Ausdruck, der einem Menschen dennoch das gewünschte Bild ganz gut vermittelt. Nur wenige Leute würden sich so irreführen lassen, daß sie sich ein paradoxes Arrangement mit zwei Klötzchen, von denen jedes auf dem anderen sitzt, oder Klötzchen, die irgendwie „sitzen“, vorzustellen suchten.
    Das erstaunliche an der Sprache ist, wie ungenau wir sie gebrauchen und wie wir es doch fertigbringen, uns damit durchzumogeln. SHRDLU gebraucht Wörter, als wären sie Metall, während die Menschen sie „schwammig“ oder „gummiartig“ oder sogar wie Knetmasse gebrauchen. Wenn Wörter Schrauben und Muttern wären, brächten die Menschen es fertig, daß jede beliebige Schraube in jede beliebige Mutter paßte; sie würden einfach das eine in das andere hineinpressen, wie in einem surrealistischen Bild, wo alles weich wird. In den Händen der Menschen wird Sprache trotz ihrer grobkörnigen Komponenten fast zu Flüssigkeit.
    In jüngster Zeit hat die AI-Forschung über das Verständnis natürlicher Sprache sich etwas vom Verstehen einzelner isolierter Sätze ab- und Bereichen wie dem einfacher Kindergeschichten zugewandt. Hier ein bekannter Scherz für Kinder, der die „Offenheit“ von Situationen im täglichen Leben illustriert:
    Ein Mann flog in einem Flugzeug.
    Leider fiel er hinaus.
    Glücklicherweise hatte er einen Fallschirm bei sich.
    Leider funktionierte dieser nicht.
    Glücklicherweise befand sich ein Heuhaufen unter ihm.
    Leider steckte eine Heugabel drin.
    Glücklicherweise verfehlte er die Heugabel.
    Leider verfehlte er den Heuhaufen.
    Das kann beliebig weitergeführt werden. Diese läppische Geschichte in einem auf Rahmen aufgebauten System zu

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