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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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werden auf geheimnisvolle Weise die relevanten Bestandteile herausgehoben und auf das Verhalten der Fans übertragen. Wie tief sind die Fußballfans und das Automobil in dem zur Verfügung stehenden Sekundenbruchteil gegenseitig aufeinander abgebildet?
Zusammenfassung
    Man gestatte mir, die Dinge ein bißchen zu verknüpfen. Ich habe eine Anzahl von verwandten Ideen vorgelegt, die mit der Erzeugung, der Manipulation und dem Vergleich von Symbolen verbunden sind. Die meisten von ihnen haben in irgendeiner Weise mit Verrutschen zu tun, wobei der Gedanke grundlegend ist, daß Begriffe sich aus einigen festen und einigen lockeren Elementen zusammensetzen, die aus verschiedenen verschachtelten Kontexten (Rahmen) stammen. Die lockeren können ziemlich leicht herausgenommen und ersetzt werden, was je nach den Umständen eine „subjunktive Wiederholung“, eine Zwangsehe oder eine Analogie erzeugen kann. Die Fusion von zwei Symbolen kann aus einem Prozeß resultieren, in dem Teile beider Symbole entfernt werden und andere bleiben.
Kreativität und Zufall
    Wir sprechen offensichtlich über die Mechanisierung der Kreativität. Aber ist das nicht ein Widerspruch in sich? Beinahe, aber nicht ganz. Kreativität ist die Essenz dessen, was nicht mechanisch ist. Und doch ist jeder kreative Akt mechanisch — es gibt genauso eine Erklärung dafür wie für einen Schluckauf. Das mechanische Substrat der Kreativität ist vielleicht verborgen, aber es existiert. Umgekehrt gibt es in flexiblen Programmen, sogar heute schon, etwas Unmechanisches. Das ist vielleicht noch nicht kreativ, aber wenn Programme für ihren Schöpfer aufhören transparent zu sein, dann hat man einen ersten Schritt in Richtung auf die Kreativität getan.
    Die Vorstellung ist weit verbreitet, daß Zufall einen unverzichtbaren Bestandteil kreativer Tätigkeit bilde. Das mag zutreffen, hat aber mit der Mechanisierbarkeit oder vielmehr: Programmierbarkeit! — von Kreativität nichts zu tun. Die Welt ist ein gigantischer Haufen von Zufällen; wenn man etwas davon im eigenen Kopf widerspiegelt, absorbiert dieser etwas von dieser Zufälligkeit. Die Auslösemuster von Symbolen können daher auf Wege führen, die anscheinend völlig dem Zufall überlassen sind, einfach weil sie aus dem eigenen Wechselspiel mit einer verrückten, zufälligen Welt herrühren. Genauso kann das auch bei Computerprogrammen sein. Zufälligkeit ist eine dem Denken innewohnende Eigenschaft, nicht etwas, was „künstlich inseminiert“ werden müßte, sei es durch — Würfel, zerfallende Atomkerne, Tabellen von Zufallszahlen usw. Es ist eine Beleidigung der menschlichen Kreativität, wenn man annimmt, daß sie auf solch willkürlichen Quellen beruht.
    Was uns als Zufall erscheint, ist oft das Ergebnis davon, daß man etwas Symmetrisches durch einen „schiefen“ Filter betrachtet. Ein elegantes Beispiel lieferte Salviati mit seinen zwei Arten, die Zahl π/4 zu betrachten. Obgleich die Dezimalentwicklung von π/4 nicht eigentlich zufällig ist, ist sie doch so zufällig, wie für die meisten Zwecke nötig. Sie ist „pseudozufällig“. Die Mathematik ist voll von Pseudozufälligkeit — mehr als genug, um alle Möchtegern-Kreativen auf alle Zeiten damit einzudecken.
    Genau wie die Wissenschaft auf allen Stufen und zu jeder Zeit durchdrungen ist von „begrifflichen Revolutionen“ so ist das individuelle Denken völlig durchsetzt mit kreativen Akten. Sie finden sich nicht nur auf der höchsten Stufe; sie sind überall. Die meisten sind geringfügig und millionenfach gemacht worden, aber sie sind enge Verwandte der kreativsten und innovativsten Akte. Die Computerprogramme von heute erzeugen anscheinend nicht viele kleine „Schöpfungen“. Was sie allenfalls verrichten, ist noch immer ganz „mechanisch“. Das bestätigt einfach die Tatsache, daß sie der Simulierung unseres Denkens noch nicht fähig sind — aber sie nähern sich ihr.
    Vielleicht ist es ein Sinn für Schönheit, Einfachheit und Harmonie, der sehr kreative Ideen von den gewöhnlichen trennt. Ich habe eine Lieblings-„Meta-Analogie“, den Vergleich von Analogien mit Akkorden. Die Idee ist einfach: Oberflächlich ähnliche Ideen sind oft nicht nahe miteinander verwandt, und nahe verwandte Ideen sind oft an der Oberfläche verschieden. Die Analogie zu Akkorden ergibt sich ganz natürlich: Physikalisch eng beieinanderliegende Noten stehen sich harmonisch nicht nahe (z. B. E-F-G); und harmonisch eng benachbarte Noten sind

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